Spandau ist perfekt für schöne Spaziergänge. Spree und Havel treffen hier aufeinander, an den Tiefwerder Wiesen grasen Wasserbüffel, und im Spandauer Forst begibt man sich auf die Spuren des alten Grenzstreifens. Am Rand von Berlin, zwischen Flüssen und Kanälen, Wäldern, Parks und Hügeln, könnte man fast vergessen, dass man sich immer noch in einer ansonsten hektischen Metropole befindet. Unser Autor ist in Spandau aufgewachsen und fährt immer noch gerne mit dem M45er ins Grün. Hier sind seine liebsten Strecken.
Tiefwerder Wiesen: Unterwegs auf Holzstegen neben Wasserbüffeln, Vögeln und Schilfrohr

Das Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen liegt zwischen Heerstraße, Havelchaussee und Havel. Die natürliche Feuchtwiese bietet Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, die ihr bei einem Spaziergang bestaunen könnt. Eine besondere Attraktion sind die Wasserbüffel, die auf der Weide grasen und somit auf natürliche Art die Grünfläche pflegen.
Ein Rundweg startet an der Freybrücke, führt an der Wasserbüffelweide vorbei und ermöglicht die trockene Überquerung der Tiefwerder Wiesen über einen Holzbohlensteg, der sich mitten durchs Grün schlängelt. Anschließend gelangt man nach Klein Venedig, eine Gartenkolonie, die sich ihren Spitznamen durch die gemütliche Lage an den etlichen Kanälen verdient hat. Wer auf den Geschmack gekommen ist, wird noch viele weitere Flüsse, Kanäle und Fließe in Berlin finden können.
Hinter der Gartenkolonie zieht sich der Holzbohlensteg mitten durch das hohe Schilfrohr, in dem viele seltene Vögel und Insekten leben, die den Spaziergang akustisch untermalen. Die stark befahrene Heerstraße ist nicht mehr zu hören, und es ist schwer vorstellbar, dass sich dieses Naturidyll in der Stadt befindet. Wieder am Ausgangspunkt angelangt, fährt der M49 ins urbane Leben zurück.
- Am besten zu erreichen mit der Buslinie M49 bis zur Haltestelle Freybrücke
Schöne Spaziergänge durch Spandau: Auf den Spuren der Grenze im Spandauer Forst
Der Checkpoint Charlie, die East Side Gallery und die Gedenkstätte Berliner Mauer sind weltbekannte Repräsentanten der deutschen Teilung. Natürlich haben aber auch die West-Berliner Randbezirke hierzu spannende und traurige Geschichten zu erzählen.
Der Spandauer Forst liegt direkt an der Grenze zu Brandenburg und ist eines der größten Waldgebiete Berlins. Hier lassen sich Natur, Bewegung und Geschichte perfekt kombinieren. Der Grenzspaziergang beginnt am Oberjägerweg, inmitten des Waldes. Auf einer riesigen Obstwiese grasen Schafe, Vögel zwitschern und der Wind rauscht durch die Baumkronen. Es ist harmonisch und ruhig. Doch nur wenige Meter weiter steht ein Mahnkreuz für einen jungen Mann, der genau an dieser Stelle von einem Grenzsoldaten erschossen wurde. Der Kontrast berührt.
Ungefähr zwei Kilometer führt der Weg am Grenzstreifen, dessen Bewaldung zum Schutze der Zauneidechsen künstlich verhindert wird, entlang, bis die ehemaligen Enklaven Fichtewiese und Erlengrund erreicht werden. Diese beiden Gartenkolonien gehörten damals zwar zu West-Berlin, wurden durch die Berliner Mauer jedoch komplett abgeschnitten, sodass ein Wochenende im Garten stets mit Problemen verbunden war: In Spandau in den 1980er-Jahren war der Grenzübertritt für manche einfach eine alltägliche Unannehmlichkeit. Ein Denkmal erzählt von dieser kuriosen Geschichte.
Einen würdigen Abschluss findet der Spaziergang durch den Norden Spandaus an der Bürgerablage, einer hübschen Badestelle an der Oberhavel. Im Sommer fühlt es sich dort am Sandstrand wie im Urlaub an. Aber auch im Winter ist die Bürgerablage ein beliebtes Ausflugsziel. Wenn es schneit, ist der Blick über die Havel besonders schön. Dazu gibt es in der Waldgaststätte Jagdhaus rustikale Speisen und erfrischende oder aufwärmende Getränke. Bei all der Gemütlichkeit kann man sich kaum vorstellen, dass die Menschen hier früher von Grenzbooten und Soldaten kontrolliert wurden und sich wenige Meter weiter der Todesstreifen befand. Noch mehr Infos zur Mauerwegwanderung durch Spandau bekommt ihr hier. Nicht nur in Spandau lassen sich Streifzüge durch die Geschichte erleben: Unser Überblick zu den Mauerweg-Touren in ganz Berlin.
