Restaurants

Das Restaurant Baldon verliert seinen Standort im Lobe-Block

Ab Januar führen die Inhaberinnen Jessica Sidon und Cäcilia Baldszus ihr Projekt vorerst ortlos weiter, denn dem Restaurant Baldon wurde im Lobe Block der Mietvertrag gekündigt. Das erzählt viel über ein Missverständnis zwischen der Gastronomie und der Stadt.

Wir würden unbedingt noch einmal hingehen: Jessica Sidon (l.) und Cäcilia Baldszus im Baldon. Foto: Richard Pflaume

Das Restaurant Baldon: Fast zu schön, um wahr zu sein

Diese Nachricht hat mir doch glatt den Appetit verschlagen. Schließlich war das Restaurant Baldon vor zwei Jahren unsere liebste Neueröffnung in der tip-Speisekarte. Als Tageslokal gestartet, haben Cäcilia Baldszus und Jessica Sidon ihre Vorstellung einer achtsamen, produktnahen Küche schon bald in laue Weddinger Abende geweitet. Überhaupt schien diese Konstellation beinahe zu schön um wahr zu sein. Eine Künstlerin aus London baut auf einer Brache am Gesundbrunnen ein betonbrutalistisches Haus für die Kunst und die Kreativen und gewinnt dafür den Architekten Arno Brandlhuber, Pionier der recycelten Stadt. Dort zieht mit dem Baldon ein Restaurant ein, deren Betreiberinnen in der zeitgenössischen Kulinarik genauso heimisch sind wie im Kulturleben Berlins.

Ab Januar geht diese schöne Geschichte nun nicht mehr weiter. Hausherrin Olivia Reynolds hat den Mietvertrag des Baldon nicht verlängert. Die Stadt verliert ein sehr gutes, lässiges und zeitgenössisches Lokal. Und 15 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.

Unverständnis und Eitelkeiten Schuld am Baldon aus

Was war also geschehen? Ein Restaurant Baldon hatte sich etabliert. Und sich dann durch die Pandemie geschlängelt. Es hatte ein Bezirk auf den kulinarischen Stadtplan gebracht, der, so heißt es, immer irgendwie im Kommen ist. Das Baldon war in vieler Munde, wurde viel fotografiert.  Auch das, sagt Jessica Sidon, sei wohl zu einem Teil des Problems geworden: „Als wir zum Spaß ein eigenes Baldon-Shirt gemacht hatten, kam von unserer Vermieterin der Hinweis, dass auf dem Shirt ja nicht Lobe-Block stehen würde.“ Der berühmte Architekt, das bekannter werdende Lokal, Eitelkeiten. Auch mit Arno Brandlhuber, so hört man, habe sich Olivia Reynolds nicht im Besten getrennt.

Vor allem aber fehlte das Verständnis dafür, was es heißt, ein Restaurant zu führen und nachhaltig aufzubauen. „Macht doch mal Müsli für die Yoga-Leute, hieß es etwa oder dass unsere Mittaggerichte gut zehn Euro zu teuer seien“, sagt Jessica Sidon, „dabei sind wir uns doch einig, dass immer nur billig in diesen Zeiten nicht die Lösung sein kann.“ Auch Hochzeiten oder Feiern, im Schnitt einmal im Monat, gehörten zur üblichen Kalkulation eines funktionierenden kulinarischen Betriebes. Die kulinarische Lösung im Lobe Block soll nun werden: ein veganes Tagescafé.

Ortlos in die nahe Zukunft

Baldszus und Sidon wollen ihr Projekt Baldon erst einmal ortlos weiterführen, für Caterings, für Pop-up-Projekte. Am Sonntag, den 14. November, gab es schon mal einen vielversprechenden Vorgeschmack bei einem Brunch im Funkhaus in der Nalepastraße, gemeinsam mit der spektakulär guten BBQ-Küche Ember. Dem kulinarischen Berlin wünschen sie derweil Vermieter:innen mit Empathie und Verständnis für eine Branche, die die Atmosphäre der Stadt wie keine andere prägt. Ihr Restaurant konnte derweil auch eine Petition der übrigen Mieter:innen nicht retten.

  • Baldon Böttgerstraße 16, Wedding, Di–Fr 10–16 Uhr, Sa&So 11–16 Uhr, Do-Sa 18–0 Uhr, noch bis Ende Dezember, www.baldon.berlin

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