Märchen sind Teil von Berlin. Wir alle kennen Geschichten wie den Froschkönig, Rapunzel oder Schneewittchen und lieben sie oft seit unserer Kindheit. In Märchen ist oft alles möglich, Wunder passieren und jedes noch so tragische Schicksal findet am Ende das große Glück. Es kann also sehr schön sein, sich hin und wieder in eine märchenhafte Welt zu träumen, und das ist in Berlin vielerorts möglich. Hier sind 12 Orte voller Magie in Berlin, an denen Märchen zum Leben erwachen.
Ein Spaziergang zum Grab der Gebrüder Grimm in Schöneberg

Wer sich auf die Spuren der schönsten Märchen in Berlin begibt, sollte an ihrem Ursprung beginnen. Am Original-Grab der weltberühmten Gebrüder Grimm, das sich auf dem St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg befindet. Hier fanden die Märchenväter ihre letzte Ruhe. Für die Nachwelt trugen sie Geschichten zusammen, die wir alle kennen, etwa Rapunzel, Hänsel und Gretel, Aschenputtel, Frau Holle und Rumpelstilzchen. Ab 1840 lebten Jacob und Wilhelm Grimm für rund zwanzig Jahre in Berlin. Bis zu ihrem Tod. Was viele gar nicht wissen: Die Brüder schrieben die Märchen nicht selbst, sondern sammelten sie lediglich. Neben anderen Quellen gebührt der Ruhm vor allem der Autorin Dorothea Viehmann, die die Schöpferin vieler dieser zauberhaften Geschichten und zudem eine Cousine fünften Grades von Johann Wolfgang von Goethe war.
- Grabstätte der Gebrüder Grimm Alter St. Matthäus Kirchhof, Großgörschenstraße 12-14, Schöneberg
Im Grunewald versteckt sich ein Rapunzelturm

Wer unweit des Hüttenwegs im Grunewald vom Weg abkommt, fühlt sich auf einmal hineinversetzt in eines der schönsten Märchen überhaupt. Zwischen Bäumen und Gesträuch erhebt sich ein wild bewachsener Turm. Wie im Märchen „Rapunzel“ liegt er versteckt im dichten Grün und ragt einige Meter weit über die Wipfel der Bäume empor. Wer am Fuße des Turms steht, wartet nur darauf, dass eine dicke Haarsträhne hinabgelassen wird, an der er oder sie zur Spitze des Turms klettern kann, wo ein schönes und sympathisches Fräulein wartet. Entgegen aller romantischen Wünsche ist der Turm leider unbewohnt. Er wurde ursprünglich als Vermessungsturm für die Technische Universität erbaut, und steht schon seit längerer Zeit leer. Wer eintauchen will in Rapunzels Geschichte mitten in Berlin, der sollte sich beeilen. Denn dass der Rapunzelturm in naher Zukunft wegen Baufälligkeit abgerissen wird, ist nicht auszuschließen. Ihr habt Lust auf einen Waldspaziergang? Diese schönen Berliner Routen durch den Wald bieten viel Ruhe und die Gelegenheit zum Durchatmen.
- Rapunzelturm Im Grunewald, Hüttenweg 50, Grunewald
Im Morgengrauen sieht der Tiergarten märchenhaft aus

Mit seinen alten Bäumen und offenen Wiesen ist der Große Tiergarten in Berlin nicht nur Ort der Naherholung, sondern auch der Magie. Vor allem in den frühen Morgenstunden im Frühling, Sommer und Herbst bricht sich das Sonnenlicht in den knorrigen Ästen der Bäume und erweckt den Eindruck, man sei auf einem langen Fußmarsch durch ein verwunschenes Königreich. Wären hier nicht die vielen Jogger:innen und Radfahrer:innen – vielleicht würde sich wirklich einmal eine Fee aus dem Dickicht trauen.
- Tiergarten Mitte
Die geheimnisvolle Teufelsbrücke im Schlosspark Glienicke

