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Ahoi, Berlin: Entdeckt die Hauptstadt mit führerscheinfreien Booten

Führerscheinfreie Boote sind eine gute Alternative dazu, Berlin ohne Sightseeing-Tour, stressiges Kanu- oder Tretbootfahren zu erkunden. Für ein paar Stunden könnt ihr so der Hitze in Berlin entkommen, die Hauptstadt vom Wasser aus erkunden und eine Abkühlung in der Spree, der Havel oder auch im Müggelsee nehmen. Wir haben die führerscheinfreien Boote getestet.

Die führerscheinfreien Boote "Azzurro" und "Dolce Vita" stehen bereit. Foto: Janine Fischer
Die führerscheinfreien Boote „Azzurro“ und „Dolce Vita“ stehen bereit. Foto: Janine Fischer

Führerscheinfreie Boote auf der Halbinsel Stralau

Wir treffen uns an einem Dienstagmittag auf der Halbinsel Stralau in Friedrichshain. Obwohl es erst vormittags ist, brennt die Sonne bereits auf uns herab. In das Wasser an der Rummelsburger Bucht zu springen, klingt in dem Fall sehr verlockend. Zuerst geht es für uns jedoch auf das Boot des Bootsverleih Schiffskontor.

Wir werden herzlich begrüßt und in einem kleinen Rundgang werden alle Boote gezeigt, von den kleineren Booten „Azzurro“ und „Dolce Vita“ über die „Aphrodite“, einem italienischen Boot im Stil der 50er Jahre, bis hin zu den größeren Booten, wie der „Möwe“ und „Kotaro“, einer japanischen Stahljacht aus den 80er Jahren.

„Die Vielfalt unserer Boote macht uns einzigartig“, sagt Bootsführer Eric D’Urso, der uns das führerscheinfreie Bootfahren näherbringt. Einige dieser Schiffe haben eine reiche Vergangenheit: So ist die „Oblomov“ von 1936, die „Kotaro“ wurde einst für die Zollverwaltung der DDR gebaut und die „Moguntia“ ist fast 100 Jahre alt und diente verschiedenen Einsatzzwecken. Alle Boote sind modernisiert und bieten Platz für Junggesellenabschiede, Hochzeitsfeiern, Jubiläen und weiteren Veranstaltungen.

Die Boote „Azzuro“ und „Dolce Vita“ dürfen ohne Führerschein gesteuert werden

Wir interessieren uns jedoch für die Neulinge unter den Booten: die „Azzuro“ und „Dolce Vita“. Diese beiden hat der Schiffskontor erst vor kurzem in die Flotte geholt. Die beiden Boote können ohne Bootsführerschein gefahren werden, da sie innerhalb einer maximalen Länge von 20 Metern liegen und mit einer maximalen Geschwindigkeit von 15 PS fahren.

Bevor wir das Boot betreten, gibt es bereits einen Teil der Sicherheitseinweisung, die alle Personen erhalten, die sich für ein führerscheinfreies Boot entscheiden. Eric zeigt uns, wie man einen einfachen Knoten zum Anbinden der Boote macht. Sieht einfach aus, mit ein wenig Übung haben wir diesen auch drauf.

Vor dem Ablegen wird uns ein Knoten zum Anbinden des Bootes gezeigt. Foto: Janine Fischer
Vor dem Ablegen wird uns ein Knoten zum Anbinden des Bootes gezeigt. Foto: Janine Fischer

Dann geht es ins Boot und weiter mit den wichtigsten Verkehrszeichen, den Bojen zur Markierung der Fahrrinne, einigen Karten zur Orientierung sowie möglichen Anlegeplätzen, dem Zeigen der Sicherheitswesten, Feuerlöscher und weiteren Gegenständen zur eigenen Sicherheit.

Eric macht den Anfang und zeigt uns, wie man das Boot steuert. In Richtung Innenstadt kommen wir lediglich bis zur Oberbaumbrücke, da der Bereich dahinter unter die Funkpflicht fällt – und kleinere Boote wie dieses keinen Funk besitzen.

Mit dem Boot bis zum Großen Müggelsee, nach Neu-Venedig oder Schmöckwitz

Wir fahren also weiter raus die Spree hinauf, weg vom Stadtinneren Berlins. Üblicherweise werden die Boote für bis zu vier Stunden gemietet, es empfiehlt sich jedoch, sie für einen halben Tag zu buchen, da ihr so das meiste herausholen könnt. So kommt ihr problemlos zum Großen Müggelsee, wo ihr abseits der Fahrrinne ankern und baden könnt, oder auch nach Neu-Venedig. Da der Motor höhenverstellbar ist, könnt ihr auch in flachere Gewässer.

