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Schachbox-Erfinder Iepe Rubingh ist mit 45 Jahren gestorben

2003 hatte der in Berlin lebende Aktionskünstler Iepe Rubingh das Schachboxen erfunden. Eine Sportart, die sich zunehmend etablierte. Nun ist er im Alter von 45 Jahren gestorben. Hier findet ihr in Erinnerung an Rubingh noch einmal das Interview, das anlässlich der vierten Schachboxmeisterschaft im Jahr 2012 entstanden ist.

Der Performance-Künster und Schachboxer Iepe Rubingh ist im Alter von 45 Jahren gestorben. Foto: Benjamin Pritzkuleit

Es gibt eine ganze Reihe von boxaffinen Intellektuellen, die Boxen als „Schach mit Fäusten“ bezeichnen. Sind Sie über diesen Vergleich zur Erfindung des Schachboxens gekommen?

Nein. Tatsächlich wurde ich von einem Comic dazu inspiriert, dem Comic „Äquatorialkälte“ von Enki Bilal. Darin sieht man zwei Personen zwölf Runden boxen und danach eine Großmeisterpartie Schach spielen.

Und wie sieht der Wechsel zwischen Boxen und Schach in einem echten Wettkampf aus?  

Jeder Wettkampf geht über elf Runden: sechs Runden Schach und fünf Runden Boxen, die sich jeweils abwechseln. Die erste Runde ist eine Schachrunde. Eine Schachrunde dauert immer vier Minuten. Dann kommt eine Minute Pause, der Schachspieler geht aus dem Ring und zieht Boxhandschuhe an. Dann wird drei Minuten geboxt. Hat man das überstanden, geht’s zurück in die Ecke, die Trainer ziehen ihren Schützlingen die Boxhandschuhe aus, beide setzen sich wieder an den Schachtisch und führen die Partie da fort, wo sie zuletzt aufgehört hatten. Man gewinnt schließlich durch Schachmatt, Knock- out, technisches K.?o., Aufgabe des Gegners oder weil der Gegner beim Schach zu viel Bedenkzeit gebraucht hat.

Wie groß ist die aktive Schachbox-Szene?

In unserem Berliner Schachboxverein trainieren etwas über hundert Mitglieder. Im Londoner Schachboxverein sind rund sechzig Mitglieder aktiv. Außerdem gibt es einen Verein im indischen Kalkutta und einen Verein in Krasnojarsk in Sibirien, da trainieren 40 Schachboxer, sie gehören zu den Besten der Welt. Die Russen haben sowohl das Boxen als auch Schach im Blut. Schließlich gibt es noch einen Verein in Los Angeles, und vor drei Monaten hat sich auch ein Schachboxverein in München gegründet.

Was erwartet die Zuschauer bei der 4. Berliner Schachbox-Meisterschaft am 28. Juli?  

Die ersten beiden Kämpfe werden von Leuten aus dem Berliner Schachboxverein bestritten, im Hauptkampf tritt dann Nils Becker gegen Tim Bendfield aus Kiel an. Beide sind sehr gute Schachspieler, außerdem gute Halbschwergewichts-Boxer. Das wird sehr interessant. Im Rahmenprogramm liest außerdem Helmut Kuhn – Autor des Romans „Gehwegschäden“, in dem Schachboxen ein Leitmotiv ist – vor den Kämpfen knackige Passagen aus einzelnen Kapiteln. Und vor dem Hauptkampf heizt das Electronic-Pop-Music-Duo Transformer di Roboter den Zuschauern ein.

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