Über die Namensgebung der Teufelsbrücke im Schlosspark Glienicke ist wenig bekannt. Fest steht jedoch, dass sie bereits als Ruine erbaut wurde. Was skurril klingt, war Mitte des 19. Jahrhunderts Mode: Der Architekt Ludwig Persius, ein Schüler und Mitarbeiter Karl-Friedrich Schinkels, entwarf und baute die Brücke, damit Prinz Karl von Preußen vom Schloss Glienicke aus den Ausblick auf eine Ruine genießen konnte. Ein anderes Beispiel für eine konstruierte Ruine dieser Zeit ist der Ruinenberg des Schlosses Sanssouci. Am Fuße der Teufelsbrücke wurde ein künstlicher Wasserfall angelegt. Obwohl dieser im wunderschönen Schlosspark Glienicke ein romantisches Bild abgibt, umgibt die Teufelsbrücke eine düstere Energie. Steht man allein auf der Brücke und hört zu, wie die Stille der Natur nur durch Vogelzwitschern durchbrochen wird, könnte man fast meinen, beobachtet zu werden. Klingt verlockend? An diesen ruhigen Orten in Berlin könnt ihr Abstand vom Großstadtlärm gewinnen.
- Teufelsbrücke Im Glienicker Schlosspark, Zehlendorf
Abschalten am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain

Der wahrscheinlich bekannteste Ort in Berlin, an dem Märchen zum Leben erwachen, ist der Märchenbrunnen im schönen Volkspark Friedrichshain. Die denkmalgeschützte Parkanlage samt Brunnen wurde im Jahr 1913 eröffnet. Der deutsche Architekt Ludwig Hoffmann widmete den Brunnen neun bekannten Märchen der Gebrüder Grimm. Besonders hervor sticht die Steinstatue des wasserspeienden Froschkönigs. Wer genau hinschaut, entdeckt jedoch am Beckenrand auch Hänsel und Gretel, das Rotkäppchen, den gestiefelten Kater und weitere Protagonisten bekannter Märchen.
- Märchenbrunnen Im Volkspark Friedrichshain, Eingänge: Am Friedrichshain, Friedenstraße, Virchowstraße, Margarete-Sommer-Straße, Danziger Straße
Im Museumsdorf Düppel fühlt man sich zurückversetzt in eine märchenhafte Zeit

Nicht immer handeln Märchen nur von pompösen Schlössern, reichen Fürsten und Prinzessinnen. Auch das einfache Volk ist in den meisten Erzählungen vertreten. Wenn auch das Museumsdorf Düppel der Nachbau einer Siedlung aus dem Hochmittelalter ist – die Gebrüder Grimm lebten gut 500 Jahre später – so fühlt man sich zwischen den mit Reet bedeckten Hütten, Tierställen und landwirtschaftlichen Beeten in eine frühere Zeit zurückversetzt, in der Prinzen Drachen jagten und seltsame Wesen die Wälder bevölkerten. Wer lieber hochherrschaftliche Anwesen sehen will, sollte diesen Schlössern in Berlin einen Besuch abstatten.
- Museumsdorf Düppel Clauertstraße 11, Zehlendorf, Tel. 030/802 66 71, www.stadtmuseum.de/museumsdorf-dueppel
Im Märchenviertel in Köpenick haben die Straßen verwunschene Namen

Eine märchenhafte Seite hat auch – wer hätte es gedacht – Köpenick. In der Märchensiedlung, wo die Straßen Schneewittchen, Sterntaler und Dornröschen heißen, wird den schönen Erzählungen auf eine besondere Weise gedacht. Der lauschige Kiez, der in den 1920er-Jahren entstand, hat auch einen schönen Waldspielplatz, dessen Name dem süßen Däumeling gewidmet ist.
- Märchenviertel Köpenick
Sich wie König und Königin fühlen: Am Schloss und im Schlosspark Charlottenburg

