Alte Dorfkerne findet man auch heute noch in Berlin, wenn man genau hinschaut. Kleine Überbleibsel der Geschichte mit Kirchturm, Teich und Häusern mit spitzen Dächern. Menschen siedeln seit Jahrhunderten in der Gegend, aber während Berlin über sich hinaus wuchs, blieb an manchen Stellen alles beim Alten. Von Marzahn bis Neukölln, von Marienfelde bis Pankow, kann man die alten Dorfkerne trotzdem noch bestaunen. Hier stellen wir 12 davon vor.
Alt-Marzahn

Inmitten von tristen Plattenbauten und eingerahmt von der lauten Landsberger Allee und der regen Allee der Kosmonauten findet sich dieses verkehrsberuhigte Kleinod. Wie die meisten Dörfer im Nordosten Berlins wurde Marzahn als Angerdorf um 1230 gegründet. Und seit dem 13. Jahrhundert stand hier immer auch eine Dorfkirche, die jetzige steht hier seit 1869.
Das andere schöne Gebäude auf dem Anger beherbergt das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf in der ehemaligen Dorfschule. Direkt dahinter steht das historische Gasthaus „Marzahner Krug“. Und mit noch etwas können die Marzahner punkten: Um die Ecke befindet sich die sehenswerte Marzahner Bockwindmühle, die Rekonstruktion eines Baus von 1815. Und: Die Mühle ist in Betrieb.
- Alt-Marzahn Marzahn, Busse M8 und 192
Alt-Marienfelde

Direkt neben dem schönen Gutspark Marienfelde mit seinen Spazierwegen ist er gut zu erkennen, der alte Dorfanger von Marienfelde. Dominiert wird er durch die grandios anzuschauende, fast 800 Jahre alte Dorfkirche, eine der ältesten in unserer Region.
Daneben befinden sich der Dorfteich und ein Kriegerdenkmal – ein Anblick wie in vielen Brandenburger Dörfern. Eingerahmt wird der Anger durch niedrige historische Gebäude und das Gutshaus von 1832 mitsamt seinen angrenzenden Gebäuden. Hier befindet sich auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
- Alt-Marienfelde Tempelhof, Busse M11 und M 77
Rixdorf und das Böhmische Viertel

Den vielleicht ungewöhnlichsten alten Dorfkern Berlins gibt es mitten im Szenebezirk Neukölln unweit der Karl-Marx-Straße. Bis 1912 trug Neukölln den Namen Rixdorf, rund um den heutigen Richardplatz befand sich das Dorfzentrum. Noch heute strahlt der verkehrsberuhigte Bereich eine gewisse Erhabenheit aus. Das liegt auch an der Dorfschmiede in der Mitte des Angers, erstmals urkundlich erwähnt 1624.
Die Schmiede ist in Betrieb. Etliche Cafés laden zum Verweilen ein, legendär: die riesigen Kalbsschnitzel im österreichischen Restaurant „Louis“ (Speisen zum Mitnehmen). Auch sehenswert: das seit 1894 hier beheimatete Fuhrunternehmen Gustav Schöne mit seinen Droschken.
- Rixdorf Neukölln, U-Bahnhof Karl-Marx-Straße
Alt-Tegel

Rund 800 Jahre alt ist das ehemalige Sackgassendorf Tegel. Aus dieser Zeit ist nichts mehr erhalten, die schöne Dorfkirche stammt von 1911. Davor sind aber drei weitere, ältere Gotteshäuser an dieser Stelle nachgewiesen. Im Zentrum von Alt-Tegel liegt der Otto-Dibelius-Platz, benannt nach einem Theologen.
Viele der Gebäude hier stammen aus dem 19. Jahrhundert, so etwa der Lehnschulzenhof Ziekow (1839) in Alt-Tegel 51. Und was Alt-Tegel für einen Ausflug zudem unschlagbar macht: Es ist nur ein Katzensprung zum Tegeler See und der beliebten Flaniermeile Greenwichpromenade.
- Alt-Tegel Reinickendorf, U-Bahnhof Alt-Tegel
Alt-Schmargendorf

Landwirte, Schäfer und Fischer siedelten sich um das 14. Jahrhundert herum in Schmargendorf an. Heute gehört der Bezirk zu Wilmersdorf und ist wegen des markanten Kraftwerks bekannt, dessen drei Schornsteine man gut von der Autobahn erkennen kann. Doch wer sich ins Herz des Stadtteils begibt, nach Alt-Schmargendorf, kann hier eine der ältesten Kirchen der Stadt entdecken.
Die Dorfkirche Schmargendorf stammt sogar aus dem 13. Jahrhundert und erinnert an einen der ältesten Dorfkerne in Berlin. Mit gut 60 Quadratmetern ist sie dafür eine der kleinsten Dorfkirchen der Stadt. Auch der alte Friedhof erinnert an die lange Geschichte Schmargendorfs.
- Alt-Schmargendorf Breite Str. 38a, Wilmersdorf, Busse 186, 249
Heinersdorf