Am Anlegesteg des Schiffskontors stehen neben den führerscheinfreien Booten auch größere Schiffe. Foto: Janine Fischer
Am Anlegesteg des Schiffskontors stehen neben den führerscheinfreien Booten auch größere Schiffe wie hier die „Stralau“. Foto: Janine Fischer

Aber so weit müsst ihr gar nicht fahren, um Berlin vom Wasser aus zu entdecken. Wir kommen am Molecule Man vorbei – erfahren, dass wir selbst mit einem kleinen Sportboot wie diesem nicht durch die Beine fahren dürfen – und schauen auf die Insel der Jugend, die zu dieser Tages- und Wochenzeit relativ unbelebt ist. Vorbei an Hausbooten, die mal übergrün bepflanzt und mal hochmoderne Anwesen sind, begegnen wir fast kaum jemanden.

„Unter der Woche ist halt weniger los“, erklärt Eric. „Dafür sind die Boote von Freitag bis Sonntag überwiegend vermietet.“ Wer spontan vorbeikommen möchte, der hat also unter der Woche eher Chancen, eine Spritztour zu machen, als am Wochenende. Wer sich unsicher ist, ob noch ein Boot zur Verfügung steht, der sollte lieber gleich online oder telefonisch reservieren.

Unterwegs gibt es immer einige sehenswerte Stopps. Foto: Josephine Bährend
Unterwegs gibt es immer einige sehenswerte Stopps. Foto: Josephine Bährend

Touristen fehlen: Bootsverleiher spüren die Krise auch

„Die Touristen fehlen schon“, sagt Eric, als wir auf das Thema Corona zu sprechen kommen. Das Bootfahren sei natürlich bei internationalen und auch nationalen Tourist:innen sehr beliebt. Aber auch viele Berliner:innen buchen Fahrten, um ihre Stadt näher kennenzulernen.

Weiter geht es zum Funkhaus Berlin, wo Eric uns mehr über die Milchbar erzählt: Einen Halt sei sie definitiv wert. Wir genießen weiterhin die frische Brise, die uns entgegenkommt, sowie die Stille. Ab und zu begegnen wir weiteren Booten, Kanufahrer:innen, weiteren Hausbooten sowie vereinzelt Personen, die baden.

Eric gibt uns weitere Einblicke worauf wir beim Bootfahren achten müssen: So gilt auch hier eine Promillegrenze wie im Stadtverkehr. So sind 0,5 Promille erlaubt, ansonsten könntet ihr den Führerschein verlieren. Vorsicht gilt außerdem an den Schleusen. Wie Eric erst letztens am eigenen Leib erfahren musste, gibt es bestimmte Öffnungszeiten. Das bedeutet, dass ihr abends eventuell noch in eine Schleuse reinkommt, jedoch auf der anderen Seite nicht mehr herausfahren könnt und dann auf dem Boot übernachten müsst. Achtet deshalb unbedingt beim Einfahren in eine Schleuse auf die gegebenen Öffnungszeiten.

An sich gilt jedoch, dass sich alle bei Einbruch der Dunkelheit wieder im Hafen des Schiffskontor befinden sollten. Nachtfahrten seien ebenfalls möglich, jedoch nur mit vorheriger Absprache.

Die „Aphrodite“ ist im Stil der 50er Jahre gehalten. Foto: Josephine Bährend

Auf dem Rückweg sprechen wir über die Zukunft. So steht wohl in Aussicht, die Flotte an Booten, die führerscheinfrei zu fahren sind, aufzustocken. In näherer Zukunft – für Anfang August geplant – ist jedoch erst einmal von einer schwimmenden Bar die Rede, die an der Stralauer Halbinsel im Wasser sein soll. Gut erreichbar mit dem Boot sollen dort dann Getränke und einige Kleinigkeiten zu essen angeboten werden.

Fazit des Ausflugs mit den führerscheinfreien Booten: Schnappt euch bis zu fünf weitere Freund:innen und probiert es gerne selbst aus. Ein Bootsauflug ist eine gelungene Abkühlung von der Stadthitze und macht auch unglaublich viel Spaß. Auch wenn ihr noch keine Erfahrung mit dem Fahren von Booten oder sogar Autos habt, könnt ihr bei wenigem Fahrbetrieb unter der Woche losschippern. Aber bitte immer aufeinander achtgeben und auf die anderen Boote und Schiffe aufpassen.

Eine ausführliche Sicherheitseinweisung erhaltet ihr, bevor ihr losfahrt, und sollte unterwegs etwas passieren, so ist das Team des Bootsverleih Schiffskontor telefonisch erreichbar.


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