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Strandbad Wannsee: Geschichte, Wissenswertes und Infos für den Besuch

Schon seit mehr als 110 Jahren drängt das warme Wetter die Städter:innen zur Erholung ins Strandbad Wannsee. „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nischt wie raus nach Wannsee!“ – eine Melodie, die Berliner:innen direkt im Ohr haben, hören sie den Namen. Hier findet ihr Einblicke in die langjährige Geschichte des Strandbads, Wissenswertes zum heutigen Angebot und Besuchsinfos.

Badegäste genießen seit mehr als einem Jahrhundert den Sandstrand am Wannsee. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Strandbad Wannsee: Die Popularität des Areals war stärker als die Vorschriften

Geschichte Um 1900 war es noch verpönt im Freien zu baden – und Damen und Herren gemeinsam? Skandalös! Aber auch drohendes Bußgeld schreckte die Badegäste kaum ab. Der schöne Sandstrand lockte damals wie heute zum Ausflug an den Stadtrand. Das schien schließlich auch die Behörden zu überzeugen: 1907 wurde am Ostufer des Großen Wannsees eine 200 Meter lange öffentliche Badestelle eingerichtet – der vorgegebenen Kleidungsordnung war natürlich strengstens Folge zu leisten. Zwei Jahre später pachtete der Kaufmann Bernhard Frankenthal das Gelände und kümmerte sich um den Ausbau: Es eröffneten Kioske, es wurden Umkleidezelte errichtet und Zäune aufgestellt, die das Damen-, Herren- und Familienbad jeweils voneinander trennten. Statt eines Strafgeldes wurde jetzt Eintrittsgeld verlangt.

Das Strandbad Wannsee um 1926 mit Holzbauten als Umkleiden und Sanitäranlagen im Hintergrund. Die Anlage war dem Andrang kaum noch gewachsen. Foto: Bundesarchiv/Wiki Commons/CC BY-SA 3.0 de

Als der Pachtvertrag 1924 endete, ging das Strandbad in die Leitung des Magistrats über und wurde von Hermann Clajus übernommen. Aus Umkleidezelten wurden Holzbauten, die sanitären Anlagen erweitert und die Länge der Badestelle auf 800 Meter ausgedehnt. Ab 1928 war das Strandbad sogar per S-Bahn zu erreichen. Die Anlage war dem Andrang inzwischen nicht mehr gewachsen – erst recht nicht, nachdem eine der Holzhütten abgebrannt war.

Das Strandbad Wannsee stockt auf

Der Magistrat beauftragte die Architekten Richard Ermisch und Martin Wagner mit den Entwürfen für einen umfangreichen Ausbau. Im Zuge der angehenden Weltwirtschaftskrise verlor die Planung dann aber doch an Priorität. Mit zwei Millionen Reichsmark stand dem Umbau auf einmal weniger als die Hälfte des ursprünglichen Budgets zur Verfügung. Aber immerhin: Im Stil der Neuen Sachlichkeit entstanden vier aneinandergereihte Hallen mit Sonnendecks auf den Dachflächen. Durch einen Wandelgang können die Badegäste noch heute von einer Halle zur nächsten flanieren. Für das eigentlich geplante Hotel, die Seebrücke, den Hafen und das Freilichttheater hat es leider nicht mehr gereicht. Mit dem Ansturm der Besucher:innen nach Öffnung der neuen Anlage knackte das Strandbad 1930 mehrfach Rekorde.

Berlin: Baden und Schwimmen in den letzten 100 Jahren
Auch in den 1930er Jahren zog es die Badenden bei heißen Temperaturen massenweise ans Wasser im Strandbad Wannsee. Foto: Imago/Arkivi

Der Nationalsozialismus beeinflusst das Strandleben

Mit der Verbreitung des Nationalsozialismus wurden immer mehr Konflikte zwischen politischen Gruppen auch am Strand ausgetragen, was den Ruf des Erholungsortes schädigte. Der Druck auf Sozialdemokraten, wie auch Clajus, den Geschäftsführer des Strandbads, wuchs und bevor das Bad eingenommen werden konnte, beendete er sein Leben selbst. Für jüdische Menschen war der Zutritt fortan verboten – mit einer Ausnahme: die Zeit der olympischen Spiele. Da sollte Weltoffenheit demonstriert werden. Die Nazi-Ideologie nahm den Strand immer mehr ein: Die Organisation Kraft durch Freude bot Gymnastikkurse an und Wehrmachts- und SA-Kapellen gaben den Ton an. Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Anlage von Luftangriffen unversehrt und die Gästezahlen weiterhin hoch. Auch nach Kriegsende suchten die Berliner:innen Erholung und Vergnügen am Wannsee. Schwimmen historisch: So plantschte Berlin in der Vergangenheit.

Mit der Zeit verlor das Strandbad seinen Status als „das Ausflugsziel Berlins“ – vielleicht wegen des Baus zentraler gelegener Freibäder, der schlechteren Anbindung durch die Öffentlichen Verkehrsmittel oder auch dem allmählichen Verfall der Anlage. Zum 100-jährigen Jubiläum wurden die Gebäude 2007 teilweise saniert. Das ehemalige Strandrestaurant Lido, das in den 1950ern schon einmal abgebrannt war, ist seitdem aber leider dem Verfall überlassen. Stattdessen können sich die Badegäste heute in der Ladenstraße im unteren Wandelgang durch das kulinarische Angebot schlemmen.

