Brandenburg

Glamping-Start-up Raus: Lohnen sich die Luxushütten?

Das Glamping-Start-up Raus bringt seine umweltfreundlichen – und wirklich Instagram-tauglichen – Glamping-Ferienhütten nach Brandenburg. Glamping? Das Wort ist zusammengesetzt aus Glamour und Camping. Habt ihr also genug von Brandenburger Bauernhöfen als Urlaubsziel? Das Startup bietet eine neue Lösung: ländliche Glamping-Hütten – für alle, die es sich leisten können. Unsere Autorin Grace Henes verrät, ob sich das zu den durchaus hohen Preisen lohnt.

Raus aus der Stadt: Das Glamping-Start-up Raus stellt Luxushütten In Brandenburg auf. Foto: Noel Richter

Glamping Start-up Raus: Ist es das wert?

Es gibt viel, was Städter:innen an Brandenburg lieben: die Wälder und Seen, die frische Luft und die Produkte von Käse bis Fisch. Zum Leidwesen der Besucher:innen aus Berlin entspricht das örtliche Gastgewerbe jedoch nicht immer dem Hauptstadtgeschmack. In vielen Ecken des Landes dominieren nach wie vor Gaststätten und Hotels, deren Konzepte nicht ganz das Richtige sind für Leute aus Berlin, die sich mehr Glamour von einem Natur-Kurzurlaub im Umland versprechen.

Das Glamping-Start-up Raus, versucht, die Nachfrage derjenigen zu befriedigen, die gerne nach Brandenburg flüchten, dies aber mit Geschmack tun wollen. Seit Oktober 2021 wirbt Raus mit trendigen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Hütten mit vollem Serviceangebot im Umland von Berlin (und anderswo in Norddeutschland). Doch städtische Annehmlichkeiten in einer malerischen ländlichen Umgebung haben ihren Preis. Der beginnt bei etwa 150 Euro pro Nacht. 150 Euro für eine Holzhütte? Wir haben uns auf den Weg gemacht, um das Versprechen auf die Probe zu stellen.

Raus: Wie glamourös sind die Hütten?

Die Auswahl und Reservierung einer Hütte erfolgt über die Website von Raus. Die Hütten sind über das norddeutsche Umland verteilt, meist zwischen einer und zwei Autostunden von Berlin entfernt. Die genauen Koordinaten werden erst nach der Buchung bekannt gegeben, so dass man die Standorte nicht im Voraus überprüfen kann. Die online veröffentlichten Beschreibungen geben jedoch Hinweise darauf, was einen bei der Ankunft erwartet: lokale Cafés, Apfelplantagen, grasende Schafe, nahe gelegene Teiche. Die Hütten können auch nach Faktoren wie Abgeschiedenheit, Ausstattung oder Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewertet werden.

Die Hütten sind so konzipiert, dass man aus ihnen herausschauen kann, wie ihre Namen schon andeuten: Der „Lindenblick“ verfügt über ein Dachfenster zur Sternenbeobachtung, und ein persönlicher Besuch bestätigte, dass der „Feldblick“ in der Tat einen Blick auf die Felder mit grasenden Kühen und einer holzbefeuerten Sauna in der Nähe bietet. Andere Hütten überzeugen mit einzigartigen landschaftlichen Merkmalen. Die Hütte „Schlossgarten“ mit ihren umlaufenden Fenstern steht in einem Schlosspark, die „Waldlichtung“ liegt in der Nähe mehrerer Seen und verfügt über eine Privatsauna. Einige der Hütten sind in Gruppen angeordnet, während andere Einsamkeit in abgelegenen Naturgebieten oder an Wanderwegen versprechen.

Glamping Start-up Raus: Verwöhnt in der Pampa

Wirklich naturverbunden: Glamping in Brandenburg. Foto: Raus

Für den Markt, den Raus erobern will – wählerische Städter:innen auf der Suche nach komfortablem Öko-Eskapismus – ist Ästhetik von größter Bedeutung. Hier ist der Einfluss des zeitgenössischen Designs unverkennbar. Raus-Hütten – alle in der Größe eines Wohnwagens und meist für zwei Personen ausgelegt – sind eine Mischung aus hellem Holz und schwarzen Akzenten, sie heben sich von der Landschaft ab, aber nicht zu sehr. Der Innenraum erstreckt sich vom Bett an einem Ende über eine eingebaute Sitzbank und eine Essecke bis hin zur Küche und einem kleinen, separaten Bad am anderen Ende. Es gibt aufschiebbare Schränke, sanfte Beleuchtung und sorgfältig verwinkelte Räume, die den verfügbaren Platz maximieren.

