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12 Gründe, jetzt nach Spandau zu fahren

Wer sich schon in der Berliner Innenstadt an all den Gewässern und Parkanlagen erfreut, sollte unbedingt mal nach Spandau fahren. In dem Bezirk am westlichen Stadtrand treffen Havel und Spree aufeinander, an idyllischen Badestellen findet man immer noch einen Platz für sich allein, und auch geschichtlich hat die bis 1920 eigenständige Stadt viel zu bieten. Wir liefern euch 12 Gründe, jetzt nach Spandau zu fahren – von gespenstischen Filmkulissen bis zu den schönsten Orten in der Natur.


Im Fort Hahneberg lassen sich Szenen aus „Inglourious Basterds“ nachspielen

Filmfans aufgepasst: Quentin Tarantino nutzte das Fort Hahneberg in Spandau als Kulisse. Foto: Imago/Sergej Glanze/Funke Foto Services

Der sogenannte Bärenjude aus Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ lässt sich nur schwer vergessen. Was viele nicht wissen: Die berüchtigte Baseballschläger-Szene wurde in Spandau gedreht. Genauer gesagt im Fort Hahneberg, einem preußischen Festungsbau aus dem späten 19. Jahrhundert. In Wirklichkeit hausen hier natürlich keine tapferen Nazijäger, dafür fühlen sich jedoch Fledermäuse in den gespenstischen Kasernenruinen wohl. Der Betreiberverein veranstaltet regelmäßig Natur- und Fledermausführungen im Naturschutzgebiet und beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals.

Ungefähr einen Kilometer entfernt liegt der neue Hahneberg, eine künstlich angelegte Erhöhung. Mit seinen fast 90 Metern Höhe und einer prächtigen Grünanlage ist der Hügel perfekt geeignet für Abendspaziergänge mit überwältigender Aussicht. Hier hat man nicht nur einen weitläufigen Ausblick auf Spandau, sondern sieht unter anderem auch den Teufelsberg und Grunewaldturm. Bei guten Wetterbedingungen reicht der Blick bis zum Alexanderplatz. Auf den vielen Parkbänken lässt sich die Stimmung besonders genießen. Ihr wollt gleich wieder in die Höhe? Die besten Aussichtspunkte Berlins stellen wir hier vor.

  • Fort Hahneberg Hahnebergweg 50, Spandau, Infos zu Terminen und Führungen hier

In der Altstadt Spandau fühlt man sich ein bisschen wie in Norddeutschland

Ursprünglich war Spandau ein Fischerdorf. Die Spuren erkennt man noch im Kolk. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Spandau ist nah am Wasser gebaut: Die Altstadt liegt auf einer Insel. Hier treffen Spree und Havel aufeinander. Nicht umsonst geht der Name des Bezirks auf das slawische Wort Spandowe zurück: Zusammenfluss heißt die Übersetzung. Und natürlich waren die slawischen Siedler, die hier die ersten Häuser errichteten, Fischer. Zwischen Fachwerk, Häfen und Flüssen fühlt man sich auch heute noch ein bisschen wie in Norddeutschland.

Bei Fisch Frank gibt es das passende Essen dazu. In der Altstadt kennt jeder seinen Laden in der Charlottenstraße. Auf der Karte stehen Fischsuppe, Nordseekrabben, diverse Fischteller und – ganz was Feines – Zander aus der Havel. Inzwischen gibt es auch einen Fischbrötchenimbiss in der benachbarten Moritzstraße. Den Backfisch paniert Fisch Frank, der eigentlich Olaf Pelz heißt, jeden Tag selbst. Das Highlight jedoch ist, wie auch im Restaurant, eine lokale Spezialität. Der Räucheraal kommt direkt aus der Havel. Die Fischerfamilie Hidde aus Tiefwerder versorgt den Fischbrötchenladen mit dem Berliner Klassiker.

