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Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Alle Infos zum Kriegsmahnmal

Sie ist Gotteshaus und Gedenkstätte zugleich: Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlins erinnert mit ihrem prägnanten Turm an die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und mahnt zum Frieden. Das bedeutende Wahrzeichen im Westen der Stadt ist ein Anziehungspunkt für Gläubige genauso wie für Menschen mit einem Faible für Geschichte und Architektur. Wir geben euch einen kleinen Einblick in die Geschichte und alle wichtigen Infos für euren Besuch.

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Foto: Imago/Schöning

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche schon immer auch als Denkmal gedacht

Geschichte Von Anfang an war die Gedächtniskirche nicht als reines Gotteshaus, sondern auch als Denkmal geplant. Auf Wunsch Kaiser Wilhelms II. sollte sie als Gedenkstätte zu Ehren seines Großvaters, Kaiser Wilhelm I., dienen. Dieser galt aufgrund des errungenen Sieges im Jahr 1871 über Frankreich im deutsch-französischen Krieg ironischer Weise als „Friedenskaiser“. So wurde am 22. März 1891, dem Geburtstag Kaiser Wilhelms I., der Grundstein für den Bau der Kirche gelegt.

Der neoromantische Stil wurde zum Vorbild für den Bau einiger umliegender Gebäude. Foto:imago images/Arkivi
Der neoromantische Stil der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde zum Vorbild für den Bau einiger umliegender Gebäude. Foto: Imago/Arkivi

Der Entwurf des Architekt Franz Schwechten, der zuvor bereits für den Bau den Anhalter Bahnhofs verantwortlich war, sah einen Bau im Stil der Neoromatik vor. Vier Jahre dauerten die Bauarbeiten und verschlangen 6,8 Millionen Reichsmark. Mit seinen fünf Türmen entfaltete das Gebäude auf der Tauentzienstraße damals einen monumentale Wirkung. Für die Fassade wurde bewusst Tuff aus der Eifel verwendet, um den romanischen Kirchen im Rheinland nahe zu kommen. In der Eingangshalle zeigte ein Bildzyklus das Leben Wilhelms I. und Schlachtszenen von 1870/71 und nicht, wie bei Kirchen üblich, christliche Symbolik.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Glockengeläut und Wolfsgeheul

Monumental gedacht wurde auch bei der Herstellung der fünf Kirchenglocken. Mit ihren drei bis dreizehn Tonnen wurden sie an Größe und Gewicht damals nur von denen im Kölner Dom übertroffen. Das Geläut der Glocken soll sogar so laut gewesen sein, dass die Wölfe im Zoologischen Garten unruhig wurden und mitheulten.

Bei einem massiven Bombenangriff durch die britischen Alliierten auf Berlin im November 1943 geriet der Dachstuhl über dem Kirchenschiff in Brand, woraufhin die Spitze des Hauptturmes abknickte. Wie viele andere Orte der Stadt, war damit auch die Gedächtniskirche zerstört. Damals versprach die NS-Führung noch, dass man die Kirche in all ihrer Pracht wieder aufbauen werde. Schließlich galt sie als Symbol des wilhelminisch-deutschen Nationalstolzes – ein Grund, warum sich die Siegermächte mit der Idee eines Wiederaufbaus nach Kriegsende schwer taten. So überließen sie das Gebäude in den folgenden Jahren dem Verfall. Erst 1956 wurden die verbliebenen Gebäudereste bis auf die 71 Meter hohe Turmruine abgetragen.

Die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Juli 1945. Foto: No 5 Army Film & Photographic Unit, Imperial War Museum, UK,

Widerstand gegen den Abriss der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche Architekturwettbewerbe für die Um- und Neugestaltung der Stadt ausgerufen und zogen teils heftige Kontroversen nach sich. So auch bei der Gedächtniskirche. Der Siegerentwurf des Architekten Egon Eiermann für einen Neubau sah zunächst einen Abriss des alten Turms vor. Nach immensen Protesten seitens der Berliner Bevölkerung fand man schließlich einen Kompromiss: Die Turmruine sollte als Mahnmal gegen den Krieg erhalten bleiben und von einem modernen Kirchengebäude samt Glockenturm und kleiner Kapelle umgeben werden. 1961 wurde die fertige Kirche eingeweiht.

Gabriel Loire ließ sich von den Glasfenstern in der Kathedrale von Chartre inspirieren. Foto: imago images/imagebroker
Gabriel Loire ließ sich für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von den Glasfenstern in der Kathedrale von Chartre inspirieren. Foto: Imago/imagebroker

Charakteristisch für die neuen Gebäude sind die gerasterten Fassaden, die aus insgesamt 20.000 einzelnen Glasfenstern des französischen Glaskünstlers Gabriel Loire bestehen. Diese kreieren im Inneren der Kirche ein eindrückliches Licht- und Farbenspiel.

