Splatterkomödie

„Why Don’t You Just Die“ im Kino

Physik- und Mathegenie, russischer Tarantino, Erfinder des „Appartement Western Gore“ – der 30-jährige Regisseur Kirill Sokolov gilt in Fachkreisen seit diesem nun auch in Berlin in die Kinos kommenden Spielfilmerstling als das kommende russische Regiewunder

Dropout Cinema

Matvei, der von Aleksandr Kuznetsov gespielte, überraschend widerstandsfähige Antiheld dieser bösartigen Splatterkomödie, steht eines Tages mit einem Hammer bewaffnet in Andreis (Vitaliy Khaev) Wohnung. Der Polizist riecht sofort den Braten, den Matvei will ihn kurzerhand ins Jenseits befördern. Andreis Tochter Olya (Evgeniya Kregzhde) zuliebe. Sie wurde vom Vater vergewaltigt. Matvei solle sie gefälligst rächen.

Es entwickelt sich ein in Retro-Bonbon-Farben getauchtes Gemetzel, gespickt mit Flashbacks, ausführlichem Zeitlupeneinsatz, überraschenden Wendungen und einem Music Score irgendwo zwischen Western und Cartoon Sounds. In diesem absurden Blut- und Bilderrausch entführt Sokolov den Zuschauer in ein menschlich verrottetes Russland, in dem jeder ohne Hemmungen die eigenen Bedürfnisse – meist Geld – gnadenlos zu befriedigen sucht. Sokolov spielt geschickt auf der Klaviatur der Stereotypen. der korrupte Bulle, die duldsame Ehefrau, der saufende Vater. Auch aus dem schon reichlich durchgenuddelten Topos der gnadenlos egoistischen und brutalen Lebensverhältnisse in Russland gelingt ein gemeines Kammerschockerspiel auf kleinstem Raum. Dabei sprengt er zugleich diesen mit entfesselter Montage und überraschenden Kameraeinstellungen. Sokolov reizt den Zuschauer immer wieder zum Lachen, mit der fiesen Gewissheit, dass dieses schnell im Hals verrottet. Ein interessantes und vielversprechendes Debut.

Why Don’t You Just Die RUS 2019, 100 Min, R: Kirill Sokolov, D: Aleksandr Kuznetsov, Vitaliy Khaev, Evgeniya Kregzhde, Mikhail Gorevoy, Start: 16.1.

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