Danach empfiehlt sich ein gemütlicher Marktbummel oder ein schöner Spandau-Spaziergang am sonnigen Lindenufer. Wer weiter in die Vergangenheit eintauchen will, sollte das Stadtgeschichtliche Museum im Gotischen Haus besuchen und einen Abstecher zum Kolk machen. Mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, der Marienkirche und der alten Stadtmauer gehört das Viertel zu den ältesten in Berlin. Ein Ouzo in der Taverna Teloneio rundet den perfekten Spandau-Tag ab.

  • Fisch Frank Fischbrötchen Moritzstr. 2, Spandau, Mo-Sa 9.30–18.15 Uhr
  • Fisch Frank Restaurant Charlottenstr. 7, Spandau, Mo-Sa 11–20 Uhr, online
  • Gotisches Haus Breite Str. 32, Spandau, Di–Sa 10–18 Uhr, So 12–18 Uhr, weitere Infos hier
  • ΤΕΛΩΝΕΙΟ Greek Taverna Möllentordamm 1, Spandau, Di–Fr 16–22 Uhr, Sa+So 13–22 Uhr, weitere Infos hier

Im Spandauer Forst lassen sich Sümpfe und Enklaven erkunden

Der Eiskeller ist der kälteste Ort Berlins – und erzählt eine spannende Geschichte der Teilung. Foto: Imago/Metodi Popow

Der Spandauer Forst gehört mit 1347 Hektar Gesamtfläche zu den größten Waldgebieten Berlins. Hier gibt es alte Bäume, seltene Tiere, idyllische Lichtungen, verschiedene Naturschutzgebiete, Wildgehege – und sogar den mystischen Teufelsbruch, ein Moor unter dem ein ganzes Dorf versunken sein soll. Auf Holzstegen läuft man durch das gespenstische Naturparadies. So manch einer meint, unter dem trüben Wasser den alten Kirchturm aufblitzen zu sehen. Auf jeden Fall aber kann man hier ein artenreiches Biotop hautnah erleben. Berlins Sümpfe und Moore sind ganz besondere Schätze.

Nicht weit entfernt, an der Grenze zu Brandenburg, spielte sich ein Kuriosum der Teilung ab: Mit den Fichtewiesen, dem Erlengrund und dem Eiskeller hatte Spandau zu Mauerzeiten gleich drei Enklaven auf DDR-Gebiet. Es handelte sich hierbei um Grundstücke, die juristisch zu West-Berlin gehörten, aber außerhalb der Stadtgrenzen lagen. In den Enklaven befanden sich Laubenkolonien. Wenn die Spandauer:innen also in ihren Wochenendgarten wollten, mussten sie den Mauerstreifen überqueren. Ganz legal. Diese Fotos aus dem Spandau der 1980er zeigen die skurrile Situation.

Die Kolonien bestehen bis heute, und der Eiskeller ist immer noch bemerkenswert: Der Name geht auf die Eiskeller einer Brauerei zurück, aber die baumlose Heidelandschaft sorgt dafür, dass der Ort wirklich bis zu zehn Grad Celsius Unterschied zum Stadtgebiet hat. Eine tolle Mauerweg-Tour führt vom Spandauer Forst bis zum Waldkrankenhaus Spandau. Auch diese schönen Waldspaziergänge im Rest der Stadt solltet ihr euch nicht entgehen lassen.


Im Musicland kaufte der junge Bela B seine Schallplatten

Bela B wuchs in Spandau auf, tanzte im Ballhaus Spandau und kaufe Platten im Musicland. Foto: Imago/teutopress

Dieser Plattenladen ist Kult. Die Spandauer Filiale ist die letzte Überlebende einer Kette, die die Berliner Musiklandschaft prägte. Viele kulturelle Institutionen gibt es am Stadtrand nicht mehr. Spandau ohne Musicland: unvorstellbar. Bela B, eine Berühmtheit aus Spandau, kaufte hier früher ein. Vor Kurzem wurde das charmante Geschäft in der Klosterstraße von drei Stammkunden übernommen, die das Erbe des ehemaligen Geschäftsführers Ralf Jürgen Rachner weiterführen wollen, der bereits 1977 hier hinterm Tresen stand. Das Original bleibt ihnen weiterhin als Koryphäe und Freund erhalten. Übrigens: Bela B und Farin Urlaub lernten sich 1980 im Ballhaus Spandau kennen. Die Diskothek gibt es bis heute. Hier erzählen wir die Geschichte: Die Ärzte und Berlin.