- Am besten zu erreichen mit dem Fahrrad oder der Buslinie 671 zur Bushaltestelle Oberjägerweg
Hahneberg: Durch Tarantino-Kulissen spazieren und das alte Fort besichtigen
Über dem Südosten des Spandauer Ortsteils Staaken thronen zwei Hügel: Auf dem alten Hahneberg befindet sich das gleichnamige preußische Militärfort, das Ende des 19. Jahrhunderts zum Schutz des Rüstungszentrums Spandau errichtet wurde. Später diente die Festung in beiden Weltkriegen als Ausbildungsstätte der Infanterie. Am Ende des Zweiten Weltkriegs blieb nur eine Ruine übrig. Durch die Teilung Berlins rutschte das Fort in das Grenzland und konnte so von der Natur zurückerobert werden. Seit dem Mauerfall lässt sich das Fort Hahneberg mit Geschichts- und Naturführungen manchmal wieder besuchen. Für die Führungen solltet ihr euch vorher anmelden, im Winter bleibt die Anlage geschlossen – die Fledermause brauchen ihre Ruhe.
Filmfans werden sich auf diesem Spaziergang an Quentin Tarantinos berüchtigte Bärenjuden-Szene erinnern. Sein Film „Inglourious Basterds“ ist zum Teil an diesem historischen Ort entstanden. Mehr berühmte Drehorte in Berlin stellen wir euch hier vor.
Der neue Hahneberg ist eine künstlich angelegte Erhöhung, die ungefähr einen Kilometer entfernt liegt. Mit seinen fast 90 Metern Höhe und einer prächtigen Grünanlage ist der Hügel perfekt geeignet für Abendspaziergänge mit überwältigender Aussicht. Hier hat man nicht nur einen weitläufigen Ausblick auf Spandau, sondern sieht unter anderem auch den Teufelsberg und Grunewaldturm. Bei guten Wetterbedingungen reicht der Blick bis zum Alexanderplatz. Auf den vielen Parkbänken lässt sich die Stimmung besonders genießen. Ihr wollt gleich wieder in die Höhe? Die besten Aussichtspunkte Berlins.
- Am besten zu erreichen mit der Buslinie M49 zur Bushaltestelle Hahneberg
Schöne Spaziergänge durch Spandau: Auf der Kladower Promenade am Wannseeufer flanieren
Die Monatskarte eingepackt und ab auf die BVG-Fähre! Ohne Aufpreis kann man mit der F10 über den Wannsee tuckern, bis man nach ungefähr 20 Minuten den Hafen des Spandauer Ortsteils Kladow erreicht. An der Uferpromenade herrscht reges Treiben. Direkt am Hafen finden sich Restaurants, Biergärten und Eisdielen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die kleine, unbewohnte Insel Imchen, die viele seltene Vögel beherbergt. Das Gezwitscher hallt bis zur Promenade und Naturfans können verschiedene Vogelarten entdecken.
In unmittelbarer Nähe liegt der Kern des ehemaligen Dorfes Kladow. Hier lässt sich beispielsweise die märchenhafte Dorfkirche aus dem frühen 19. Jahrhundert besichtigen. Auf der anderen Seite der Promenade kann der Gutspark Neukladow bestaunt werden, der von Bau- und Gartendenkmälern und dem romantischen Blick aufs Wasser geprägt ist. Hinter dem Gutspark gelangt man auf den Wanderweg Westliches Havelufer mit vielen weitere Lieblingsplätze zwischen Wald und Wasser.
- Am besten zu erreichen mit der BVG-Fähre F10 oder der Buslinie X34 zur Haltestelle Alt-Kladow. In Berlin gibt es noch weitere BVG-Fähren: Von Wannsee-Flotte bis Ruderboot – alle Linien, alle Infos.
