Sehenswürdigkeiten

Konzerthaus Berlin: Klassische Musik am Gendarmenmarkt

Konzerthaus Berlin: So lautet die Inschrift auf dem von gigantischen Säulen getragenen Vordach des ehemaligen Schauspielhauses. Die ausladende Freitreppe lockt die Gäste zu klassischer Musik ins Konzerthaus – auch wenn der Einlass meist durch die Kutschendurchfahrt erfolgt. Bei uns bekommt ihr Infos für den Besuch, Wissenswertes zur Geschichte, den Sälen und dem Konzerthausorchester.

Auf dem Platz wurde 1871 feierlich das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas enthüllt: Alle wichtigen Persönlichkeiten waren eingeladen – nur die Leitung des Konzerthauses wurde vergessen. Foto: Imago / Jürgen Ritter

Konzerthaus: Schinkel baute es als Königliches Schauspielhaus

Geschichte Der Architekt Karl Friedrich Schinkel war einer wichtigsten Architekten Preußens. Er entwarf 1818 das klassizistische Konzerthaus zunächst als Königliches Schauspielhaus – ein Tempel für Apollo, den Gott der schönen Künste, der auf der Dachspitze in seinem Greifenwagen in die Lüfte prescht. 1821 öffneten sich die Vorhänge zum ersten Mal: für Goethes Drama Iphigenie auf Tauris. Und ein paar Jahre später hörte das Berliner Publikum gar nicht mehr auf zu applaudieren, als Carl Maria von Webers Freischütz seine Uraufführung im Schauspielhaus feierte.

Vor mehr als 100 Jahren flanierten die Gäste noch über den Gendarmenmarkt, um sich im Schauspielhaus eine Theateraufführung anzusehen. Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann

Der Nationalsozialismus wirft seine Schatten auf das Schauspielhaus

Nach Gustav Gründgens Intendanz in den 1930er und frühen 1940er Jahre wurden im Zweiten Weltkrieg große Teile des Gebäudes zerstört. Durch Bombenangriffe, aber auch durch andere Umstände, existieren viele kulturelle Häuser heute nicht mehr.

Die SED-Führung ließ das Konzerthaus in den 1970er und 80er Jahren zumindest außen originalgetreu rekonstruiert. Der damalige Platz der Akademie, also der Gendarmenmarkt, sollte ein kulturelles und wissenschaftliches Zentrum werden. Auch für das Schauspielhaus hatte die Regierung der DDR Pläne: Aus dem ehemaligen Theater sollte ein Konzerthaus für den Osten Berlins werden. Die umfangreichen Ideen für den Gendarmenmarkt ließen sich allerdings nur teilweise umsetzen. Was heute stattdessen auf dem Gendarmenmarkt los ist, lest ihr hier.

Das ehemalige Schauspielhaus: Konzertsaal mit Theatertradition

Während die Fassade wieder zu dem wurde, was sie einst war, sieht das Innere heute ganz anders aus: Die Entwürfe halten sich zwar an den klassizistischen Schinkel-Stil, sind aber eine Neuschöpfung aus den 1970ern. Bei all den Marmorverzierungen fällt das gar nicht auf, wenn man durch die ehemalige Kutschendurchfahrt ins Foyer tritt. Schon hier ist alles sehr nobel, dabei hat man den Großen Konzertsaal noch gar nicht gesehen: 14 prunkvolle Kronleuchter hängen von der Decke – an den detailreichen Deckenverzierungen kann man sich kaum satt sehen. Im Parkett und in den zwei Rängen bietet der Saal beinahe 1.700 Plätze und 38 berühmte Komponisten sind dauerhaft zu Gast: An den Wänden reihen sich unter anderen Büsten von Bach, Händel, Bartók und Schostakowitsch.

Der Große Saal im Konzerhaus gilt als einer der besten symphonischen Konzertsäle weltweit. Foto: Felix Löchner/Sichtkreis

An so manch einem Abend tönt im Konzerthaus Musik aus allen drei Konzertsälen

Insgesamt befinden sich im Berliner Konzerthaus drei Veranstaltungssäle: der Große Saal, der kleine Saal und der Werner-Otto-Saal. Wenn in den drei Konzertsälen gleichzeitig Veranstaltungen stattfinden, ist ganz schön was los im großen Haus: Kaum schließen sich bei Konzertbeginn die Türen zum Großen Saal, beginnt der Einlass für ein Konzert im Werner-Otto-Saal. Den ehemaligen Probenraum des Konzerthausorchesters mit seinen schrillen Stühlen in violett, orange und rot kann man seit 2003 in eine Black Box verwandeln.

