Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

Von Casablanca nach Karlshorst

Virtuell jederzeit besuchbar unter: www.museum-karlshorst.de.

Casablanca und Karlshorst: Diese beiden sich auf den ersten Blick so fremden Orte verbindet die Kapitulation Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. In Casablanca trafen sich im Januar 1943 Vertreter der Alliierten und einigten sich auf ein gemeinsames Kriegsziel: die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches sowie seiner Verbündeten Italien und Japan. Gut zwei Jahre später, im Mai 1945, unterzeichneten deutsche Militärs eben in Karlshorst die Kapitulationserklärung. Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa.

Die Sonderausstellung widmet sich den letzten beiden Jahren des Weltkrieges. Sie spannt den Bogen von der Konferenz in Casablanca bis zur bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands am 8. Mai 1945 im heutigen Museumsgebäude, dem Offizierskasino einer Wehrmachtskaserne, das bereits im April zum sowjetischen Hauptquartier geworden war. Trotz konfliktreicher Beziehungen untereinander hatte sich die Anti-Hitler-Koalition 1942 auf eine „Deklaration der Vereinten Nationen“ gegen den „Hitlerismus“ verständigt. Seitens des NS-Regimes sind diese letzten Kriegsjahre gekennzeichnet durch eine neuerliche Eskalation des Terrors in den besetzten Gebieten, aber auch im Deutschen Reich selbst.

Anhand dieser beider Erzählstränge gliedert sich nun die Ausstellung: Sie dokumentiert erstens die alliierten Bestrebungen der Anti-Hitler-Koalition, das nationalsozialistische Deutschland zu besiegen. Seit der Niederlage bei Stalingrad Anfang Februar 1943 befanden sich die Wehrmacht und ihre Verbündeten an der Ostfront in der Defensive. Die Rote Armee eroberte immer mehr Gebiete zurück. Seit den anglo-amerikanischen Operationen in Italien 1943 und in der Normandie 1944 bedrängten schließlich westalliierte und sowjetische Truppen das Deutsche Reich von Süden, Westen und Osten. Bei ihrem Vormarsch stießen die Soldaten auf vielfältige Spuren der deutschen Massenverbrechen. Sie befreiten diverse Konzentrationslager. Die Alliierten hatten sich darauf geeinigt, deutsche Verbrechen zu ahnden. Sie sammelten Beweisdokumente und ab 1944 bereitete die United War Crimes Commission Gerichtsverfahren vor.

Zweitens befasst sich die Ausstellung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, die in der letzten Kriegsphase begangen wurden. Diese sogenannten Endphasenverbrechen forderten mehrere hunderttausend Opfer. In den Gebieten, die die Deutschen noch kontrollierten, richtete sich die Gewalt vor allem gegen Häftlinge in Zwangsarbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslagern, gegen Kriegsgefangene und gegen Teile der sowjetischen Zivilbevölkerung. Einen weiteren Tatkomplex bildet die Räumung der Konzentrationslager durch die SS. Bei diesen, von den Häftlingen als Todesmärsche bezeichneten Verlegungen, starben zehntausende Menschen an Entkräftung, Hunger oder durch gezielte Morde. Zudem richtete sich die Gewalt des NS-Regimes zunehmend auch gegen deutsche Soldaten und Zivilisten selbst. Die Verbrechen in der Endphase des Krieges konnten erst durch das Eintreffen der alliierten Truppen beendet werden.

Die Ausstellung endet – analog ihrer inhaltlichen Dramaturgie – im historischen Kapitulationssaal, in dem am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa beendet worden war.

Auf der Website www.museum-karlshorst.de kann die Sonderausstellung „Von Casablanca nach Karlshorst“ jederzeit virtuell besucht werden. Viele Details – die Highlights der Ausstellung – sowie der historische Kapitulationssaal werden in einem 360-Grad-Rundgang vorgestellt. Zusätzlich präsentieren die Kuratorinnen einzelne Objekte und geben Einblicke in die Entstehung der Ausstellung. Auf der Website befinden sich des Weiteren Bilderserien historischer Fotos zur Kapitulation in Karlshorst und zum Kriegsende in Berlin 1945. Die meisten Angebote sind in fünf Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch, Ukrainisch und Französisch.

Zur Sonderausstellung „Von Casablanca nach Karlshorst“ erschien ebenfalls ein gleichnamiger dreisprachiger Begleitband mit Essays internationaler Autor*innen. Er ist über das Museum oder den Buchhandel für 18,00 Euro erhältlich. Ab voraussichtlich Spätsommer 2020 wird eine Veranstaltungsreihe zu „75 Jahre Kriegsende“ stattfinden, die den Zweiten Weltkrieg mit internationalen Gästen und Kooperationspartnern in globaler Perspektive in den Blick nehmen wird. Die Laufzeit der Ausstellung endet voraussichtlich im Februar 2021. Sie wurde finanziert durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst
www.museum-karlshorst.de

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