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Kinos in Berlin: Gute Gründe für regelmäßige Ausflüge in Filmwelten

Eigentlich sollte es gerade in Berlin drin sein, regelmäßig ins Kino zu gehen. Doch ist der Hintern erst auf der Couch platziert, sucht der Kopf bereits nach Ausreden. „Zu teuer“, „Zu anstrengend“, „Ich hab doch Netflix“. Auch schönes Wetter ist ein Vorwand, ob es nun Zuhause ausgesessen oder in Parks auf ungemütlichen Böden „genutzt“ wird. Dabei gibt es einige gute Gründe, in eines der vielen Berliner Kinos zu gehen. Wir stellen sie euch vor.


Schutz vor der Sonne

Der gleißende Feuerball am Himmel steht für Gefahr. In einem der Berliner Kinos seid ihr sicher. Foto: Imago/NurPhoto

Kaum brechen erste Sonnenstrahlen durch die Wolken, nehmen Menschen gefühlt eine evolutionäre Ausfahrt in Richtung Pflanzenwelt. Photosynthese! Doch durch die Sonne produzieren Säuger keinen Sauerstoff, sondern Krebszellen. Im schlimmsten Fall. Dann noch Schwindel durch Hitze, immerzu schwitzen, die Augen verkniffen, das ist doch nicht schön. Von den Mücken-, Wespen-, Bienen- und Bremsenstichen ganz zu schweigen. Im Kino werdet ihr verschont, schützt dazu eure Haut vor UV-Strahlen. Auch verreisen braucht ihr nicht, die Leinwand bringt euch überall hin, sei es Casablanca, Las Vegas oder Marseille, um einen Bruchteil zu nennen. Treibt’s euch doch in die Sonne mit all ihren Gefahren, dann probiert’s mit einem der vielen Berliner Freiluftkinos.


Spannender als Bundesliga

Der Arme ist auf einen Legostein getreten. Foto: Imago/Steffen Kuttner

Es mag verlockend sein, in einer gesichtslosen Menge gebetsmühlenartig ein paar Millionären Mut zuzubrüllen. Doch spätestens wenn euch der erste auf die Füße kotzt, wird es Zeit, ein paar Lebensentscheidungen zu hinterfragen. In einem Kino wäre euch das nicht passiert. Auch nicht, dass euch ein Fan der Gegenseite via Faustschlag auf eine vermeintliche Fehlentscheidung bezüglich der Vereinszugehörigkeit aufmerksam macht. Und am wenigsten, dass das gezeigt Spektakel langweilig wird. Garantieren können wir euch das zwar nicht, aber 90 Minuten plus Verlängerung ein paar blutleere Fußballsternchen beobachten, wie sie lieblos übers Feld traben, kommt durchaus häufiger vor als ein schlechter Film. Letzterer kann euch allerdings noch etwas mitgeben – und sei es nur Geschmacksjustierung.


In der Hauptstadt gibt es Kinos an jeder Ecke

Berlin hat viel Liebe für Kinos übrig. Foto: Imago/Future Image

Rund 90 Kinos finden sich in Berlin. Einwohner:innen müssen sich als für einen Film nie allzu weit weg von ihrem Zuhause bewegen. Es gibt viele Kinos in Wedding, viele Kinos in Mitte, viele Kinos in Friedrichshain. Probiert euch durch euren Bezirk, es lohnt sich.


