Architektur

Speicher in Brandenburg: Neues Leben in alten Kolossen

Wer in Brandenburg unterwegs ist, stößt immer wieder auf Speicher und Silos. Diese oft ungewöhnlichen Gebäude sind richtige Landmarken. Einige stammen aus alten Zeiten, wofür oftmals Fachwerk und Ziegelsteine stehen, andere wurden nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und zeugen vom Aufschwung der Provinz in der ersten Phase der DDR-Industrialisierung.

Die meisten Speicher dienen heute nicht mehr ihrem eigentlichen Zweck. Während viele von ihnen nach Jahres des Leerstands vor sich hin verfallen, wurden andere Speicher in Brandenburg zu Kulturorten umgewandelt, in anderen entstanden sogar Wohnungen. Vom riesigen backsteinernen Tabakspeicher aus dem 19. Jahrhundert bis hin zum DDR-Vorzeigeprojekt: Wir haben sehenswerte Speicher in Brandenburg herausgesucht. Viel Vergnügen bei den Architekturausflügen ins Umland!


Speicher in Brandenburg: Speicher Gramzow

Speicher in Brandenburg: Industriedenkmal in der Uckermark, der 1953/54 erbaute Getreide-und Rapsspeicher Gramzow. Foto: Imago/Christian Thiel
Industriedenkmal in der Uckermark, der 1953/54 erbaute Getreide-und Rapsspeicher Gramzow. Foto: Imago/Christian Thiel

In den frühen 1950er-Jahren gehörte der Speicher Gramzow zu den landwirtschaftlich-industriellen Vorzeigeprojekten der DDR. Insgesamt zehn Ebenen unterteilen das aus zwei Betonkuben bestehende Gebäude, Getreide und Raps wurden eingelagert. Experten bezeichnen die 5000 Tonnen fassende Konstruktion als typisches Zellensilo. Im SED-Staat hatten solche Vorhaben eine ideologische Funktion: Sie symbolisierten den Aufschwung und die Industrialisierung der Provinz. Das Gebäude selbst ist ein Museum und heute ein lebendiger Kulturort der Superlative, mit 2.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche und einer großen Freifläche. Der Speicher Gramzow ist das Kunst-Berghain der Uckermark.

  • Speicher Gramzow Am Bahnhof 5, 17291 Gramzow, weitere Informationen hier

Getreidespeicher in Brüssow

Im uckermärkischen Brüssow steht auf einem Wirtschaftshof noch ein alter Getreidespeicher. Foto: Imago/Christian Thiel
Im uckermärkischen Brüssow steht auf einem Wirtschaftshof noch ein alter Getreidespeicher. Foto: Imago/Christian Thiel

Wer schon in Gramzow ist, kann auf der brandenburgischen Speicher-Tour noch einen Abstecher nach Brüssow machen, dort steht auf einem Wirtschaftshof ein alter Getreidespeicher. Hier zeigt sich die funktionale Schönheit der alten Architektur, die aus dem eher langweilig anmutenden Drumherum heraussticht. Am Brüssower See kann man im Restaurant zudem noch ein Stück Kuchen essen und etwas trinken. Als Highlight der Region lohnt sich zudem ein Aufstieg auf den pyramidenförmigen und unfassbare 23 Meter hohen Aussichtspunkt Brüssower Utkiek, der einen Panoramablick auf Brüssow bietet.

  • 17326 Brüssow

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Getreidespeicher und Alte Ölmühle am Hafen in Wittenberge

Speicher in Brandenburg: Idyllisch gelegen, in Wittenberge sind der Getreidespeicher und die Alte Ölmühle Landmarken direkt am Hafen. Foto: Imago/Peter Schickert
Idyllisch gelegen in Wittenberge befinden sich der Getreidespeicher und die Alte Ölmühle direkt am Hafen. Foto: Imago/Peter Schickert

Wittenberge, das Tor zur Elbtalaue. Die größte Stadt in der Prignitz lockt mit einigen Sehenswürdigkeiten, etwa dem gotischen Steintor mit Torwächterhaus, dem im Stil des Historismus erbauten Rathaus von 1914 und dem Singer Uhrenturm, angeblich die größte Turmuhr Europas. Am schönsten ist es aber an der Elbe. Man kann auf der Promenade flanieren oder mit einem Fahrgastschiff gemächlich langschippern. Sehr schön sind hier die aufwendig sanierten Getreidespeicher und die Alte Ölmühle. Das ehemalige Industrieareal hat sich heute zu einem Veranstaltungs- und Erlebnisort gewandelt.

