Besondere Boote in Berlin gibt es wie Sand am Meer. Elegante Ausflugsschiffe gleiten stolz über die Seen und Flüsse, auf alten Kähnen wird diniert – und in prominenter Lage treibt das berühmteste Wrack der Stadt. Berlin ist nah am Wasser gebaut. Wir nehmen euch mit zu den schwimmenden Perlen der Stadt.
Besondere Boote in Berlin: MS Dr. Ingrid Wengler
Es ist das berühmteste Wrack Berlins. Zwischen neuen Bürotürmen und Luxuswohnungen, Oberbaumbrücke und Molecule Man schaukelt die MS Dr. Ingrid Wengler seit fast 30 Jahren gespenstisch auf der Spree. Dabei gehörte das 1959 gebaute, 41 Meter lange Ausflugsschiff einst zu den nobelsten der Stadt. 1996 ging der Eigentümer und Kapitän insolvent, sein größter Schatz wurde am Osthafen zwischengeparkt. Für immer, wie es scheint.
Saisonfähre F24
Die F24 Fähre zu nennen, erscheint manchen dann vielleicht doch etwas übertrieben. Kein Benzin-, kein Strommotor. Stattdessen: Armantrieb. Die F24 ist eine Ruderfähre! Richtig, hier wird nur mit Körperkraft übergesetzt, von den Spreewiesen nach Müggelheim, und das in wenigen Minuten. Genutzt wird das fünf Meter lange Ruderboot Paule III, gebaut 1993 auf einer Duisburger Werft. Acht Personen können Platz nehmen, sogar Fahrräder können mit. 1911 hatte der Rahnsdorfer Fischer Richard Hilliges den Fährbetrieb aufgenommen. Definitiv ein besonderes Boot innerhalb der BVG-Flotte.
Sturmmöwe
Wenn man schon zur Polizei geht, dann doch am besten zur Wasserschutzpolizei. Dann kann man nämlich mit so starken Booten wie der WSP 30 Sturmmöwe über die Gewässer der Stadt cruisen. 150 PS sind schon eine Ansage. Noch mehr James Bond? Das Streifenboot wurde gasgeschützt gebaut, so dass es auch in explosiven Atmosphären eingesetzt werden kann.
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Boote, Boote, Boote im Technikmuseum
So, ihr Süßwassermatrosen, es wird Zeit, dass ihr was lernt. Im Deutschen Technikmuseum taucht ihr ein die Geschichte der Seefahrt. Die Ausstellung „Lebenswelt Schiff“ versammelt mehr als 1.100 Exponate auf drei Etagen und 6.500 Quadratmetern, sie ist eine der größten ihrer Art. Weltweit! 52 Schiffsmodelle im Maßstab 1:50 zeigen die Entwicklung der Boote in den vergangenen 10.000 Jahren. Deutlich gewaltiger als die Modelle ist ein echter Kaffenkahn, der um 1840 gebaut wurde. Mit Hilfe dieser Schiffe wurde Berlin aufgebaut. Natürlich ist auch für Hobbysegler was dabei. Das Themenfeld „Wassersport zwischen Havel und Spree“ präsentiert sich mit vielen originalen Segel-, Ruder- und Motorbooten. Wer bei diesen hübschen Gefährten nicht Lust auf den Wannsee bekommt, sollte bei mir nicht anheuern.
Besondere Boote in Berlin: MS Havelqueen
An der Greenwichpromenade, die zu einem der schönsten Orte am Wasser in Berlin zählt, sind allerlei Schiffe festgemacht. Das königlichste davon ist die altehrwürdige MS Havel Queen. Das fast 67 Meter lange Fahrgastschiff wurde 1988 in Spandau gebaut und gleitet seitdem stolz über die Havel, den Tegeler See und den Oder-Havel-Kanal. Das Design ist einem klassischen Seitenraddampfer nachempfunden. Auf der Reling fühlt man sich schnell wie Huckleberry Finn auf dem Mississippi.
Luf-Boot im Humboldt Forum
Das wohl umstrittenste Boot der Stadt ist ein Exponat des Ethnologischen Museums in Berlin. Seit 1968 zählt das große Auslegerboot zu den größten Schätzen der Sammlung. 2018 wurde es in einer 18 Meter langen Transportkiste ins neue Humboldt Forum „verschifft“. Die Aktion sorgte für Aussehen: Denn das angeeignete Ausstellungsstück verkörpert die Verbrechen des Deutschen Kaiserreichs während der Kolonialisierung der Südsee. 2021 veröffentlichte der Historikers Götz Aly das Buch „Das Prachtboot. Wie Deutsche Kunstschätze der Südsee raubten“, in dem er sich mit der Unterwerfung der Insel Luf und den tödlichen Strafexpeditionen der Deutschen auseinandersetzt. Das Luf-Boot befeuert die Restitutionsdebatte weiterhin, und es steht immer noch in Berlin. Rund 65.000 Objekte aus der Südsee befinden sich im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Alle Infos zum Humboldt Forum gibt es hier.