Das Schloss Charlottenburg ist Berlins prächtigstes Stadtschloss. Und Zeugnis einer Liebesgeschichte: Zu Ehren der Königin Sophie Charlotte taufte ihr Gemahl Friedrich nach deren Tod das Schloss und eine ganze Siedlung „Charlottenburg“. Grund genug also, sich im paradiesischen Schlosspark in die märchenhafte Welt eines verliebten, adligen Paars zu träumen. Und von der Schlossparkbrücke, die nach der Jungfernbrücke in Mitte die zweitälteste Brücke Berlins ist, bietet sich ein romantischer Ausblick auf das Schloss.
- Schloss und Schlosspark Charlottenburg Spandauer Damm 10-22, Charlottenburg
Märchenhaft auf den zweiten Blick: Der U-Bahnhof Prinzenstraße

Mit dem U-Bahnhof Prinzenstraße assoziieren die meisten zunächst wohl wenig Märchenhaftes. Vielmehr sind die Bahnhöfe zwischen Mehringdamm und Warschauer Straße als Drogenumschlagplätze und Schmuddelecken bekannt. Wer jedoch an Magie glaubt, der wird sie auch finden. Ein kleines, hübsches Detail am U-Bahnhof Prinzenstraße – ein aus Porzellan gefertigter Frosch mit goldenem Krönchen, der auf einer Kugel sitzt – verrät, dass der hochgelegte U-Bahnhof keinesfalls als Schandfleck gedacht war. Beim nächsten Besuch unbedingt genauer hinsehen.
- U-Bahnhof Prinzenstraße Kreuzberg
Wie im Märchen: Der wilde Wasserfall im Viktoriapark

Ungezähmte Natur – findet man in Berlin nicht einmal im Grunewald. Umso mehr Charme hat der Wasserfall im Kreuzberger Viktoriapark, der eine von Berlins schönsten Fotokulissen ist. Auch, wenn der Wasserfall natürlich künstlich angelegt wurde: Dieser Ort hat etwas Märchenhaftes. Und man meint fast, am oberen Ende des Wasserfalls die Spitze eines Märchenschlosses zu erkennen. Allerdings handelt es sich hier in der Realität um das Nationaldenkmal, das an die Befreiungskriege erinnert, die Anfang des 19. Jahrhunderts gegen die Vorherrschaft von Napoleon Bonaparte geführt wurden.
- Viktoriapark Kreuzberg
Das prächtige Schloss und der Schlosspark Glienicke

Dass Schloss samt Schlosspark Glienicke gehört aufgrund seiner märchenhaften Architektur zum Unesco-Welterbe. In der gesamten Schlossanlage, die ein Zusammenspiel von Pflanzen, Kunst und Wasser ist, kann man wunderbar flanieren und sich zurückversetzen in die Zeit des 17. Jahrhunderts, seit der verschiedene fürstliche Bewohner:innen im Schloss lebten. Am prächtigen Löwenbrunnen und am verwunschenen Teich, über dem die Skulptur des trauernden Milchmädchens thront, kann man nur ins Träumen geraten.
- Schloss und Schlosspark Glienicke Königstraße 36, Zehlendorf
Auf den Spuren eines fernen Königreichs: Die Pfaueninsel samt Schloss

In Berlin gibt es wohl kaum einen anderen Ort, der im Gesamten mit der märchenhaften Energie der Pfaueninsel mithalten kann. Fast fühlt es sich an, als würde man in ein fremdes Königreich vordringen, wenn man die dichten Wälder der Insel durchquert und zwischen den Bäumen plötzlich ein Schloss auftaucht. Die hübschen Pfauen auf der Insel erscheinen im sonst großstädtischen Berlin wie bunte Fabelwesen und die alte Traubeneiche – ihr Alter wird auf rund 350 Jahre geschätzt – sie war schon da, als die Pfaueninsel noch ganz verwildert war, und König Friedrich Wilhelm dem II und seiner Geliebten als Aufenthaltsort für romantisch-erotische Stunden diente. In Berlin gibt es noch weitere Inseln, die ihr unbedingt entdecken solltet.
- Pfaueninsel Ufer: Pfaueninselchaussee, Nikolskoer Weg
Noch mehr besondere Seiten von Berlin
Ein Stadtspaziergang zum Verlieben: Wir haben die schönsten Straßen der Stadt besucht. Auf diesen besonderen Spaziergängen entdecken wir Berlin ganz neu. Und an diesen Berliner Orten könnt ihr wilde Tiere beobachten.