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Lost Places sind perfekte Fotomotive – Aufnahmen von Martin Boemer

Verlassene Orte, sogenannte Lost Places, gibt es in Berlin und rund um die Stadt zuhauf – und sie sind perfekte Fotomotive. Schließlich sind Industrieruinen, verlassene Krankenhäuser und alte Bunker ein Traum für Gruselfans. Wie charmant diese Lost Places sein können, hat der Fotograf Martin Boemer festgehalten. Seine Aufnahmen von Lost Places zeigen wir hier.

Egal ob verlassene Krankenhäuser, Badestätten oder Kulturhäuser – Berlin ist ein wahres Paradies, was Lost Places angeht. Foto: Martin Boemer

Was steckt hinter der Faszination von Lost Places?

Urban Exploring, auch Urbexing gennant, ist das eigenständige Erkunden von verlassenen Orten und hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Wenn man sich in diesen Räumlichkeiten aus einer anderen Zeit befindet, herrscht eine mystische Stille mit einem nostalgischen Charme. Besucht Martin Boemer einen Lost Place, startet bei ihm entsprechend das Kopfkino. Was ist hier passiert? Wie sah der Ort vor dem Verfall aus? Wer hat sich hier aufgehalten? Diese mysteriösen Szenarien rekonstruiert er dann fotografisch.

Tanz in Ruinen: ein vergessene Ballsaal irgendwo im Umland Berlins. Foto: Martin Boemer

Lost Places haben etwas Unheimliches und Nostalgisches zugleich. Schließlich begibt man sich auf eine Reise in eine längst vergessene Zeit, wenn man sich an so einem Ort befindet. Martin Boemer erkundet diese Orte schon seit vielen Jahren und hält ihre Faszination seit 2014 fotografisch fest. Seit 2018 postet er regelmäßig seine Fotos auf Instagram. Die genauen Locations gibt er nie preis. Denn das ist in der Urban-Exploring-Community streng verboten.

Beim Urban Exploring muss man vorsichtig sein. Oft sind die Lost Places einsturzgefährdet wie dieser Korridor in einer verlassenen Kaserne. Foto: Martin Boemer

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Dabei ist Martin Boemer nicht nur in Berlin unterwegs, sein Hobby hat ihn auch schon an die ungewöhnlichsten Ortschaften in ganz Deutschland verschlagen. Insbesondere Ostdeutschland mit seiner DDR-Vergangenheit ist eine Schatztruhe, was Lost Places angeht.

Auf den Spuren einer längst vergessenen Zeit

An die verlassenen Ortschaften zu kommen, ist gar nicht so einfach. Viele Locations sind geheim, das Kinderkrankenhaus Weißensee mal ausgenommen. Um an diese Ortschaften zu kommen, muss deswegen im Vorfeld viel Zeit in die Recherche gesteckt werden. Es gibt online gewisse Webseiten, die die genauen Locations von bekannteren Lost Places verraten. Ansonsten verfolgt Martin Boemer die richtigen Medien und prüft regelmäßig Denkmallisten. Auch Online-Kartentools sind unabdingbar, um auf verlassene Ortschaften zu stoßen, die noch relativ unbekannt sind. Die Urban-Exploring-Community auf Instagram ist zudem gut vernetzt und Locations werden innerhalb der Szene untereinander ausgetauscht.

Alles eine Sache der Perspektive: beim Fotografieren ist der Winkel äußerst wichtig. Foto: Martin Boemer

Verlassene Orte lösen bei vielen Urbexern (Coolsprech für Urban Explorer) einen Adrenalin-Kick aus. Denn wie der Name schon sagt, sind viele dieser Ortschaften für die Öffentlichkeit nur schwer zugänglich. Lücken im Zaun, kaputte Fenster, die Zugänge sind selten leicht zu finden.

Zudem reizt auch einige Urbexer das Verbotene, da das Betreten der vergessenen Orte nicht immer legal ist. Aber es muss nicht immer kompliziert sein, manchmal lassen sich auch Ansprechpartner:innen vor Ort antreffen. Wer Glück hat und gute Überzeugungsarbeit leistet, wird von ihnen aufs Grundstück gelassen. Aber es gibt auch offizielle Führungen, die man buchen kann, wie beispielsweise für die Heilstätten in Beelitz oder das ehemalige Spionagezentrum auf dem Teufelsberg.

