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Berlins Badeseen

Orankesee: Historisches Strandbad und eine Geschichte voll Eis und Tanz

Am Orankesee machten die Berliner:innen vor knapp hundert Jahren bei Musik, gutem Essen und Jahrmarkt-Attraktionen die Nacht zum Tag. Nach langer Pause kann man dort heute wieder essen – und sich im Strandbad die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Der Orankesee bietet neben dem Strandbad auch Wege für entspannte Spaziergänge. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Orankesee: Badespaß, Anglerparadies und eine Geschichte voll Eis

Wie der Obersee liegt der Orankesee im Zentrum des Hohenschönhauser Villenviertels. Er ist einer der weniger bekannten Seen Berlins – und das, obwohl sich an seine Ufer ein schönes Strandbad schmiegt. Nur dort ist es auch erlaubt, zu schwimmen. Dafür kann man hier über die 52 Meter lange Wasserrutsche rutschen. Der Rest des Sees gehört den Angler:innen. Für sie gibt es hier viel zu fangen: Der See ist von Aalen, Hechten und Karpfen bis hin zum Zander und vielen anderen Fischarten bevölkert.

Geschichte Der Orankesee ist wie viele Seen in und um Berlin Ergebnis der gewaltigen Kräfte, die während der Weichsel-Kaltzeit gut 20.000 Jahre v. Chr. auf das Land zwischen Warschau und Berlin eingewirkt haben und das Berliner Urstromtal formten. Als die Gletscher schmolzen, hinterließen sie dort, wo sich heute Pankow und Lichtenberg befinden, eine Seenkette: den Faulen See, den Weißen See, den Malchower See und den Orankesee.

Wie es der Zufall wollte, bestimmte Eis auch die jüngere Geschichte des kleinen Sees in Alt-Hohenschönhausen. Nachdem die Gemeinde erst einen Park um den See anlegte, ließ sich 1913 auch ein Eiswerk am See nieder: Eines von jenen Unternehmen, die vor der Erfindung von Kühlschränken Restaurants und Geschäfte mit Natureis belieferten. Das Orankesee-Eis landete in den gastronomischen Betrieben in den Umgebung.

Der Orankesee liegt im Zentrum des Hohenschönhauser Villenviertels.
Der Orankesee liegt im Zentrum des Hohenschönhauser Villenviertels. Foto: Imago/Chromorange

1926 verkaufte das Werk sein Gebäude und den See an die Stadt Berlin. Und der Weißenseer Theaterdirektor Wilhelm Heinrich (Künstlername Heiden-Heinrich) bekam die Möglichkeit, seine Vision vom Orankesee zu verwirklichen. Er ließ das Strandbad Orankesee bauen, das die Hohenschönhauser sich schon so lange gewünscht hatten und wandelte das Brauereigasthaus am See aus dem Jahr 1892 zu einem modernen Wirtshaus um. Von der Ostsee stamme der Sand des Orankeseestrandbads, behaupten manche Quellen, während andere sagen, der Sand sei lediglich Bausand, der am Alexanderplatz angefallen sei.

Neue Terrassen und endlich wieder Gastronomie am Orankesee

Mit Heiden-Heinrich warteten glanzvolle Jahre auf den Orankesee und das Wirtshaus mit seinen Terrassen. Das Restaurant, der kleine Vereinssaal, der Ballsaal, der separate Tanzsaal und die beiden Freiluftterrassen boten Platz für Tausende Besucher. Die konnten sich an einem Bierkeller mit Ausschank, einer Kaffeeküche, einer Kegelbahn, einer kleinen Freilichtbühne und einem Wildgehege mit Damhirschen und Rhesusaffen erfreuen. Außerdem gab es ein Karussell, eine Luftschaukel, eine Würfelbude und ein Glücksrad. Die wohl größte Attraktion aber war die auf dem Wasser schwimmende und mit Lampions ausgeleuchtete Weinterrasse.

Der Orankesee Ende der 1930er Jahre – zu sehen sind die Terrassen vin Heiden-Heinrich vor der Zerstörung. Foto: Imago/Arkivi

Der Krieg und die folgende Besatzung machten dem Vergnügen am Orankesee ein Ende. 1944 zerstörten Bomben das Strandbad und das Wirtshaus, nach Kriegsende wurden der See und die Umgebung zum Sperrgebiet, weil sich hier Wohnungen sowjetischer Kommandanten und später auch von Mitgliedern der Stasi befanden. Erst 1957 wurde der See wieder öffentlich zugänglich und das Strandbad saniert. Ob das alte Wirtshaus je wieder aufgebaut werden sollte, war nach der Wende lange unklar.

2013 fand sich schließlich ein Investor, der ein neues Wirthaus bauen ließ: Die Hohenschönhauser hatten lange darauf gewartet, dass neben dem Strandbad wieder Leben einzieht. Seit 2017 kann man wieder auf einer großzügigen Terrasse mit Blick auf den See essen und trinken.

Auch im Winter eine Pracht: Der Orankesee mit einer leichten Eisdecke, ganz bezaubernd. Foto: Imago/Christian Spicker

Fun Fact Um den Orankesee spinnt sich eine wenig bekannte märchenhafte Sage um die norwegische Prinzessin Oranke. Die Prinzessin soll die Gattin eines Wikingers gewesen sein, den sie betrog. Als Strafe wurde sie dazu verdammt, in einem der Seen beim Dorf Hohenschönhausen zu leben – dort fristeten nämlich bereits einige andere Nixen ein Unterwasserdasein.

Wenn der Mond nachts besonders hell schien, sollen die Nixen an die Oberfläche gekommen sein, lachend, scherzend, Spiele spielend. Eines Nachts kam ein Wanderer vorbei und hörte die Nixen. Er schlich sich ins Schilf, um sie zu beobachten. Verzaubert von den Wasserfrauen, machte er dort jedoch nicht Halt, sondern folgte ihnen in den See und ward nie wieder gesehen.

Anfahrt zum Orankesee

Anreise Mit der Tram – Die M13, M17 oder die 27 nehmen und an der Haltestelle Stadion Buschallee/Suermondtstraße aussteigen. Mit dem Auto am besten auf dem Parkplatz des Strandbads parken.


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