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Unter der Stadt

Fehlende Besucher: Verein Berliner Unterwelten steht vor der Insolvenz

Es sieht schlecht aus für den 1997 gegründeten Verein Berliner Unterwelten. 2019 besuchten noch etwa 360.000 Besucher*innen die Führungen unter Berlin, nun bleiben auf Grund von Corona die Interessierten weg – und der Verein steht vor der Insolvenz.

Das hat fatale Folgen für den gemeinnützigen Verein, der seine Einnahmen bislang ausschließlich durch Führungen, Ausstellungen, Bildungsseminare und Mitgliedsbeiträge generierte. Einen 70-prozentigen Rückgang an Besucherzahlen hat der Verein aktuell zu verzeichnen. Und das, obwohl alle Hygienevorschriften eingehalten werden.

Spannendes über die Stadt unter der Stadt gibt es bei den Berliner Unterwelten zu erfahren. Foto: Lena Ganssmann

Mehr als 20 Jahre lang begeisterten die Unterwelten Berliner Touristen

Seit mehr als 20 Jahren haben es sich die Berliner Unterwelten zur Aufgabe gemacht, unterirdische historische Bauwerke zu erforschen und sie für die Öffentlichkeit in Form von Führungen zugänglich zu machen. Die Führungen durch diese Tunnel und Bunker unter Berlin ermöglichen ein spannendes Bildungsangebot und sind ein fester Bestandteil der Berliner Kultur- und Museumslandschaft geworden.

Auch im Jahr 2020 wurde der Versuch unternommen, die Führungen unter Berücksichtigung der geltenden Regelungen aufrechtzuerhalten. Allein von Mitte März bis Ende Mai mussten die Besichtigungen aufgrund der Auflagen sowie aus Verantwortung für die Besucher*innen und Mitarbeiter*innen eingestellt werden.

Aus dieser Zeit fehlt nun Geld, um die dennoch entstehenden Fixkosten für Mieten, Instandhaltung der Bauwerke und Personal zu decken.

Ganz schön gruselig, diese dunklen Tunnel der Berliner Unterwelten.
Foto: Imago Images/Future Image

Förderung vom Land Berlin? Gibt es nicht

Der Verein Berliner Unterwelten steht vor einem großen Problem, denn dank Corona fallen ein Großteil der Führungen für Berliner Touristen oder Schulklassen weg. Und Förderungen vom Land Berlin erhält der Verein nur wenige.

Am 12. Oktober 2020 erhielten die Berliner Unterwelten das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie eine Förderung aus dem Zuschussprogramm „Soforthilfe IV 2.0“ für Kultur- und Medienunternehmen, die besonders von der Corona-Krise betroffen sind.

Diese Förderung bewahrt den Verein zwar vorerst vor einer sonst zu Ende November 2020 drohenden Insolvenz, aber aller Probleme Lösung ist das noch lange nicht.

Auch unter dem Innsbrucker Platz gibt es geheime Tunnel. Foto: Berliner Unterwelten

Vermieter zeigen sich verständnisvoll

Die Vermieter sind ebenfalls auf die missliche Lage des Vereins aufmerksam geworden und zeigen sich empathisch. Einige Mieten wurden aufgeschoben oder gesenkt. So hat die BVG beispielsweise die Pacht für den U-Bahnhof Pankstraße um mehr als 90 Prozent gesenkt und die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft mbH setzte die Nettokaltmiete des AEG-Tunnels und des neuen Depots an der Voltastraße bis ins Frühjahr 2021 aus.

Das Bezirksamt Mitte fordert die Pacht für den Blochplatz bis zur Wiederaufnahme des Führungsbetriebs vorerst nicht ein – und reduzierte die Kosten für die Zeit danach stark.

Und auch Medienbeiträge und die kostenfreie Ausstrahlung von digitalen Plakaten in der Digital Poster Gallery im U-Bahnhof Friedrichstraße helfen den Berliner Unterwelten auf ihre Situation aufmerksam zu machen und neue Besucher*innen anzuwerben.

Ein Leben vor Corona und Abstandregelungen in den Berliner Unterwelten. Foto: Tip Backstage

Spenden sammeln für die Berliner Unterwelten

Der Verein ist dankbar für jede Art der Unterstützung, unabhängig davon, ob es sich um Spenden, Mietpatenschaften, Ticketkäufe für Führungen oder anderweitige Unterstützungen handelt.

Besucher*innen oder Interessierte können zum Beispiel für abgesagte Führungen das Geld nicht zurückfordern und den Verein so unterstützen. Zudem werden sogenannte Solidaritäts-Tickets online verkauft. Mit diesen Eintrittskarten bucht man eine Veranstaltung, die in Wirklichkeit gar nicht stattfindet. Vergleichbar mit einer Spende. Des Weiteren besteht die Möglichkeit im Online-Buch-Shop ein Buch zu kaufen und den Verein so finanziell zu unterstützen.

Einen allgemeinen Spendenaufruf gab es auch, in welchem der Verein alle Besucher*innen, Interessierte sowie Freunde und Förderer aufruft weiterhin die historischen Standorte zu besuchen, um die Kulturinstitution zu unterstützen.

Wie die wichtigsten Fluchttunnel im Bereich der Bernauer Straße verlaufen, erfahren Besucher*innen in einer der Führungen. Foto: Lena Ganssmann

Das tipBerlin-Event in der Bunkerruine des Flakturms Humboldthain

Interesse bekommen selbst den Berliner Untergrund zu erkunden? Am 27. Oktober 2020 findet ab 17:45 ein weiteres tipBerlin-Event mit den Berliner Unterwelten statt. Treffpunkt ist die untere Plattform auf der Plattformruine am Flakturm Humboldthain in der Hochstraße 5 in Gesundbrunnen. Der Weg ist von der Brunnenstraße bis zur unteren Plattform der Flakturmruine durch den Park ausgeschildert. Tickets gibt es über eventbrite für 24€. In dem Preis sind Snacks und Getränke enthalten. Bitte an eine Mund-Nasen-Bedeckung denken und sich selbst mit festem Schuhwerk, sowie warmer Kleidung und einer Taschenlampe ausstatten. Die Führung ist ab 18 Jahren, also die lieben Kinder einfach mal zuhause lassen.

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Der Verein Berliner Unterwelten ist nur ein Teil von Berlins geheimnisvoller Unterwelt, die es es zu erkunden gilt. Der Verein ist außerdem nicht die einzige Möglichkeit sich unterirdischer Bauwerke anzunehmen. Es gibt weitere spannende Führungen durch Berlin und das alles unter der Erde. Auch über der Erde gibt es viel zu entdecken bei diesen ungewöhnlichen Stadtführungen.

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