  • Musicland Klosterstr. 12, Spandau, Di–Sa 12–19 Uhr, Tel. 030/332 20 72, online

Mit der BVG-Fähre ins idyllische Kladow fahren

Kladow gehört zu den hübschesten Ortsteilen Berlins – und lässt sich mit einer tollen Fährfahrt erreichen. Foto: Imago/imageBROKER/Oliver Gerhard 

Die Monatskarte eingepackt und ab auf die BVG-Fähre! Ohne Aufpreis kann man mit der F10 über den Wannsee tuckern, vorbei an der Liebermann-Villa, dem Strandbad Wannsee und der High-Society-Insel Schwanenwerder, bis man nach ungefähr 20 Minuten den Hafen des Spandauer Ortsteils Kladow erreicht. An der Uferpromenade wird flaniert. Direkt am Hafen finden sich Restaurants, Biergärten und Eisdielen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die kleine, unbewohnte Insel Imchen, die viele seltene Vögel beherbergt. Das Gezwitscher hallt bis zur Promenade und Naturfans können verschiedene Vogelarten entdecken.

In unmittelbarer Nähe liegt der Kern des ehemaligen Dorfes Kladow. Hier lässt sich die märchenhafte Dorfkirche aus dem frühen 19. Jahrhundert besichtigen. Der vom prägenden Stadtgartendirektor Erwin Barth gestaltete Landhausgarten Dr. Max Fraenkel besticht mit Rosengarten, Staudenkaskade, großem Obst- und Gemüsegarten und einem herrlichen Blick aufs Wasser. Auf der anderen Promenadenseite liegt der Gutspark Neukladow, der von Bau- und Gartendenkmälern geprägt ist. Hinter dem Gutspark gelangt man auf den Wanderweg Westliches Havelufer mit vielen weiteren Lieblingsplätzen in einer der schönsten Gegenden von Berlin. Weitere schöne Orte am Wasser findet ihr hier.


Die Wampe ist eine der besten Kneipen in Spandau

Garantiert die stilsicherste Kneipe in Spandau: Die Wampe. Foto: Daniel Pohlenz

Die Wampe ist eine liebevoll geführte Kneipe in Spandau. Gefühlt ist sie schon immer da, aber niemals gleich. Die netten Kellner:innen, schummriges Licht, der passende Soundtrack aus Metal und Punk, schmackhafte Fassbiere wie das irische Murphy’s und sogar das englische Newcastle Brown Ale, individuelle Einrichtung und faire Preise machen die Wampe zum zweiten Wohnzimmer. Im Raucherbereich gibt es einen Dartautomaten und einen hochwertigen Billardtisch. Wer verliert, sollte einen Mexikaner ausgeben. Der schmeckt in der Wampe nämlich besonders gut. Nicht umsonst gehört die Wampe zu den besten Billardkneipen Berlins. Generell lohnt es sich, für eine Tresentour an den Stadtrand zu kommen. Viele Spandauer Kneipen sind immer noch Geheimtipps.

  • Die Wampe Bismarckstr. 60, Spandau, Di–Sa ab 19 Uhr, Tel. 030/333 29 19, online

In Klein-Venedig paddelt man durch niedliche Kanäle

Abschalten: In Klein-Venedig kommt sofort Urlaubsstimmung auf. Foto: Imago/Maurizio Gambarini/Funke Foto Services

