Wenn es in Charlottenburg eins gibt, dann Wohlstand – und Parks. Ersteren lassen wir mal außen vor. Hier soll es um die vielfältigen Grünanlagen gehen. Dass der Bezirk beschaulich ist, zeigt bereits das Schloss Charlottenburg, ein allseits bekannter Tourispot. Davon ab finden sich kleine wie große grüne Kleckse, die mitunter dem Vergleich mit dem Barockbrocken Berlins mithalten können, bezogen aufs Außengelände. Wir stellen hier Parks in Charlottenburg vor.
Österreichpark
Für eine Berliner Grünanlage ist der Österreichpark in Charlottenburg verhältnismäßig jung, zumindest namentlich. Das Gelände, damals noch Sömmeringanlage, galt als Brache, verwildert und ungepflegt. Die Stadt legte Liegewiesen, Wege mit Parkbänken und einen Spielplatz an. Alles pragmatisch, Erholung in reduzierter Form.
In Absprache mit der Bezirksregierung gestaltete die Tourismusorganisation „Österreich Werbung Deutschland“ mit weiteren Landestourismusorganisationen den Charlottenburger Park zur Werbefläche für die Alpenrepublik um. Der Österreichpark eröffnete 2013. Ein alpiner Steingarten, eine Allee steirischer Apfelzierbäume, eine Blumenwiese und ein (wie patriotisch!) rot-weiß-roter Rosengarten zierten fortan die Grünanlage. Auch Donauliegen und ein Fernrohr mit Alpenmotiv stehen bereit.
- Österreichpark Sömmeringstraße 10, Charlottenburg
Lietzenseepark
Während der Lietzensee noch vor der Besiedelung des Gebiets entstand, dauerte es ein paar Jahre, bis erste Parkanlagen um ihn herum angelegt wurden. Erst 1824 ließ der preußische Staats- und Kriegsminister diese errichten. Er plante sogar, eine kleine Insel inmitten des Sees aufschütten zu lassen. Bauleute schütteten kiloweise Schutt und Erde ins Gewässer, doch es war, als würde es die Masse lediglich verschlingen. Das Projekt mussten sie zwangsläufig einstellen. 1905 entstanden vornehme Mietshäuser am Ostufer des Lietzensees, es folgten neue Grünflächen sowie Denkmäler und Skulpturen, etwa das Gefallenendenkmal des Königin-Elisabeth-Garde-Regiments Nr. 3.
Heute ist der Park in Charlottenburg ein Ort sozialer Vermischung. Joggende Tagesschausprecher treffen hier auf Obdachlose, Generalsekretäre auf gesellschaftlich Abgehängte und gut situierte Hipster auf, na ja, weniger gut situierte Hipster. Wohlhabende aus aller Welt shoppen sich hier gerne mal eine Ferienwohnung und haben es im Zweifelsfall nicht mal nötig, sie bei Abwesenheit auf Airbnb zu vermieten.
Übrigens: Der Lietzenseepark bildet mit dem Lietzenseeufer, Kuno-Fischer-Platz, Witzlebenplatz und dem ehemaligen Dernburgplatz einen Stadtpark um den Lietzensee.
- Lietzenseepark Wundtstraße 40, Charlottenburg
Ruhwaldpark
In den 1860er Jahren erwarb der Zeitschriftenverleger Ludwig von Schaeffer-Volt ein Gelände auf dem Spandauer Berg. Damals ließ er dort eine klassizistische Villa von Carl Schwatlo errichten, das bescheidene „Schloss“ Ruhwald. Er beauftragte seinen Obergärtner, einen Landschaftspark zu errichten. 1872 verkaufte er es an eine Malzfabrik, die sie zum Restaurant umfunktionierte.
Es lief nicht. Nach der Schließung folgte eine Nervenheilanstalt, das Parkgelände diente wiederum zur Kur. 1924 erwarb der Bezirk Charlottenburg das Gelände und 1937 wurden das Schloss und seine Nebengebäude, bis auf kleinere Ausnahmen, abgerissen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als 60 Jahre also, bis auch die Bürger:innen Anteil an dem schönen Gelände haben konnten. Auf dem Gelände steht auch die Villa Ruhrleben, die heute als Kita genutzt wird. Dass der Ruhwaldpark in Charlottenburg so beliebt ist, überrascht nicht. Er ist etwas abgelegen und bietet einen herrlichen Ausblick auf die Spree.
- Ruhwaldpark Spandauer Damm 220, Charlottenburg
Schlossgarten Charlottenburg
Nachdem Sophie Charlotte, Königin von Preußen, 1705 starb, taufte ihr Gemahl Friedrich das Schloss und die Siedlung „Charlottenburg“, eine nette und zugleich traurige Anekdote. Lange zuvor hatte Charlotten auf dem Gelände einen Garten gewollt, einen, der alle Gärten im deutschsprachigen Raum übertreffen sollte. Schwieriger Auftrag, den der Versailler Hofgärtner André Le Nôtre 1695 übernehmen sollte. Ein hoher Anspruch. Gelungen ist die im französischen Stil gestaltete Parkanlage in jedem Fall. Und so entwickelte sich der Schlossgarten zum Treffpunkt für Adelsgeschlechter, um zwischen Blumenbeeten ausgelassen zu feiern. Schon 1701 folgte die erste Erweiterung. Der Barockstil währte jedoch nicht lange.
Nachfolger ließen die Anlage im englischen Stil umgestalten. Erst nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stellte man den Barockgarten wieder her. Heute kommt ihr bei einem Spaziergang nicht nur vorbei an einer leuchtend bunter Flora, sondern auch an historischen Bauten, etwa dem Gartenschlösschen Belvedere, dem Mausoleum der Königin Luise und dem Neuen Pavillon. Mehr Infos zum Schloss Charlottenburg findet ihr hier.