Löschboot Feuerwehr
Auch auf dem Wasser brennt es mal. Früher gab es in Berlin fünf große Löschboote, heute ist nur noch das FLB III im Einsatz. Das rote Schiff wurde 1974 gebaut, hat aber immer noch richtig Power. Die eingebaute Rosenbauer-Pumpe fördert bis zu 5.000 Liter Wasser pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Sie wird von der Zwischenwelle des Steuerbordmotors angetrieben und versorgt unter anderem den Wasserwerfer. Das Löschmittel erreicht dabei eine Entfernung von mehr als 80 Metern. Inzwischen greift die Berliner Feuerwehr lieber auf die deutlich kleineren Mehrzweckboote zurück. Wenn’s richtig heiß wird, zeigt dieses besondere Boot aber immer noch, was es kann.
Restaurantschiffe in Berlin
Wer gerne am Landwehrkanal spazieren geht, kennt sicherlich die van Loon im Urbanhafen. Auf der Havel trifft man sich seit Jahrzehnten auf der Alten Liebe, und auch der Klipper an der Insel der Jugend ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Abendessen an Bord ist immer etwas Besonderes. Ein Highlight auf dem Wasser ist das Patio Restaurantschiff in Moabit. Denn hier hat Christopher Kümper angeheuert. Der exzellente Handwerker begeistert mit seiner Fine-Dining-Kombüse. Unsere Kritik zum Patio lest ihr hier.
Besondere Boote in Berlin: Moby Dick
Kapitän Ahab sollte sich von Berlin fern halten, denn anders als in Herman Melvilles Klassiker lieben wir Moby Dick. Außerdem hat das Schiff mit der ikonischen Walform noch nie jemanden gefressen. Und das, obwohl die mutigen Gäste sogar im riesigen Maul Platz nehmen können. Das Boot wurde 1972 gebaut. Seitdem zieht es durch die Gewässer der Stadt. Zwischenzeitlich hatte sich der weiße Pottwal auch mal in den Osten der Stadt verirrt. Mittlerweile hat Tegel sein Lieblingshaustier aber wieder im eigenen See. Na ein Glück!
Familienbetrieb Autofähre Burchardi
Zwischen den Bezirken Spandau und Reinickendorf fährt Berlins einzige Autofähre, seit 1961 betrieben von der Familie Burchardi. Vom Aalemannufer bis zur Promenade im Tegelort schwimmt sie 160 Meter über die Havel. Das ist insofern praktisch, da der direkte Weg übers Wasser der kürzeste ist, die überlasteten Straßen nicht eingerechnet. Busse und Lkws finden übrigens auch Platz. Die kurze Fährfahrt macht richtig Spaß. Genau so wie ein Spaziergang durch Spandau oder ein Ausflug zu diesen tollen Orten in Tegel.
Besondere Boote in Berlin: DHL-Solarschiff
Die DHL liefert auch auf dem Wasser ab. Seit 2022 schickt der Paketdienstleiter seinen gelben Flitzer von Spandau aus zum Westhafen. Auf diesem Weg transportiert das Solarschiff täglich bis zu 350 Sendungen. Das Nachhaltigkeitsprojekt wird von der Senatsverkehrsverwaltung unterstützt und soll weiter ausgebaut werden. Neue Haltepunkten entstehen am Hauptbahnhof und am Wikingerufer. Auch eine zweite Route mit einem weiteren gelben Solarschiff wird eingerichtet.
Alte Lastenkähne am historischen Hafen
Wer richtig schöne alte Boote sehen möchte, sollte den Historischen Hafen besuchen. Dieser befindet sich an der Fischerinsel und der Mühlendammschleuse unweit des Märkischen Museums in Mitte. Bereits im Mittelalter fuhren mit Waren beladene Schiffe über Köpenick und Fürstenwalde zum Mühlendamm. An seiner Anlegestelle befinden sich auch heute noch wahre Perlen. Echte Sammlerstücke unter den historischen Schiffen sind zum Beispiel die Schleppdampfer Volldampf und Andreas. Betrieben von der 1990 gegründeten Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft e. V. (BBSG) wird an diesem Hafen die historische Binnenschifffahrt erhalten und besonders gefördert. Zudem stellt der Historische Hafen heute einen einmaligen Raum für Begegnung, Natur, Technik sowie Kunst und Kultur dar. Die wichtigsten Häfen von Berlin stellen wir hier vor.
Ihr könnt nicht genug bekommen von Booten? Mehr zur Schifffahrt in Berlin findet ihr hier. Alles zur Spree: So prägt der Fluss Berlin – heute und früher. Die wichtigsten Wasserstraßen der Stadt: Flüsse und Kanäle in Berlin. Besonders beliebt ist Paddeln in Berlin, Infos dazu gibt’s hier. Überhaupt gibt es viele Orte für Wassersport in Berlin: Hier könnt ihr Kajaks, SUP und Boote leihen. Ausflugstipps gefällig? Entdeckt doch eine dieser Berliner Inseln. Ihr habt Lust auf Berlin am, im und auf dem Wasser? Von Restaurants bis Boot – unser Wasser-Guide. Was die Stadt bewegt, erfahrt ihr immer in unserer Stadtleben-Rubrik. Und mehr Tipps für Ausflüge gibt’s hier.