Mit all seinen Seen, Flüssen und Kanälen ist Spandau ein wahres Paddelparadies. Eines der beliebtesten Ausflugsziele ist Klein-Venedig in Tiefwerder. Die Großstadt ist hier schnell vergessen. Statt auf graue Straßen blickt man vom Kajak aus auf grüne Bäume und schilfbewachsene Ufer. Ein paar Kleingärten sind das einzige Zeichen von Zivilisation. Ansonsten fühlt man sich hier wirklich ein bisschen wie im Dschungel. Größeren Booten bleibt die Zufahrt in die winzigen Kanäle verwehrt. Die ruhigen Havel-Altarme sind daher perfekt für Anfänger:innen geeignet. Kanus können vor Ort geliehen werden. Im tiefen Osten von Berlin gibt es übrigens ein Neu-Venedig. Generell haben Köpenick und Spandau viel gemeinsam. Ihr habt Lust, direkt aufs Wasser zu gehen? Alle Infos zum Paddeln in Berlin findet ihr hier.

Auch auf einem Spaziergang lässt sich die Idylle gut erkunden. In abgesperrten Arealen grasen asiatische Wasserbüffel und Galloway-Rinder. Die beeindruckenden Tiere dienen als natürliche Rasenmäher. Ein Rundweg startet an der Freybrücke, führt an den Weiden vorbei und ermöglicht die trockene Überquerung der Tiefwerder Wiesen über einen Holzbohlensteg, der sich mitten durchs Grün schlängelt. So leicht geht Urlaub in der eigenen Stadt. Weitere Orte, an denen ihr in Berlin Tiere beobachten könnt, findet ihr hier.


Der Jaczoturm ist ein kleines Mysterium

Der Jaczoturm erzählt die Sage um einen Slawenfürst, der die Havel überquerte. Foto: Dirk1981, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

In einem Waldstück zwischen Havel und Gatower Straße lugt ein rätselhafter Turm durch das Gestrüpp. Wer sich traut, gelangt über einen halb verwilderten Spazierweg in die Jaczo-Schlucht. Für die steinerne Ruine mit ihren 13 Zacken scheint sich niemand zu interessieren. Dabei findet man, wenn man genauer hinschaut, ein Relief, das vier Reiter auf einer wilden Verfolgungsjagd zeigt. Dahinter steckt eine Sage: 1157, im Gründungsjahr der Mark Brandenburg, soll genau an dieser Stelle der Slawenfürst Jaczo von Köpenick nach einer verlorenen Schlacht vor Albrecht dem Bären und seinen Leuten geflohen sein. In letzter Not sprang er mit Pferd und Rüstung in die Havel – und drohte zu ertrinken. Kurz vor dem Untergehen soll er, so erzählt es die Legende, den verhassten Christengott angefleht haben. Wie durch ein Wunder schaffte es der Reiter ans rettende Ufer, wo er sein Schild und Horn an einen Baum hängte und Christ wurde.

Jahrhunderte später ließ König Friedrich Wilhelm IV. auf der Landzunge eine Gedenksäule erbauen. Aber wer diesen seltsamen Turm auf der anderen Havelseite in Spandau errichtet hat und vor allem warum, bleibt ein Rätsel. Man weiß nur, dass die vier Meter hohe Pseudoruine 1914 von einem unbekannten Bürger aufgebaut wurde. Vielleicht war er ein Ritterfan, oder er wollte er für seine Kinder den aufregendsten Spielplatz der Stadt bauen. Irgendwann geriet der Turm in Vergessenheit. Zwischenzeitlich wurde er als Toilette genutzt und von Hertha-Fans Blau-Weiß angesprüht. Heute sieht er wieder aus wie früher – und weiterhin bringt dieses kleine Mysterium Wander:innen zum Grübeln.

  • Jaczoturm Gatower Str. 201-229, Spandau

Die Siemensstadt ist UNESCO-Welterbe und Vorbild für modernen Städtebau

Farbenfrohe Wohnbauten von Hans Scharoun in der Goebelstraße. Erholung und Wohnraum liegen im UNESCO-Welterbe Siemensstadt nah beieinander. Foto: Imago/Schöning

Walter Gropius, Hans Scharoun, Otto Bartning, Hugo Häring, Fred Forbát und Paul Rudolf Henning: Diese sechs prägenden Architekten entwarfen mit der Siemensstadt ein Musterbeispiel des modernen Städtebaus. Zwischen 1929 und 1934 entstanden in Charlottenburg-Nord und Spandau 1.379 Wohnungen mit jeweils zwei oder zweieinhalb Zimmern. Die Siedlung für Arbeiter der anliegenden Siemenswerke sollte ein Gegenentwurf zur Berliner Blockrandbebauung mit ihren dunklen Hinterhöfen darstellen und gleiche Lebensbedingungen für alle Anwohner:innen schaffen.