- Schloss Charlottenburg Spandauer Damm 10-22, Charlottenburg
Margarete-und-Arthur-Eloesser-Park
Entlang der S-Bahn-Trasse nahe am Bahnhof Charlottenburg liegt der rund 5000 Quadratmeter große Margarete-und-Arthur-Eloesser-Park. Efeuranken, Rosen und kleine bis mittelgroße Liegewiesen bilden einen hübschen Kontrast zur sonst urbanen Umgebung. Seinen Namen verdankt der Charlottenburger Park den Anwohner:innen. Sie setzten sich dafür ein, dass der Journalist Arthur Eloesser (1870-1938) und die Schriftstellerin Margarete Eloesser (1881-1942), ermordet durch die Nationalsozialisten, so verewigt werden.
- Margarete-und-Arthur-Eloesser-Park Gervinusstraße, Charlottenburg
Volkspark Jungfernheide
Benannt nach den „Jungfern“ des Spandauer Nonnenklosters, war der Volkspark Jungfernheide bis um 1800 königliches Jagdrevier. Ab 1824 richteten die Besucher:innen ihre Waffen nicht mehr auf Tiere, sondern Zielscheiben. Die Jungfernheide diente als Exerzier- und Schießplatz. 80 Jahre später kaufte Charlottenburg die Anlage, um sie zum Park umzugestalten.
Auf 112 Hektar ließ der Gartendirektor Erwin Barth ein hübsches Erholungsgebiet errichten. Der Volkspark Jungfernheide selbst sowie einzelne Baulichkeiten wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt, einer der zwei Bären an der Hauptallee unweit des Eingangs am Kurt-Schumacher-Damm ist seit Kriegsende verschollen. Aus einem elf Tonnen schweren Muschelkalkblock schuf der Bildhauer Vincenz Repnik ein 2011 eingeweihtes Ersatzdenkmal.
Der 38 Meter hohe Wasserturm, ebenfalls im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, mittlerweile aber restauriert, ist heute ein Highlight des Parks. Einer der vielen expressionistischen Bauten in Berlin. Nach dem Kulturausflug könnt ihr gleich in den Hochseilgarten oder, bei (nachvollziehbarer) Höhenangst in den Botanischen Garten nördlich des Jungfernteichs.
- Volkspark Jungfernheide Charlottenburg-Nord, angrenzende Straßen: Jungfernheideweg, Heckerdamm, Saatwinkler Damm
Friedenthalpark
Am schönen Halensee gibt es mit dem Friedenthalpark eine Anlage mit gepflegter FKK-Wiese, viel Platz zum Laufen und einem großen Spielplatz mit allem, was Kinder zum Toben brauchen. Nicht immer war das urig romantische Gelände ein Ort der Entschleunigung. 1910 (damals noch Lunapark) sollten Menschen aller Gesellschaftsschichten dort mittels Attraktionen wie Wasserrutschen, Gebirgsbahn und stark verklärter orientalisierter Fantasiearchitektur bespaßt werden. Die Nationalsozialisten bezeichneten ihn großmäulig als „Schandfleck des Westens“ und ließen ihn abreißen und gestalteten das Gelände zum Park um.
- Friedenthalpark Helenseestraße 36, Charlottenburg
Mierendorffplatz
1912 geschaffen, um ein Wohnviertel aufzuwerten, ist der Mierendorffplatz (damals Gustav-Adolf-Platz) eine überraschend reduzierte Parkanlage in Charlottenburg. Besonders, wenn wir sie mit den anderen Parks, etwa Jungfernheide, vergleichen. Gartenbaudirektor Erwin Barth setzte hier auf Funktionalität. Spielplatz, Blumenwiesen, Springbrunnen, fertig. Vielleicht lag der mangelnde Experimentierdrang am fehlenden Geld oder den Anwohner:innen.
Gedacht war das Viertel für „einfache“ Leute. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gelände als Kleingartenanlage. In den 1950ern erfolgte die Rückwandlung zur Grünanlage. Barths Stil sollte dabei erhalten bleiben. Noch heute steht der Park in seiner alten Pracht. Bei Mietpreisen bis rund 36 Euro pro Quadratmeter (Mierendorffstraße) dürften hier jedoch nicht mehr allzu viele dieser „einfachen“ Leute leben.
- Mierendorffplatz Sömmeringstraße/Kaiserin-Augusta-Allee, Charlottenburg
Goslarer Platz
500 Meter vom Mieredorffplatz entfernt liegt der Goslarer Platz. Einer der vielen kleineren Parks in Charlottenburg. Auch ihn hat der Erwin Barth angelegt, allerdings verzichtete er auf einen Springbrunnen, dafür ließ er ringsum Staudenrabatten errichten, längliche Beete mit Zierpflanzen. Kinder haben zudem einen schönen Spielplatz, Ältere gemütliche Sitznischen. Minimalistisch und dennoch schön.
- Goslarer Platz Goslarer Platz 2, Charlottenburg
Ihr wollt mehr über Charlottenburg erfahren? All unsere Charlottenburg-Texte findet ihr hier. Ausflüge sind meist schwer zu planen, gerade wenn man sich nicht auskennt. Wir helfen gerne. 12 Tipps für Charlottenburg haben wir für euch zusammengestellt. Wenn ihr dort einfach nur einkaufen wollt, bekommt ihr hier die besten Orte zum Shoppen in Charlottenburg. Alles zu Berlins wunderbaren Parks lest ihr hier.