Animations-Dokumentarfilm

„Another Day Of Life“ im Kino

Seit der israelische Regisseur Ari Folman vor gut zehn Jahren mit dem Animations-Dokumentarfilm „Waltz with Bashir“ seine sehr individuelle Aufarbeitung des Libanonkriegs in die Kinos brachte, hat sich dieser doch sehr spezielle Hybrid als Filmgattung fest etabliert.

Wueste Film/ Pandora Film

Auch die Regisseure Raúl de la Fuente und Damian Nenow verwenden ihn nun, um eine persönliche Geschichte zu erzählen: Basierend auf dem Tatsachenroman „Wieder ein Tag Leben“ von Ryszard Kapuściński schildert ihr Film die Reise des bekannten polnischen Journalisten und Schriftstellers in das vom Bürgerkrieg geschüttelte Angola kurz vor der Unabhängigkeitserklärung im November 1975. Dort war die Lage zusehends unübersichtlich geworden: Die marxistisch orientierte Befreiungsbewegung MPLA kämpfte gegen die Rebellen der von den USA unterstützten UNITA und FNLA, ein Einmarsch Südafrikas und das Eingreifen kubanischer „Berater“ stand kurz bevor.

Kapuścińskis Trip in den Süden des Landes wird zu einer Reise voller furchtbarer Kriegerlebnisse, aber auch von Begegnungen mit beeindruckenden Persönlichkeiten wie der Guerillera Carlota und dem MPLA-General Farrusco. Dass sich der MPLA-Sympathisant Kapuściński schließlich ganz auf deren Seite schlägt, bringt letztlich sein journalistisches Selbstverständnis ins Wanken.

Animationstechnisch beruht der Film auf mit Schauspielern gedrehten Realfilmaufnahmen, die anschließend abgezeichnet wurden; verwoben wurden die überwiegend realistisch gehaltenen Animationssequenzen sodann mit Interviews, in denen einige damalige Wegbegleiter des Journalisten ihre Erlebnisse schildern. Und das ist in diesem Fall deutlich eindrucksvoller als die Geschichte Kapuścińskis, der als Animationsfigur in einem politisch nie ganz eindeutigen Film so blass bleibt, wie er es in der Realität wohl nie war.

Another Day Of Life PL/E/B/D 2018, 86 Min., R: Raúl de la Fuente und Damian Nenow, Start: 4.4.

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