  • Getreidespeicher und die Alte Ölmühle Elbuferpromenade, 19322 Wittenberge

Speicher in Brandenburg: Kornspeicher, Kloster Lehnin

Einst wurde haben die Mönche vom Kloster Lehnin hier ihr Korn gelagert. Foto: Imago/Schöning
Einst haben die Mönche vom Kloster Lehnin hier ihr Korn gelagert. Foto: Imago/Schöning

Eine Autostunde südwestlich von Berlin befindet sich das ehemalige Zisterzienserkloster Lehnin, das auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann: Mit seiner Gründung 1180 ist es die älteste Klosteranlage der Mark Brandenburg, wurde im Zuge der Reformation aufgelöst und war im Laufe seiner Geschichte starken Zerstörungen ausgesetzt. Seit hier 1911 das Diakonissen-Mutterhaus Luise-Henrietten-Stift gegründet wurde, befindet sich wieder eine geistliche Gemeinschaft in der Klosteranlage. Sehenswert ist auch der historische Kornspeicher, den die Mönche einst angelegt haben.

  • Kloster Lehnin Klosterkirchplaltz, 14797 Lehnin

Kunstspeicher Friedersdorf

Bis 1990 wurde im Speicher Getreide gelagert, dann zogen ein Café und eine Galerie ein. Foto: Kunstspeicher Friedersdorf
Bis 1990 wurde im Speicher Getreide gelagert, dann zogen ein Café und eine Galerie ein. Foto: Kunstspeicher Friedersdorf

Im 19. Jahrhundert wurde in dem eingeschossigen Speicher schon Korn gelagert, doch erst im Jahre 1922 wurde das historische Gebäude massiv umgebaut und bekam die bis heute bestehende Form. In der DDR-Zeit diente der Speicher in Friedersdorf seinem ursprünglichen Zweck, doch nach der Wende wurde das Objekt ausgemustert. Eine Initiative setzte sich für die Rettung des Friedersdorfer Speichers ein und heute ist der Kunstspeicher ein beliebter Kulturort mit einem vielfältigem Programm aus Ausstellungen, Konzerten, Festen, Märkten und vielem mehr.

  • Kunstspeicher Friedersdorf Frankfurter Straße 39 15306 Vierlinden, weitere Informationen hier

Speicher in Brandenburg: Oderspeicher, Frankfurt (Oder)

Denkmalgeschützter ehemaliger Salzspeicher in Frankfurt (Oder). Foto: Imago/Zoonar
Denkmalgeschützter ehemaliger Salzspeicher in Frankfurt (Oder). Foto: Imago/Zoonar.com/ArTo 

Man sitzt im Oderspeicher in Frankfurt (Oder) mit Blick auf Polen. Einst wurde dort Salz gelagert, das über den bedeutenden Wasserweg transportiert wurde. Seit der Wende bezogen immer wieder Gastronomen das historische Objekt und versuchten ihr Glück mit verschiedenen Konzepten. Das lief nicht immer gut. Doch ob im Betrieb oder nicht, der Speicher in unmittelbarer Nähe zur Stadtbrücke ist sehenswert. Und gleich ein Stück weiter die Uferpromenade hinab kann man das Museum Viadrina im Junkerhaus besuchen.

  • Oderspeicher Hanewald 9, 15230 Frankfurt (Oder)

Tabakspeicher in Vierraden

Ein Relikt aus verqualmten Zeiten – Der Tabakspeicher in Vierraden. Foto: Imago/Schöning
Ein Relikt aus verqualmten Zeiten – der Tabakspeicher in Vierraden. Foto: Imago/Schöning

Die Tabakindustrie war im 19. Jahrhundert auch in Brandenburg auf dem Vormarsch. Davon zeugt etwa die ehemalige Rohtabakfabrik Vierraden. Überhaupt galt das im Nordosten Brandenburgs gelegene Städtchen als Tabakstadt. Daran erinnert auch der imposante Tabakspeicher. Wer mehr über die Geschichte des Standorts und der Branche erfahren will, sollte dem Tabakmuseum Vierraden einen Besuch abstatten.