Frontansicht des Eingangs zum Strandbad Wannsee. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Fun Fact Auf dem Weg zum Strand kommt man an einer Litfaßsäule vorbei, die die „Berliner Zeitung am Mittag“ bewirbt. Kennt man nicht? Die gibt es auch nicht mehr, war aber die erste deutsche Boulevardzeitung. Später hat sich daraus die B.Z. entwickelt. Warum die Zeitung immer noch beworben wird? Weil nach Kriegsende nicht genügend Papier für Plakate vorhanden war, wurde die Werbung nicht auf die Litfaßsäule gekleistert sondern gemalt. Bei den Sanierungsarbeiten Anfang der 2000er kam die historische Werbung unter den unzähligen Plakatschichten zum Vorschein und wurde restauriert. Die Litfaßsäule ist die einzige dieser historischen Art, die in Berlin heute noch zu sehen ist.

Vielfältiges Angebot am Wannseeufer

2011 wurde das Strandbad mit den Seefestspielen auch ein Ort kulturellen Lebens: Während des dreiwöchigen Festivals lockte Katharina Thalbachs Inszenierung von Mozarts Zauberflöte knapp 40.000 Menschen zur Seebühne Wannsee. Ein Jahr später fand ein zweites Opernfestival mit Bizets Carmen statt, inszeniert vom Blechtrommel-Regisseur Volker Schlöndorff.

Auch was Sport angeht, ist das Strandbad gut aufgestellt: alle zwei Jahre findet hier die Triathlon-Meisterschaft BerlinMan statt und 2014 wurde sogar die Weltmeisterschaft im Quadrathlon am Wannsee ausgetragen. Ob regelmäßig oder als Ferienkurs: In Kooperation mit dem Wassersportcenter Berlin kann man auf dem Wannsee auch segeln lernen. Mehr Ideen, was man am Wannsee unternehmen kann, findet ihr hier.

Ursprünglich war die Badstelle nur 200 Meter lang. Heute erstreckt sie sich über einen Kilometer am Ostufer des Großen Wannsees entlang. Foto: Imago/Future Image

Das Strandbad Wannsee ist das größte Binnenseebad Europas und gehört zu den ältesten öffentlichen Bädern in Deutschland. Ein Besuch lohnt sich für jede und jeden: ob planschen, rutschen, eine Runde mit einem geliehenen Boot drehen oder lieber auf dem Spielplatz das Piratenschiff entern. Zum Spiel und Spaß laden auch das Fußball- und Beachvolleyballfeld ein. Wer es lieber ruhiger hat, kann den einen Kilometer langen Strand entlangflanieren, sich im Strandkorb entspannen oder einfach in der Sonne liegen – im FKK-Bereich kommen auch Nudisten auf ihre Kosten, sobald die Hygieneregeln es wieder erlauben. In den Anfängen des Strandbads unvorstellbar: nackt Baden im Freien und das auch noch gemeinsam, unabhängig vom Geschlecht. Für die aktuellen Regeln informiert euch bitte online und nehmt zur Sicherheit doch die Badehose mit.

Strandkörbe machen den Ausflug zum Kurzurlaub. Eine Anlage im Tiefwasser lädt zum Rutschen ein. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Wichtige Infos für den Besuch des Strandbads Wannsee

Öffnungszeiten Anbaden Ostern 2022 – Karfreitag und Samstag 12-18 Uhr, Ostersonntag und Ostermontag jeweils 10 bis 18 Uhr, anschließend bleibt vorerst nur zum Sonnen täglich geöffnet bis zum richtigen Saisonbeginn.

Preise Ostern frei, ab 19.4. vorerst nur zum Sonnen 3,50 Euro. Für Kinder bis 5 Jahre ist der Eintritt in Begleitung von Erwachsenen kostenfrei.

Anfahrt Das Strandbad Wannsee erreicht man am besten mit der S1, der S7 oder der Buslinie 112 (Station S Nikolassee), allerdings muss man einen viertelstündigen Fußweg über den Wannseebadweg in Kauf nehmen. In den Sommerferien gibt es eigens fürs Strandbad die Buslinie 312, die die Badegäste während der Öffnungszeiten des Bads von der Station S Nikolassee zum Strand bringt. Übrigens: Auf dem Wannsee fährt auch eine BVG-Fähre – allerdings nicht direkt zum Strandbad.

Mit dem Auto gelangt man über die BAB 115 bis zur Ausfahrt Spanische Allee, über die Havelchaussee, den Kronprinzessinnenweg oder die Spanische Allee zum Strandbad. Den Parkplatz (Tagesticket für 3,00€) erreicht man über den Wannseebadweg.

Barrierefreie Toiletten und Duschen stehen zur Verfügung. Es gibt auch einen betonierten Weg, der zu den Strandkörben und bis ans Wasser führt. Fünf Parkplätze sind für Menschen mit Behinderung reserviert. Für einen Ausflug sollte mit eingeplant werden, dass die langen Wege teilweise starkes Gefälle haben oder auf dem Rückweg recht steil sind.

Aktuelle Informationen zum Strandbad Wannsee findet ihr hier.

In der Nähe

  • Pfaueninsel, Wannsee, Informationen online
  • Haus der Wannsee-Konferenz, Am Großen Wannsee 56-58, Informationen online, 030/805 00 10
  • Liebermann-Villa Wannsee, Colomierstraße 3, mehr Infos, 030/805 859 00
  • Filmpark Babelsberg, Großbeerenstraße 200, Informationen online, 0331/721 27 50

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