Der Werner-Otto-Saal war bis 2003 ein Probensaal des Konzerthausorchesters. Finanziert von dem Unternehmer Werner Otto wurde der Saal zum Veranstaltungssaal umgebaut. Heute wird er vor allem für zeitgenössische Konzerte oder Musiktheateraufführungen verwendet. Foto: Sebastian Runge

Der Kleine Saal im Konzerthaus: Geheimtrick für bessere Akustik

Fun Fact Schon mal für ein Konzert im Kleinen Saal gewesen? Pastelltöne in zartem Rosa und Türkis tauchen den Saal in eine liebliche Atmosphäre, die einen süßlichen Odem verströmt – Moment, das geht jetzt zu weit. Ein bisschen kitschig ist der Saal schon. Ist euch aufgefallen, dass das Bild an der hinteren Wand des Saals ein wenig schräg hängt? Das darf eigentlich nicht sein, ist hier aber tatsächlich Absicht. Neben seiner dekorativen Funktion sorgt das Bild vor allem für eine bessere Akustik: Die Schräge leitet die Schallwellen so, dass sie nicht sofort wieder reflektiert werden, und verhindert damit ein Echo.

Der Kleine Saal des Konzerthauses eignet sich mit seiner Guckkastenbühne nicht nur für Konzerte. Er bietet auch die Möglichkeit, kleine Theaterinszenierungen aufzuführen. Foto: Sebastian Runge

Das Konzerthausorchester setzt sich ein für die folgende Generation

Das hauseigene Orchester ist in den 1960er und 70er Jahren noch als Berliner Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Kurt Sanderling international bekannt geworden. Heute spielt das Konzerthausorchester mehr als 100 Konzerte pro Saison im Konzerthaus und auf Tourneen und Festivals. Mit der Kurt-Sanderling-Akademie fördert das Orchester talentierte Nachwuchsmusiker:innen.

Seit 2019 ist Christoph Eschenbach Chefdirigent des Konzerthausorchesters. Seine Nachfolgerin soll Joana Mallwitz werden. Foto: Marco Borggreve

Wichtige Infos für den Besuch des Konzerthauses

Anfahrt Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Konzerthaus bequem erreichbar: In unmittelbarer Nähe befinden sich die U-Bahnhöfe Hausvogteiplatz (Linie U2), Stadtmitte (Linien U2 und U6) und Unter den Linden (Linie U5 und U6). Wer nichts gegen einen kleinen Spaziergang durch Mitte hat, kann auch vom S-Bahnhof Brandenburger Tor (S1, S2, S25) oder dem S- und U-Bahnhof Friedrichstraße laufen. Außerdem halten die Buslinien M48, 100, 147 und 200 in der Gegend.

Für diejenigen, die mit dem Auto anfahren, eignet sich die Contipark Tiefgarage Friedrichstadt-Passagen: Für Konzerthausgäste gibt es einen Park-Tarif für 5,50 für sechs Stunden.

Aktuelle Informationen und das Programm vom Konzerthaus Berlin findet ihr hier.

In der Nähe Das Konzerthaus Berlin liegt in Mitte – direkt am Gendarmenmarkt. Den Französischen und Deutschen Dom kann man besichtigen. Nicht weit entfernt liegen auch die Museumsinsel in die eine und das Brandenburger Tor in die andere Richtung. Kulturell ist hier einiges los, aber auch kulinarisch: Vom Nobelrestaurant Borchardt über die mondäne Newton Bar bis zum Augustiner Bräu, das Tourist:innen einen Abstecher in einen bayrischen Biergarten in der Hauptstadt ermöglicht.

  • Hugenottenmuseum Gendarmenmarkt, Französischer Dom, Informationen online, 030/206 1649 41
  • Borchardt Französische Straße 47, Informationen online, 030/818 862 62
  • Newton Bar Charlottenstraße 57, Informationen online, 030/202 954 21
  • Augustiner am Gendarmenmarkt Charlottenstraße 55, Informationen online, 030/204 540 20

Mehr erleben in Berlin

Berlin hat ein vielfältiges Angebot für musikalische Ohren. Hier spielt die Musik: 12 Orte für klassische Konzerte in Berlin. Für den Appetit nach einem schönen Konzertabend haben wir hier die besten Empfehlungen für euch: Gute Restaurants in Mitte – Von schnell und lecker bis zum Edel-Menü. Nirgendwo in der Stadt gibt es so viele Sehenswürdigkeiten wie in Mitte. Das sind die 12 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Berlin – die ultimative Touri-Checklist.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad