Vivian Böllersen hat eine Walnussplantage. In ihrem Hofladen in Herzberg (Mark) verkauft sie die Nüsse – in der Schale geknackt oder zu Senf und Likör verarbeitet. Ein Besuch in der Walnussmeisterei.
Es gibt bundesweit nur wenige Betriebe wie die Walnussmeisterei Böllersen
In gleichmäßigem Abstand voneinander gepflanzt, wiegen Reihen gut gewachsener Bäume ihre Äste im Sommerwind. Vivian Böllersen schaut zufrieden auf die Gehölze. „Die haben gut aufgeholt“, sagt sie. Die Fröste rund um die Eisheiligen hatten viele der jungen und sehr empfindlichen Triebe erfrieren lassen. Doch die Bäume, die erst spät austrieben, hängen mittlerweile voller Früchte. Im Oktober kann Vivian Böllersen ihre Ernte einbringen – schmackhafte braune Walnüsse. Vivian Böllersen ist Walnussbäuerin. 2015 hat sich die studierte Öko-Agrarmanagerin mit ihrer „Walnussmeisterei“ in Herzberg (Mark) selbstständig gemacht – als Pionierin einer jüngeren Generation von Walnussbauern in Deutschland. Bis heute ist die gebürtige Berlinerin eine von wenigen Landwirten bundesweit, die voll und ganz auf die Walnuss setzen.
Auf die Nuss gekommen ist Vivian Böllersen schon als Kind. Im Garten ihres Neuköllner Elternhauses stand ein Walnussbaum. „Der trug so viele Früchte, dass wir die Nüsse so manchen Herbst über den Zaun hinweg verkauft haben.“ In den Supermärkten hingegen wurden nur Walnüsse aus Chile, China oder Kalifornien angeboten. Fast folgerichtig, dass sie ihr Ökolandbau-Studium an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde mit einer Studie über das Potenzial des deutschen Walnussanbaus abschloss. Bundesweit hatte sie mit Experten gesprochen: „Ich wollte es einfach ausprobieren.“
Walnüsse aus Brandenburg: 200 Bäume, knapp 30 verschiedene Sorten
Im Landkreis Oberhavel fand sie eine passende Fläche für ihre Bäumchen: einen Hain in den Veltener Luchwiesen. Mit Unterstützung der „Ökonauten“ – einer Genossenschaft, die über Mitgliedseinlagen Agrarflächen kauft und sie Ökobetrieben zu fairen Konditionen anbietet – konnte sie das 4,5 Hektar große Grundstück pachten. Für Brandenburger Verhältnisse sei das zwar eine eher kleine landwirtschaftliche Fläche, aber groß genug für 200 Walnussbäume knapp 30 verschiedener Sorten – von der „Moselaner Walnuss Nr. 120“ mit ihren großen Früchten bis zur robusten Sorte „Mars“. Manche hätten statt des hellbrauen einen roten Kern, andere seien „groß wie Hühnereier“. Auch der Ölgehalt sei von Sorte zu Sorte anders – „und natürlich die Knackeigenschaften“.
Vivian Böllersen brauchte einen langen Atem. Eine Vollernte ist erst zehn Jahre nach dem Einpflanzen der Bäume realistisch. Von vornherein umfasste ihr Geschäftsmodell daher auch eine Baumschule und den Handel mit zugekauften Walnüssen, zunächst auch aus Privatgärten in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
2020 investierte Vivian Böllersen in eine professionelle Knackmaschine: „Dadurch konnten wir unser Portfolio erweitern“. So arbeitet die Walnussmeisterei mit Bäckereien zusammen, lässt in der Ölmühle Katerbow Walnuss-Öl pressen und in Kooperation mit Brandenburger Produzenten Senf und Likör herstellen. Bei der Confiserie Felicitas in Hornow werden die Walnüsse mit feiner Schokolade ummantelt. Im kommenden Jahr will Vivian Böllersen die erste Vollernte einbringen. Mit 20 Kilogramm pro Baum sei zu rechnen – „Trockenertrag“, fügt sie erklärend hinzu. Denn die getrocknete Nuss sei nur noch halb so schwer wie die frisch geerntete.
Wegen ihres hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren gilt die Walnuss als Superfood. Und der Trend zur vegetarischen Ernährung hat das Interesse an der Frucht zusätzlich beflügelt.
- Walnussmeisterei Böllersen Im Eichholz 33, 16835 Herzberg (Mark), Oktober–März Fr 14–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr, Tel. 033926/72 99 93, alle zwei Wochen auf dem Ökomarkt am Chamissoplatz in Kreuzberg, Onlineshop
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