Der Spektepark: Sport und Erholung am Kiesteich
Der Spektepark liegt in der Großwohnsiedlung Falkenhagener Feld und stellt eines der erfolgreichsten Projekte der gegenwärtigen Spandauer Stadt- und Grünflächenplanung dar. Der vielfältige Grünstreifen, der über Jahrzehnte hinweg aufgewertet wurde, dient als essenzieller Ausgleich zu den umliegenden Hochhäusern und Gebäudegroßkomplexen. Das Herz des Spekteparks ist der große Spektesee, der aufgrund seiner ursprünglichen Funktion meist als Kiesteich bezeichnet wird. Heutzutage ist die ehemalige Kiesgrube ein landschaftlich beeindruckender See, um den man wunderbar herumspazieren kann.
Im Frühling 2018 wurde die neue Badestelle feierlich eröffnet, die über eine weitläufige Liegewiese und einen kleinen Strand verfügt. Sie markiert den erfolgreichen Abschluss der jahrelangen Umstrukturierungen der einst heruntergekommenen Grünfläche. Zwischen 2012 und 2013 waren bereits mehrere Spiel- und Aktionsflächen errichtet worden, um den Mangel an Freizeitangeboten innerhalb des Spekteparks zu beheben. So verfügt die Grünfläche nun über mehrere Spielplätze, Skaterbahnen, Fitnessgeräte und Beachvolleyballfelder. Ihr wohl repräsentativstes Wahrzeichen ist der 18 Meter hohe Kletterfelsen, der nicht nur von überall zu sehen ist, sondern selbstverständlich auch bestiegen werden kann. Wer also mal Spaziergänge durch Spandau genossen hat, versteht vielleicht, was die Spandauer:innen an ihrem Bezirk lieben – und spart sich womöglich diese 12 Dinge, die Spandauer:innen nicht mehr hören können.
- Am besten zu erreichen mit den Buslinien 130 und N30 zur Bushaltestelle Spekteweg
Am Lindenufer Havel und Spree beim Spandau-Spaziergang genießen
Am Lindenufer treffen Spree und Havel, Geschichte und Moderne, Gemütlichkeit und Trubel aufeinander. Unterhalb der Spandauer Altstadt gelegen, erstreckt sich die Promenade von der Charlottenbrücke bis zur Juliusturmbrücke und bietet die perfekte Verbindung zwischen dem historischen Marktplatz und der Zitadelle Spandau. Auf dem Weg liegt der Kolk, der mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, der Marienkirche und der alten Stadtmauer zu den ältesten erhaltenen Ortsteilen Berlins gehört. Die Umgebung der Altstadt Spandau lässt sich perfekt zu Fuß und auf dem Rad erkunden.
Im Kolk befindet sich die Schleuse Spandau, die vor allem bei Kindern und Schifffahrtsfreunden beliebt ist. Denn hier überwinden in den Sommermonaten täglich unzählige Boote das Zweimetergefälle zwischen Ober- und Unterhavel. Die Aussicht auf die Festungsmauern der gegenüberliegenden Zitadelle Spandau beeindruckt zusätzlich. In unmittelbarer Nähe lädt das Brauhaus Spandau zu einem naturtrüben Havelbräu und monatlich wechselnden Spezialbieren ein, die in den warmen Monaten auch im gemütlichen Biergarten oder direkt neben den Braukesseln genossen werden können. Empfehlungen für Kneipen in Spandau haben wir übrigens hier für euch.
Am Lindenufer bietet sich also ein kleiner, aber sehr abwechslungsreichen Spaziergang durch Spandaus Geschichte an – und der lässt sich auch wunderbar mit anderen Touren kombinieren.
- Am besten zu erreichen mit den S-Bahnlinien S3 oder S9 zum S-Bahnhof Stresow oder mit der U-Bahnlinie U7 bis zum U-Bahnhof Altstadt Spandau
Mehr Spaziergänge
Wer noch nicht genug von Spandau hat, kann sich hier tolle Orte in Spandau anschauen. Die Stadtteile sind sich ziemlich ähnlich: Was Köpenick und Spandau gemeinsam haben, lest ihr hier. Raus mit euch: Wer Berlin auf Spaziergängen erkunden will, findet hier tolle Routen. Ihr wollt die Stadt zu Fuß im Dunkeln entdecken? Wir empfehlen euch Abendspaziergänge durch Berlin. Auf den Spuren der Geschichte seid ihr hier unterwegs bei den historischen Spaziergängen in und um Berlin. Ihr wollt raus in die Natur? Hier empfehlen wir euch schöne Waldspaziergänge. Wenn ihr den weiten Blick und viel Wasser genießen möchtet, haben wir besondere Tipps für Spaziergänge im Osten Berlins für euch. Mehr über den Bezirk lest ihr auf unserer Spandau-Seite. Und immer neue Ausflugstipps gibt’s hier.