Kleider machen Radler*innen! Nicht nur, weil alle von der
Verkehrswende reden, gibt es gute Gründe, das ganze Jahr mit
dem Fahrrad zu pendeln. Die richtige, funktionale Ausrüstung hilft dabei enorm
Vom „Athleisure-Trend“ spricht der Sportsoziologe Robert Gugutzer, Professor an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Und meint damit die Verschmelzung von Sport (Athletik) und Freizeit (Leisure). In unserer spätmodernen Leistungsgesellschaft, so seine These, wird die körperliche Fitness zum sozialen Kapital. Auch deshalb machen wir Menschen wieder mehr Sport. Oder sehen zumindest so aus, indem wir uns sportlich kleiden. Nur jeder fünfte verkaufte Sportschuh, so Schätzungen der Branche, wird wenigstens gelegentlich zum Sport getragen.
Auf dem Fahrrad immerhin sind diese Übergänge fließend. Es ist ein wunderbares Medium, es taugt zum Flanieren, zur Fortbewegung, zur Raserei. Und spätestens in einem zunehmend verdichteten Ballungsraum wie Berlin kann man jedem und jeder dankbar sein, der oder die das A und das B mit dem Fahrrad verbindet. Von Mai bis September klappt das auch gut, aber dann folgt das Halbjahr, in dem viele Räder in den Kellern verschwinden.
Womit wir also beim „Athleisure-Trend“ angekommen wären. „Wer im Büro Sports- oder Fitnesswear trägt, erweckt den Eindruck, dass er oder sie sportlich ist“, so Robert Gugutzer, „auch wenn das tatsächlich gar nicht stimmt“. Wer sich nun aber tatsächlich die Mühe macht, auch noch im Schmuddelwetter tagtäglich zur Arbeit zu radeln, der tut gut daran, sich auch dementsprechend zu kleiden.
Das ist nämlich der Kardinalsfehler: Sobald es kälter wird, denken die meisten, dass man sportliche Anstrengungen auch in Alltagsklamotten hinbekommt, weil man eben nicht mehr ganz so sehr schwitzt. Gerade der permanente Wechsel aus Schwitzen und Frösteln, aus Leerlauf und Anstrengung fordert aber unser Immunsystem besonders heraus. Wer also länger als 30 Minuten im Sattel sitzt, sollte sich dafür umziehen. Und mindestens in einen Baselayer, also ein lang- oder kurzärmeliges Shirt und eine Funktionsjacke investieren. Wobei sich die Frage stellt: Synthetik oder Naturmaterialien? Polyester trocknet schneller und ist pflegeleicht, Merinowolle ist angenehm zu tragen und entwickelt keinen unangenehmen Geruch. Letztlich heißt es ausprobieren, womit man glücklicher wird. Wer regelmäßig Joggen geht, kann auch seine Laufshirts tragen.
Die gute Nachricht: Regendichte Jacken (-und Hosen) sind längst hinreichend atmungsaltiv und federleicht. Manch ein High-End-Modell ist allerdings für den sportlichen Wettkampf optimiert und etwa für einen schwereren Rucksack nicht robust genug: Mit der Zeit reibt sich das Material an den Schultern auf. Ohnehin ist es ergonomischer, seine sieben Sachen in einer (regendichten) Fahrradtasche zu transportieren. Schnelle Radler*innen setzen eher auf dünne Regenjacken, wer gemütler unterwegs ist, wird mit einer mehrlagigen Outdoorjacke glücklich, die sich auch generell in der Freizeit tragen lässt.
Und noch eine im Vergleich geradezu günstige Investition: wasserdichte Gamaschen. Nichts nervt nämlich mehr als ein Bürotag in nassen Strümpfen und Schuhen.
Fahrrad-Check für den Herbst
Weniger Druck machenUm so weniger Luft im Reifen ist, um so größer ist die Lauffläche und um so besser die Bremswirkung etwa auf nassem Laub oder sogar Schnee. Allerdings sollte der auf dem Reifen angegebene Minimalluftdruck nicht unterschritten werden.
Eine Leuchte seinAufladbare Fahrradbeleuchtungen sind inzwischen erlaubt. Allerdings helfen sie wenig, wenn der Akku gerade leer ist. Am besten als tägliches Ritual vorsorglich ans Netz hängen. Die meisten Systeme lassen sich ja ganz einfach am USB-Anschluss etwa des Bürorechners aufladen.
Organisiert seinGerade im Regen oder bei schwierigeren Fahrbedingungen birgt eine umherbaumelnde Tasche zusätzliches Risiko. Besser ist ein gut sitzender Rucksack und vor allem am Rad anklickbare Taschensysteme.