Hans Scharoun, der für die städtebauliche Gesamtplanung der Ringsiedlung zuständig war, verfolgte die Vision einer aufgelockerten Stadt mit vielen Freiflächen zur Erholung. Durch die Zeilenbauweise mit ihren schmalen Häusern, die quer zu den Verkehrsstraßen angeordnet wurden, ließ sich der Lichteinfall maximieren und die Lärmbelästigung minimieren. Der Landschaftsarchitekten Leberecht Migge gestaltete Grünflächen als Nachbarschaftstreffpunkte und grüne Verbindung zwischen den Gebäuden. Neues Bauen par excellence.

Auf einem Spaziergang durch die Siemensstadt lässt sich die ikonische Handschrift der einflussreichen Architekten anhand von berühmten Gebäuden wie dem „Panzerkreuzer“ oder dem „Langen Jammer“ erkennen. Außerdem zeigt sich, wie gut massiver Wohnungsbau und lebenswerte Stadtplanung schon vor fast 100 Jahren zusammengedacht wurden. Protagonist:innen des aktuellen Wohnungsbaus sollten wohl mal wieder einen Ausflug nach Siemensstadt machen. Nicht umsonst gehört die Großsiedlung zum UNESCO-Welterbe.


An Stränden wie der Bürgerablage ist es noch nicht so überfüllt wie in der Innenstadt

Selbst im Hochsommer findet man immer noch einen Platz am Strand. Beliebt ist zum Beispiel die Bürgerablage am Spandauer Forst. Foto: Lienhard Schulz, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wer im Hochsommer versucht, an einem Berliner Badesee noch einen gemütlichen Platz zu finden, scheitert schnell. Sobald es heiß ist, strömt ja die ganze Stadt ans Wasser. Wer es etwas länger in der S-Bahn aushält, wird belohnt. Denn im blaugrünen Spandau findet man eigentlich überall eine schöne Badestelle. Manchmal sogar ganz für sich allein. Besonders beliebt ist die Bürgerablage an der Havel. Und das, obwohl sie sich jahrzehntelang direkt neben der Mauer befand. Andere Zeiten halt, zur Erinnerung: So sah Spandau in den 1980ern aus. Im Jagdhaus stärkt man sich nach dem Planschen mit Pils und Pilzen aus dem Spandauer Forst. Auch an der neugestalteten Badestelle am Kiesteich verbringt man gerne sonnige Tage. In Gatow und Kladow sowieso. Und wer ganz raus will aus der Stadt: Die wunderschönen Badeseen in Brandenburg sind auch nicht weit weg.

  • Jagdhaus Spandau Niederneuendorfer Allee 80, Spandau, tgl. 10–19 Uhr, Tel. 030/336 044 94

An der Bockwindmühle in Gatow findet man zur Ruhe

Die Neue Bockwindmühle wurde zum 750jährigen Bestehen von Gatow erbaut. Foto: A.Savin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Auf dem 52 Meter hohen historischen Windmühlenberg in Gatow stand bis 1921 eine fast hundert Jahre alte Bockwindmühle. Nachdem der Mühlenbesitzer und Ortsbäcker das heruntergekommene Bauwerk an eine Produktionsfirma verkauft hatte, ließ der Regisseur Richard Eichberg die 1845 errichtete Mühle in der letzten Szene seines Skandalfilms „Die Mordsmühle auf Evenshill“ abfackeln. Ein Opfer für den perfekten Streifen, Method Acting quasi. Die Uraufführung des in den USA indizierten und in Deutschland als nicht jugendfrei eingestuften Films fand 1921 in Berlin statt. Heute sind alle Kopien verschollen. Das dramatische Ende der Mühle sieht niemand mehr.