Vom Stil her verzichten sie auf den Ost-Charme der älteren brandenburgischen Gästehäuser und haben stattdessen den vertrauten Look eines englischsprachigen Kreuzberger Cafés: hip, angenehm neutral und Instagram-freundlich. Sie neigen zu trendigem Minimalismus und bieten eine Mischung aus „Van Life“-Ausblicken mit Scandi-Chic-Interieur und modernem Heimathaus-Ambiente. Schlichte, handgefertigte Keramik in gedeckten Tönen stammt aus dem Keramikstudio Good Clay Sunshine in Berlin, während flauschige weiße Bettwäsche und der ständige Geruch des Lagerfeuers aus dem kleinen Holzofen zu einem Bauernhausgefühl ohne Bauernhaus beitragen.

Das Highlight sind jedoch die raumhohen Fenster mit Blick auf goldene Weizenfelder, hoch aufragende Bäume, blühende Wildblumen und gelegentlich sogar Rehe. Einen nebligen Sonnenaufgang zu beobachten, während man im Bett Kaffee trinkt, fühlt sich wie eine Bestätigung des Konzepts von Raus an, da man das Gefühl hat, an einem frischen Morgen draußen zu sein, sich aber trotzdem in die Decke kuscheln kann. Klamme Schlafsäcke im Zelt, wer macht denn noch sowas?

Nachhaltigkeit ist wichtig beim Glamping-Start-up Raus

Den Gründern von Raus zufolge war nachhaltiges Design ein Schlüsselelement ihrer Vision. Alle Holzhäuser sind auf Anhängern gebaut, um den Boden nicht zu beschädigen; außerdem haben sie Räder, so dass sie bei Bedarf für die Pflanzsaison versetzt werden können. Solarzellen erzeugen Strom, das Wasser kommt aus unterirdischen Tanks und viele Hütten werden nur mit Holzöfen beheizt. Die Besucher:innen werden aufgefordert, sich daran zu beteiligen, indem sie den Wasserzähler im Auge behalten und auf die Verwendung von Geräten, die viel Energie benötigen, verzichten.

Verbunden mit der Natur: Die deckenhohen Fenster erlauben einen besonderen Blick nach draußen. Foto: Noel Richter

Im Großen und Ganzen hält Raus sein Versprechen, Öko-Immersion mit städtischem Komfort zu verbinden. Wer an moderne Annehmlichkeiten und Komfort gewöhnt ist, kann seinen Laptop und sein Telefon aufladen, mit heißem Wasser duschen und seine Lebensmittel im Kühlschrank kühlen. Holzbriketts werden zum einfachen Feuermachen bereitgestellt. Doch das nachhaltige Leben in kleinem Maßstab hat auch seine Nachteile.

Die Trockenkompostierungstoilette, die menschliche Abfälle in landwirtschaftlichen Brennstoff umwandelt, erfordert eine eigene Anleitung und wirkt zunächst etwas beängstigend (die Fäkalien treten durch eine Art Falltür aus). Der Platz in der Küche ist knapp bemessen: Ein Mini-Kühlschrank, zwei Herdplatten und ein paar grundlegende Kochutensilien – Holzlöffel, Schneebesen, Sieb – müssen für ein ganzes Wochenende ausreichen. Im „Feldblick“ gab es frustrierenderweise keinen Weinöffner, dafür aber eine Fülle von verschiedenen Kaffeezubereitungsgeräten – für den Berlin-Mitte-Flat-White?

Wer zu einer Raus-Hütte reist, sollte seine eigenen Lebensmittel und Gewürze einpacken, es besteht aber auch die Möglichkeit, Mahlzeiten, Getränke und Snacks bei lokalen Erzeugern zu bestellen. Manchmal gehört diesen sogar das Land, auf dem die Hütte steht, denn Raus arbeitet mit landwirtschaftlichen Betrieben zusammen, um neue Standorte zu finden. Ob das gefällt oder nicht, ist – wie vieles andere hier – wirklich Geschmacksache. Auf jeden Fall ist es besser als ein lauwarmes Gasthofgulasch und Blümchentapete – wenn es euer Budget hergibt.

  • Raus Glamping-Hütten ab 150 € die Nacht, weitere Infos und Buchung hier

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