Geht auch ganz allein

Alleine ist ein Kinobesuch am schönsten. Ja, auch in Berlin. Foto: Imago/agefotostock

Ein Besuch im Kino ist kein Gemeinschaftsevent. Zwar ist es schön, wenn ein Film in abschließenden Diskussionen gipfelt. Nötig ist das aber nicht, geschweige denn ein Muss. Auch wenn ihr im Saal mit anderen Menschen zusammengepfercht werdet, entsteht dort eine intime Atmosphäre. Ihr lasst euch ein, taucht ab, lasst euch berauschen. Tauscht ihr nicht ständig Blicke mit eurer Begleitung aus, funktioniert das umso besser. Eskapismus geht nicht mit Anker. Löst euch vom Ballast, zieht alleine los, lasst euch auf das Gezeigte ein, spielt Kino-Eremiten. Und falls Dating ein Thema ist: Sind wir ehrlich, Knutschen im Kino macht seit langem niemand mehr, von Sex ganz zu schweigen. Ein Trend, der wahrscheinlich aus dem Unterhaltungskino stammt. Denn mal ehrlich: Habt ihr schon einmal eine Sexszene zwischen Marvel-Figuren gesehen?


Es gibt immer was Neues zu entdecken

So hell! Foto: Imago/Future Image

Im Kino läuft immer was. Natürlich könnt ihr warten, bis die Cineplex-Tröge mit Comicbrei aufgefüllt werden, ist ja alle zwei Monate der Fall. Oder aber, ihr probiert etwas Neues aus, schaut vielleicht in weniger bekannte Berliner Kinos, die eben alle namentlich nicht mit „Cine“ beginnen. Dort gibt es großartige Streifen, solche, die nicht nur snobistische Feuilletonjournalisten abfeiern wie Schampus und Brahms. Die allerdings auch selten Massenpublikum finden, weil meist das Werbebudget fehlt.


Besser als Streamingportale

Wie dramatisch Netflix statt Kino sein kann, verdeutlich dieses Schwarzweißbild. Foto: Imago/photothek

Natürlich könnt ihr von einer Binge-Watch-Orgie zur nächsten ziehen; ihr könnt euch durch die flechtenartig wachsenden Kataloge wühlen, bis ihr Blasen bekommt; euch in das nächste schmutzig klebrige Serienevent mit Skandalcharakter stürzen, solange mittelmäßige Filme schauen, bis euer Anspruch nicht über „ist doch voll okay“ hinausgeht. Und so verlernt ihr, euch auf etwas einzulassen, springt von Serie zu Film, von Film zu Serie. Manches schaut ihr zu Ende, vieles nicht. Häufig besteht noch die Gefahr, dass ihr nebenher aufs Smartphone schaut, etwa um Schauspieler:innen zu googeln, womit ihr das Gezeigte zur Second-Screen-Erfahrung degradiert. Im Kino könnt ihr wiederum euer Schauverhalten trainieren. Die Wahrscheinlichkeit, etwas „Gutes“ zu sehen, ist zudem deutlich höher.


Einziger Nachteil: Kinos sind unbequem, vor allem für große Menschen

Nur ganz vorne und an den Rändern kann Kino auch für größere bequem sein. Foto: Imago/Elmar Gubisch

Leider. Anders als zuhause herrscht im öffentlichen Raum der gesamtgesellschaftliche Konsens, dass die Schuhe an bleiben. Ebenso sind die Sitze häufig zu eng, das Komfortversprechen der Multiplexkinos greift ab einer Körpergröße von 180 Zentimeter nicht mehr. Nach zwei Stunden schmerzen die Knie, der Hintern wird schwitzig, bei einem Platz vor der Leinwand zwickt zudem der Nacken. Die Lösung: Je nach Gebrechlichkeitsgrad könnt ihr euch ein Nackenkissen einpacken, einen Platz außen suchen, sodass ihr die Beine ausstrecken könnt. Gegen den schwitzigen Hintern können wir nichts machen. Ohne Leid keine Kunst, gilt wohl auch für die Rezipienten.


Mehr zum Thema

Die Hauptstadt hat natürlich viele Lichtspielstätten, manche sind jedoch besser als andere. Die unserer Meinung nach besten Berliner Kinos findet ihr hier. Falls ihr noch ein paar Filmschätze sucht, findet ihr hier einen kleinen Rückblick zum Filmfestival in Cannes 2022. Noch mehr findet ihr in unserer „Kino & Streaming“-Rubrik.

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