87 Jahre später, pünktlich zum Jubiläum „750 Jahre Gatow an der Havel“ wurde eine neue Bockwindmühle an derselben Stelle errichtet. Die mehr als 200 Jahre alte Mühle aus der Prignitz soll der abgebrannten Gatower Mühle gleichen. Das Logo zur Feier 2008 zierte eine Bockwindmühle, das ehemalige und jetzt wiederhergestellte Wahrzeichen des ehemaligen Dorfes in Spandau. Generell gehört Gatow mit seiner Dorfkirche, der Villa Lemm an der Havel und den Rieselfeldern zu den schönsten Gegenden am Stadtrand. Hier findet man zur Ruhe – und vergisst für einen Moment, dass man sich immer noch in Berlin befindet. Es gibt weitere Relikte des Landlebens in Berlin: Diese Windmühlen solltet ihr euch mal anschauen.

  • Gatower Mühle An den Berggärten, Spandau

Musik, Geschichte und Fledermäuse in der Zitadelle Spandau

Für die beeindruckende Zitadelle Spandau fährt man gerne an den Stadtrand. Foto: Imago/CHROMORANGE

Die Zitadelle Spandau ist eine der bedeutendsten Festungen der Hochrenaissance in Europa. Das Bauwerk an der Havel ist beeindruckend. Der 34,6 Meter hohe Juliusturm aus dem 13. Jahrhundert gilt als ältestes Gebäude Berlins. Wenn man die 153 Stufen zur Aussichtsplattform erklommen hat, bietet sich ein einmaliger Blick: über Spandau und die Havel, Grunewald, nach Tegel und bis in die Berliner Innenstadt. Nordöstlich der Spandauer Altstadt hört man hinter den Mauern nach wie vor manchmal das Klappern von Pferdehufen oder das Klirren von Schwertkämpfen. Denn die einstige Schutzfestung der brandenburgischen Kurfürsten ist heute ein Veranstaltungsort für Mittelalterfeste, Theaterstücke, Ausstellungen und große Konzerte.

Für die Auftritte verlassen die Innenstadt-Berliner:innen sogar den Ring: Denn das Citadel Music Festival holt jedes Jahr weltbekannte Acts nach Spandau. In der Vergangenheit spielten hier schon Legenden wie Bob Dylan, Marianne Faithfull und Neil Young sowie großartige Bands wie Bloc Party, Soundgarden oder Rage Against the Machine. Die Open-Air-Shows sind immer wieder ein Sommer-Highlight. Josh Homme von den Queens of the Stone Age bezeichnete die Zitadelle sogar als seine Lieblingslocation.

Seit 1992 befindet sich im ehemaligen Zeughaus das Stadtgeschichtliche Museum Spandau. Im Obergeschoss können Besucher:innen wechselnde Ausstellungen erkunden. Besonders spannend ist die Dauerausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“. Ein Highlight ist der Kopf des 1991 abgerissenen Ost-Berliner Lenin-Denkmals sowie das Denkmalensemble der einstigen Siegesallee – eine Straße, die es längst nicht mehr gibt.

Außerdem ist die Zitadelle eines der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse in ganz Europa. Im 2003 eröffneten Haus Vier befindet sich ein Quartier für ungefähr 150 tropische Fledermäuse. Diese leben im umgekehrten Tag-Nacht-Rhythmus, damit die Besucher:innen die sonst in der Nacht aktiven Fledertiere beobachten können. Auch Touren durch die Katakomben werden angeboten. Wer durch den neueröffneten Zitadellenpark spaziert, dürfte viele Fledermäuse am Himmel erblicken. Es gibt viel zu sehen zwischen den alten Mauern: Mehr zur Zitadelle Spandau lest ihr hier.

  • Zitadelle Spandau Am Juliusturm 64, Spandau, Fr–Mi 10–17 Uhr, Do 13–20 Uhr, weitere Infos hier

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