Neben dem Auferstehungschristus des deutschen Bildhauers Karl Hemmeter gehört zur Ausstattung des Kirchenraumes die Stalingradmadonna. Diese Zeichnung einer Mutter mit Kind fertigte der Lazarettarzt Kurt Reuber zu Weihnachten 1942 in der Schlacht von Stalingrad an. Sie kam mit dem letzten Transportflugzeug aus der Kesselschlacht nach Deutschland.

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz 2016 wurde das Denkmal „Goldener Riss“ geschaffen. Auf den Treppenstufen zum Podium der Kirche sind die Namen der Opfer eingraviert. Mit Blumen und Grablichtern wird hier jedes Jahr an die Opfer des Anschlags gedacht.

Die Gedenkstätte vor der Gedächtniskirche erinnert an die Opfer des Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz. Foto: Imago/IPON

Wichtige Infos für den Besuch der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Fun Fact Berliner:innen haben ein Faible dafür, markanten Bauwerken in der Stadt einen Spitznamen zu verleihen. So wird das achteckige Kirchengebäude samt dem neuen Glockenturm auch „Lippenstift und Puderdose“, die Turmruine „Hohler Zahn“ genannt.

Öffnungszeiten Die Kirche ist von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags bis 17 Uhr und sonntags von 11.30 bis 17 Uhr. Die Gedenkhalle ist wegen der Corona-Bestimmungen bis auf Weiteres geschlossen (Stand Februar 2022). Gottesdienste finden samstags um 18 Uhr und sonntags um 10 und 18 Uhr statt.

Auch ein geführter Besuch ist möglich. Aufgrund der Corona-Pandemie finden allerdings bis auf Weiteres keine Führungen statt (Stand Februar 2022). Normalerwiese habt ihr die Wahl zwischen zwei verschiedenen Führungen, die in Gruppen bis maximal zehn Personen stattfinden und kostenlos sind (um eine Spende wird gebeten). Eine Tour führt in den Ruinenturm – das Erklimmen der 113 Treppenstufen inklusive. Die zweite Führung beschäftigt sich mit dem Geheimgang zwischen den beiden Glaswänden der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Hier kommt ihr den Glasfenstern ganz nahe und könnt sehen, wie das Gebäude durch ausgefeilte Lichttechnik zum Leuchten gebracht wird. Auch individuelle Führungen, beispielsweise zur Orgelanlage, sind möglich. Allerdings sind diese nicht kostenlos. Hier eine Preisliste aller individueller Führungen.

Liebhaber von Kirchenmusik können jeden Samstag ab 18 Uhr Bachkantaten lauschen oder beim sogenannten Orgelvesper die Klangkraft der von Karl Schuke erbauten Orgel erleben. Der Eintritt ist kostenlos, aber möglich ist das Musikprogramm nur durch Spenden.

Der Weihnachtsmarkt um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Foto: Imago/Ritter

Ein Blick in den Veranstaltungskalender der Gedächtniskirche lohnt sich auch für Berliner:innen. Denn in der Gedächtniskirche finden neben speziellen Gottesdiensten und Konzerten auch Vorträge und Gespräche zu religiösen sowie gesellschaftspolitischen Themen statt. Alle Informationen, auch zu allen Veranstaltungen und Führungen, findet ihr online.

Anfahrt Es gibt kostenpflichtige Parkmöglichkeiten in der Nähe. Buslinien wie der 100er und 200er halten direkt an der Kirche. Unweit ist der geschichtsträchtige Bahnhof Zoo mit vielen Bus-, S-Bahn-, U-Bahn- und Regionalanschlüssen.

In der Nähe Das Kaufhaus des Westens gehört zu den wohl bekanntesten Kaufhäusern des Landes, der Kurfürstendamm hat sich mit den Jahren verändert, ist aber weiter vor allem in Richtung Westen noch immer eine vornehme Einkaufsmeile. Angrenzend ist neben dem modernen Einkaufszentrum Bikini, unter anderem mit einer tollen Rooftop-Bar mit Blick auf die Kirche, auch der Berliner Zoo und das dazugehörige Aquarium.

  • Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Charlottenburg, Breitscheidplatz, Führungen auf Spendenbasis und mit Voranmeldung: Mo-Sa, mehrmals täglich, „Geheimgang durch das blaue Licht“ und „Alter Turm: Einblicke in die Ruine“, aktuell keine Führungen aufgrund der Corona-Regeln (Stand Februar 2022)


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