  • Tabakmuseum Vierraden Breite Straße 14, 16303 Schwedt/Oder, weitere Informationen hier

Speicher in Brandenburg: Rieselspeicher in Hobrechtsfelde

Speicher in Brandenburg: Denkmalgeschützter Rieselspeicher in Hobrechtsfelde. Foto: Imago/Imagebroker
So ein Dach will ich auch: Denkmalgeschützter Rieselspeicher in Hobrechtsfelde. Foto: Imago/Imagebroker

Die Vereinten Nationen höchstselbst würdigten die Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde und zeichneten die Region für ihre biologische Vielfalt aus. Im Herzen dieser Landschaft steht das Gut Hobrechtsfelde. Den Ausflug dorthin sollte man im Besucherzentrum beginnen, man kann anschließend den alten Kornspeicher bewundern, den Nachwuchs zu den Tieren im Streichelgehege oder zum Spielplatz führen und in der Eventscheune ist auch immer wieder etwas los.

  • Gut Hobrechtsfelde Hobrechtsfelder Dorfstrasse 45, 16341 Panketal, weitere Informationen hier

Alter Speicher in Leuenberg

Gewagte Betonkonstruktion – Alter Speicher in Leuenberg, Gemeinde Höhenland. Foto: Imago/Imagebroker
Gewagte Betonkonstruktion: Alter Speicher in Leuenberg, Gemeinde Höhenland. Foto: Imago/Imagebroker

Die Geschichte von Leuenberg reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, heute ist der Ort Teil der Gemeinde Höhenland. Die ländliche Region eignet sich gut für Fahrradausflüge, wenn man etwa zur Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg unterwegs ist. Bei der Durchfahrt in Leuenberg sollte man die ungewöhnliche Speicherkonstruktion beachten. Dort treffen klassisches Spitzdach und Holzbau auf eine moderne Betonbauweise.

  • 16259 Höhenland (Leuenberg)

Speicher in Brandenburg: Silo in Pasewalk

Speicher in Brandenburg: Ein modernes Silo in Pasewalk. Foto: Imago/Christian Thiel
Ein modernes Silo in Pasewalk. Foto: Imago/Christian Thiel

Moderne Industriebauten sind teilweise unbeliebt. Im Gegensatz zu historischen Gebäuden oder den architektonischen Unternehmungen aus den 1920er-Jahren, wirken die neuen Anlagen oft uninspiriert und langweilig. Aber manchmal entwickelt das vermeintlich Hässliche einen Reiz. Dafür dürften auch die weltweite Begeisterung für den Brutalismus stehen und die Fotografien von Industrieanlagen des legendären Fotografenpaars Bernd und Hilla Becher, die dem Ruhrgebiet mit seinen Schornsteinen und Fördertürmen ein visuelles Denkmal setzten. Wer eine ähnliche Erfahrung machen will, kann das HaGe-Silo in Pasewalk aufsuchen, es steht bereits in Mecklenburg-Vorpommern, jedoch direkt an der Landesgrenze zu Brandenburg.

  • Silo Bahnhofstraße 29, 17309 Pasewalk

Historischer Kornspeicher Straupitz (Spreewald)

Historischer Kornspeicher in Straupitz. Foto: Imago/Imagebroker
Hübsch oder? Ein historischer Kornspeicher in Straupitz. Foto: Imago/Imagebroker/Lothar Steiner

Auch der historische Kornspeicher in Straupitz hat sich zu einem charmanten Kulturort gewandelt. Wer von Norden das Biosphärenreservat Spreewald ansteuert, sollte hier Halt machen. In dem schön restauriertem Gebäude finden regelmäßig Ausstellungen statt, in der Ladengalerie wird Kunsthandwerk aus der Region angeboten und es finden auch Buchlesungen und Vorträge statt.

  • Kornspeicher Straupitz Kirchstraße 12, 15913 Straupitz/ Spreewald, weitere Informationen gibt es hier

Speicher in Brandenburg: Speicherstadt Potsdam

Speicher in Brandenburg: Quartier Speicherstadt in Potsdam. Foto: Imago/Joko
Wohnen im Speicher: Quartier Speicherstadt in Potsdam. Foto: Imago/Joko

In Potsdam, der Hauptstadt von Brandenburg, gibt es gar eine ganze Speicherstadt. Sie ist vielleicht nicht ganz so bekannt wie die Speicherstadt in Hamburg, aber das Areal gegenüber dem Stadtschloss wandelt sich seit den 1990er-Jahren kontinuierlich. Wo einst alte Speicher und Lagerhallen standen, entstehen heute schicke Wohnhäuser. Wie Potsdam in den 1990er-Jahren aussah, zeigen wir euch hier.

  • Potsdamer Speicherstadt Leipziger Straße, 14473 Potsdam

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