Links: ein Gang eines ehemaligen Theaters, welches die Sowjetunion ursprünglich in Berlin errichtet hat. Rechts: ein Treppenaufgang in einer alten Fabrikhalle. Foto: Martin Boemer

Wenn Martin Boemer sich an einem Lost Place befindet, ist es ihm wichtig, die Location vollumfänglich zu erkunden und zu fotografieren. Er kommt zunächst in Ruhe an, betrachtet die Ortschaften von außen und innen, um einen Überblick zu bekommen. Dann geht auch eine Art Kopfkino bei ihm an und er versucht, dieses durch seine Linse für andere festzuhalten. Beim Fotografieren ist er immer darauf bedacht, das Motiv einzigartig in Szene zu setzten. Daher achtet er auch immer darauf, wie die das Wetter an dem Tag ist, da die Hauptmotive mit unterschiedlichen Witterungen eine andere Stimmung spiegeln. Weswegen er bei sonnigem Wetter besonders auf den Verlauf des Lichts und die Perspektive achtet, aus der er fotografiert, um möglichst alles aus dem Shot herauszuholen.

Ein verlassener Kapellenraum in einem ehemaligen Krankenhaus rund eine Autostunde von Berlin entfernt. Foto: Martin Boemer

Seit 2014 macht sich Boemer regelmäßig in seiner Freizeit mit einem Weitwinkelobjektiv, Stativ und seiner Nikon auf den Weg, um immer mehr Orte aus einer vergessenen Zeit zu erkunden. Am liebsten fotografiert er Sanatorien und alte Ballsäle. Vor allem Ballsäle kommen seiner Vorliebe für Weitwinkelfotografie sehr entgegen, auch wenn sie eigentlich nur große und leere Räume sind. Aber die Vorstellung, wie die Veranstaltungen mal gewesen sein müssen, umgreifen ihn am intensivsten. Außerdem ist deren historische Architektur oftmals einzigartig. Ohne gute Bilder ist ein Lost Place für Boemer nicht vollkommen und er besucht ihn dann teilweise öfter, bis er das perfekte Foto geschossen hat.

Eintauchen in eine andere Zeit: wie in dieses vergessene Schwimmbecken. Foto: Martin Boemer

Für Boemer ist Urban Exploring das Eintauchen in eine andere Welt. Er taucht dabei in der Fotografie völlig ab und wacht erst mehrere Stunden später wieder vor Ort auf, nachdem die Bilder im Kasten sind. Besonders daran reizt ihn das Entdecken von verborgenen Sachen, die Suche nach tollen Motiven und auch das Unheimliche, wenn er beispielsweise alte Sanatorien oder verlassene Kinderheime erkundet.


Das solltet ihr beim Urban Exploring beachten

Falls ihr noch Anfänger seid, solltet ihr vor allem ein paar Urban-Exploring-Regeln kennen. Regel Nummer eins des Urbex-Codes lautet: “Nichts als Fotos machen, nichts als Fußspuren hinterlassen”. Denn seitdem Urbexing boomt, wird es immer schwieriger, unberührte Orte zu finden. Oft fallen die Lost Places nämlich Vandalismus und Plünderungen zu Opfer.

Zudem kann das Erkunden je nach Ortschaft auch gefährlich werden. Viele der ehemals so prachtvollen Lost Places sind einsturzgefährdete Ruinen. Oder ihr müsst ungesichert über einen hohen Zaun klettern, um an den Ort zu kommen. Außerdem sind nicht alle Plätze immer legal betretbar, weswegen es auch schon mal sein kann, dass die neugierigen Entdecker:innen vor der Polizei wegrennen müssen.

Beim Urban Exploring solltet ihr niemals eure Locations verraten. Foto: Martin Boemer

Und die wichtigste Regel im Urbex-Code lautet: Verratet eure Spots nicht! Die Lost Places verlieren dann schnell ihre Unversehrtheit und ihren Charme, wenn sie zum Beispiel mit Graffiti besprüht oder sogar angezündet werden. Nach solchen Beschädigungen kommt es vor, dass die Eigentümer für Sicherheitsmaßnahmen sorgen und beispielsweise Überwachungskameras installieren.

Besonders das abtauchen in eine vergessene Zeit macht das Urban Exploring so reizvoll. Foto: Martin Boemer

Jedoch ist der Einstieg in die Urban-Exploring-Community mittlerweile ziemlich leicht. Über die entsprechenden Hashtags, Hubs und Gruppen kommt man über die sozialen Netzwerke schnell mit anderen Gleichgesinnten in Kontakt. Die Community ist aufgeschlossen und begrüßt jeden, der Lost Places mit Ehrfurcht und Respekt begegnet.

Noch mehr schöne Fotos von Martin Boemer könnt ihr auf seinem Instagram-Account sehen.


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