Etwas nördlich von Prenzlauer Berg findet man den alten Dorfkern von Heinersdorf. Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1319. Sie verweist auf das Heilig-Geist-Hospital. Heute erinnern neben der um 1300 errichteten Heinersdorfer Feldsteinkirche zahlreiche historische Bauten an das 1920 zum Berliner Stadtgebiet eingemeindete Dorf. Etwa das Alte Spritzenhaus von 1750 und das Wohnhaus eines Pferdehändlers von 1780.
- Heinersdorf Romain-Rolland-Straße 54/56, Pankow, Tram M2
Alt-Mariendorf

Der frühere Dorfkern des alten Straßendorfes Mariendorf ist auf dem Stadtplan als schmaler Anger noch gut zu erkennen. Heute verläuft die Bundesstraße B96 direkt an der Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei. In der rege befahrenen Straße Alt-Mariendorf befindet sich das Tempelhof-Museum (Hausnummer 43). Einen Abstecher wert ist der nahe gelegene Volkspark Mariendorf mit dem Blümelteich.
- Alt-Mariendorf Tempelhof, U-Bhf. Alt-Mariendorf
Kaulsdorf

Kaulsdorf bildet gemeinsam mit Biesdorf und Mahlsdorf das größte zusammenhängende Gebiet von Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland. Der Ortsteil gehört zu Hellersdorf-Marzahn, der für seine riesigen Plattenbausiedlungen bekannte Bezirk hat eine lange Geschichte, die über Alt-Marzahn hinausgeht.
Kaulsdorf wurde bereits vor 1200 gegründet, archäologische Funde deuten auf ein slawisches Siedlungsgebiet hin, um 1250 wurde bereits eine Dorfkirche errichtet, die mehrmals umgebaut wurde und heute wenig mit der ursprünglichen Bauweise gemein hat. Zum Dorfkern gehört neben mehreren Kirchen auch das ehemalige Gutshaus in der Brodauer Straße. Wer die Gegend erkundet, sollte auch einen Abstecher zum Landschaftsschutzgebiet Kaulsdorfer Seen machen.
- Kaulsdorf Dorfstraße 10, Kaulsdorf, S-Bahn Kaulsdorf oder S- und U-Bahnhof Wuhletal
Alt-Britz

Ein ansehnliches Ensemble bilden an der Fulhamer Allee zwischen Britzer Damm und Alt-Britz die alte Dorfkirche, der Britzer Kirchteich und das nahe gelegene Schloss Britz mit dem Gutshof und dem Schlosspark inklusive Rosengarten. Wobei die Kirche etwas außerhalb des alten Dorfkerns liegt. In der Straße Alt-Britz 81 befindet sich auch das (momentan leider geschlossene) Museum Neukölln – und das seit 1897. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Britz im Jahr 1237. Wenn man schon mal in der Gegend ist, lohnt sich auch ein Ausflug zum Britzer Garten!
- Alt-Britz Neukölln, Bus M 46
Alt-Tempelhof

Unter den vielen schönen Berliner Parks ist der Alte Park in Tempelhof eine Besonderheit. Er ist weniger bekannt als die Parks in Kreuzberg, Friedrichshain oder Tiergarten, ist aber eine kleine Oase der Ruhe und gehört zu den schönsten Orten im Bezirk.
Die Geschichte des Parks reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, inmitten der Anlage befindet sich der Klarensee, gleich daneben steht die Alte Dorfkirche, die der Situation dörfliche Atmosphäre inmitten der Stadt verleiht. Besonders bei Joggern ist der Park beliebt.
- Alt-Tempelhof Tempelhof, Schönburgstraße, U-Bahnhof Alt-Tempelhof
Rosenthal in Pankow

Der ehemalige Gutsbezirk Rosenthal befindet sich im nordöstlichen Teil von Pankow. Auch diese Gemeinde gehört erst seit 1920 zu Berlin. Im 14. Jahrhundert wurde die Siedlung unter dem Namen Rosendalle erstmals urkundlich erwähnt. Das als Angerdorf angelegte Rosenthal ist heute als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Zu dem Bauensemble gehören neben der Dorfkirche ein Gemeindehaus und ein Gutshaus mit Stall und Landarbeiterkaserne, aber auch die im Stil des Expressionismus errichteten Reihenhäuser in der Nordendstraße.
- Rosenthal Pankow, Bus 124
Alt-Stralau

Vermutlich haben auf der Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger Bucht schon in der Steinzeit Menschen gelebt. Ist ja auch schön dort. Heute beeindruckt der Friedrichshainer Ortsteil durch seine Ruhe. Und hier steht sie auch, die liebliche Dorfkirche Stralau mit ihrem berühmten, leicht schiefen Kirchturm. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert, der große Friedhof um sie herum ist älter. Man kann hier und im angrenzenden Wendenpark unweit des Ufers flanieren. Etwas weiter westlich befindet sich eine Karl-Marx-Erinnerungsstätte.
- Alt-Stralau, Friedrichshain, Busse 104 und 347
Noch mehr historische Dorfkerne in Berlin
Die Stadt ist größer, als diese Zusammenstellung vermuten lässt, und das dörfliche Erbe der Metropole reicht für mehr als ein Dutzend historischer Orte. Entsprechend stellen wir euch vor: 12 historische Ortskerne in Berlin von Lübars bis Schmöckwitz und von Alt-Wittenau bis nach Rahnsdorf. Es geht erneut auf eine Stadterkundung der ländlichen Art, zu alten Kirchen, Dorfangern, Gutshäusern und Schmieden.
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