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Mercedes-Benz Arena wird umbenannt: Uber übernimmt

Die Mercedes-Benz Arena wird im März 2024 einen neuen Namen erhalten. Und natürlich bleibt es nicht dabei, das ganze Vergnügungsquartier rundherum soll umbenannt werden: Am Uber Platz steht dann die Uber Eats Music Hall neben der riesigen Mehrzweckhalle für Sport und Konzerte, die fortan Uber Arena heißen soll.

Mercedes-Benz geht, bald wird die Halle hier Uber Arena heißen. Foto: Imago/Chromorange

Neuer Name für die Mercedes-Benz Arena

Es gibt Menschen, die sich beharrlich weigern, überhaupt anzuerkennen, dass die Arena an der Warschauer Straße mal diesen, mal jenen Namen hat. Für sie bleibt der Klotz schlicht die Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. Das ganze Areal war einst für den Bahnverkehr sehr wichtig, bevor die wilde Brache wie so viele Orte in Berlin vor allem für lange Technonächte unverzichtbar wurde – und dann die weltweit operierende Anschutz Entertainment Group einstieg, um dort ein Vergnügungsviertel zu errichten.

Dessen Herzstück heißt derzeit noch Mercedes-Benz Arena, war früher mal als O2 World bekannt, wie in London, wo Anschutz ein ganz ähnliches Quartier mit Mega-Halle gebaut hat, das vom Telefonriesen gesponsert wird. In Berlin steht rundherum noch die Verti Music Hall, das Kino dort ist mittlerweile Berlinale-Schauplatz, und ein Bowling-Zentrum gibt es auch. Die Fläche, auf der man sich herumtreibt, bevor der Einlass beginnt, heißt Mercedes-Platz.

An solche Formen des Sponsorings hat man sich schon längst gewöhnt. Sportfans haben nicht überall denselben Luxus der Neutralität wie in Berlin, wo sie im Olympiastadion oder an der Alten Försterei den Teams zujubeln können. Andernorts besucht man Orte, die so klangvolle Namen wie Lanxess-, Barclay-oder Allianz-Arena tragen, je nachdem, welches Unternehmen da auf große Werbewirksamkeit hofft. Man kann auch ganze Vereine bezuschussen, ohne dass es jemanden stört: Die Basketballprofis von Alba, die ihre Heimspielstätte in Friedrichshain haben, sind im Namen eines Entsorgungsunternehmens unterwegs, ihr Titelsponsor ist ALBA.

Man gewöhnt sich an alles

Besonders anstößig sind solche Patenschaften nicht, und weil Anschutz das komplette Areal bebaut hat, kann die Gruppe ohnehin tun und lassen, was sie will. Es ist wie mit Schottergärten vor Einfamilienhäusern, nur viel, viel größer. Das Viertel erhitzt dennoch die Gemüter, den langen Weg vom Ostgut bis zur East-Side-Eventisierung haben wir hier nachgezeichnet.

Nun steigt also Mercedes-Benz als Sponsor aus – und Uber steigt ein, auf den Autohersteller folgt ein US-Unternehmen, das Fahrdienstleistungen zur Verfügung stellt (und unter dem Namen Uber Eats auch Essen ausliefert). In Deutschland hat es zwar nicht so ganz geklappt, mit den disruptiven Start-up-Methoden die Taxibranche in die Knie zu zwingen, aber womöglich helfen Konzertabende in der Uber Eats Music Hall ja dabei, die Bekanntheit der Marke zu steigern.

Und vielleicht kann man in Zukunft wenigstens mit Rabatten rechnen, wenn man mit Uber statt mit der U1 zum Konzert nach Friedrichshain fährt. Das wäre dem ein oder anderen angesichts mittlerweile horrender Ticketpreise sicher recht. Wer an Rechtschreibung interessiert und öfter mal damit befasst ist, „Mercedes-Benz Arena“ oder „Mercedes Platz“ zu tippen, wird vom neuen Sponsor enttäuscht sein. Das in Marketingabteilungen so beliebte Leerzeichen anstelle eines Bindestrichs gehört weiterhin zum Auftritt: Die Uber Arena steht am Uber Platz.

Für den Stadtteil ändert sich mit neuen Verträgen bei Anschutz ansonsten wohl nichts, die Verwertungsmaschine frisst sich durch Friedrichshain, egal, was auf dem Klingelschild steht. Nur die Firmenverteilung der gesamten Stadtplanung im Quartier wird um ein paar Pointen reicher: Das designierte Uber-Viertel liegt im Schatten des dystopischen Amazon-Turms, nicht weit entfernt blickt man von Zalando-Bürokomplexen auf die Spree. Unternehmen, die unser Leben im Griff haben, Lieferdienst- und Lagerhaus-Logistik von A bis Z – bald mit Uber Eats in der Mitte. Deren große Konkurrenz heißt Wolt und hat die Deutschlandzentrale ganz in der Nähe, an der Stralauer Allee. Womöglich ärgert man sich dort im Management nun auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Aber das ehemalige Sony-Center, vielleicht Berlins prominentester Bau mit Riesenfirma im Namen, heißt schon seit 2023 nur noch „Center am Potsdamer Platz“, vielleicht bietet sich dort ja eine Kooperation an.

  • Mercedes-Benz Arena Mercedes Platz, Friedrichshain Ab 22.3.2024 Uber Arena Uber Platz, Friedrichshain, mehr Infos (und Visualisierungen von den zukünftigen Schriftzügen an den Bauten) hier

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