Moore und Sümpfe sind mysteriöse Orte. Viele düstere Sagen erzählen Geschichten von verschollenen Menschen und ganzen Dörfern, die im trüben Wasser versunken sind. Dabei gehören diese besonderen Naturschätze zu den artenreichsten Habitaten und wichtigsten Speichern von Treibhausgasen. Nicht umsonst stehen viele von ihnen unter strengem Naturschutz. Auch in Berlin gibt es einige Sümpfe und Moore. Kein Wunder, immerhin ist Berlin auf feuchtem Boden gebaut. Die Herkunft des Städtenamens ist zwar nicht vollständig belegt, allgemein wird jedoch vermutet, dass Berlin auf einen alten slawischen Wortstamm zurückgeht: „brlo“, Sumpf. Zeit also für ein kleines Abenteuer: Wir empfehlen euch einige der schönsten Wanderungen durch Sumpf- und Moorgebiete, auf denen ihr viel über die Natur und Legenden der Stadt lernen könnt.
Bogenseekette und Lietzengraben
Am nordöstlichen Ende von Berlin befindet sich das zweigeteilte Naturschutzgebiet Bogenseekette und Lietzengraben. Die Bogenseekette liegt im Bucher Forst, einem Idyll aus naturnahen Waldgesellschaften mit ihren alten Stiel-Eichen und Hainbuchen. Zerfallene Altbäume bieten einen wichtigen Lebensraum für seltene holzbewohnende Käferarten. Im überwucherten Bogensee laichen Amphibien.
Die Lietzengrabenniederung hingegen wird von Nass- und Feuchtwiesen geprägt. Begleitet werden sie von einem Durchströmungsmoor, das von ausgedehnten Rohrglanzwiesen und Schlankseggenrieden geprägt ist. Hier herrschen perfekte Bedingungen für brütende und rastende Wasservögel.
Das gesamte Naturschutzgebiet wird von einem ausgedehnten Wegenetz durchzogen. Problemlos können hier kleinere und größere Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad gemacht werden. Besonders schön ist ein Ausflug im Frühling, wenn die Frühblüher aus den Wiesen sprießen, oder im Herbst, wenn sich die Blätter färben. Wenn ihr eine tolle Aussicht auf die Graureiherkolonie am Bogensee genießen wollt, solltet ihr die Beobachtungsplattform erklimmen. Vom Weg in der Lietzengrabenniederung lassen sich übrigens die hier weidenden Schottischen Hochlandrinder beobachten. Definitiv ein Highlight!
- Bogenseekette und Lietzengraben in Buch (Pankow), vom S-Bahnhof Buch gelangt man mit verschiedenen Buslinien zur Kreuzung Wiltbergstraße/ Hobrechstfelder Chaussee, von hier führen mehrere Wege ins Naturschutzgebiet
Teufelsbruch und Nebenmoore
Moore sind mysteriöse und oftmals sagenumwobene Orte. Tief im dicht bewachsenen Spandauer Forst befindet sich der Teufelsbruch mit seinen Nebenmooren, um den sich auch eine alte Legende rankt. Früher soll sich hier ein Dorf befunden haben, das durch das Wirken des Teufels vom Wasser verschluckt wurde. Immer wieder hätten Fischer die Spitze des Kirchturms aufschimmern sehen und versucht, mit ihren Loten den Grund zu erreichen. Eines Tages fingen sie einen riesigen Barsch, wie es erzählt wird, woraufhin Geisterstimmen aus der Tiefe erklangen und unter Drohungen den Fisch zurückforderten. Nachdem man den großen Fang zurückgegeben hatte, verstummten die Worte aus dem Moor, und auch den Kirchturm soll seitdem niemand mehr entdeckt haben.
Läuft man über die kleine hölzerne Brücke und den schmalen Weg durch das links und rechts befindliche Feuchtgebiet, fängt man wirklich an, die Spandauer Sage zu glauben.
Doch der Teufelsbruch ist nicht nur ein Ort zum Gruseln. In dem 48 Hektar großen Naturschutzgebiet leben mehr als 550 Käfer- und mehr als 700 Schmetterlingsarten. Zudem konnten über 300 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen bestimmt werden, sowie 79 Moos- und 241 Pilzarten. Durch regelmäßige Wiedervernässungsmaßnahmen soll die komplexe Tier- und Pflanzenwelt auch künftig geschützt und erhalten werden. Das Habitat wird immer weiter erforscht. Die versunkene Kirche hat bisher aber niemand finden können.
P.S. Wenn ihr euch doch nochmal gruseln wollt: Die 152 Spinnenarten, die hier leben, haben wir euch vorher lieber verschwiegen. Wenn ihr euch von dem Abenteuer erholen wollt, helfen diese schönen Spaziergänge durch Spandau.
- Teufelsbruch und Nebenmoore im Spandauer Forst, gut zu erreichen von Schönwalder Allee und Niederneuendorfer Allee, Bushaltestellen und Parkmöglichkeiten auf beiden Straßen
Eichwerder Moorwiesen
Auf einer Wanderung durch die Eichwerder Moorwiesen bewegt man sich nicht nur entlang aufwachsender Moore und sandiger Trockenrasenflächen, sondern nimmt auch gleich zwei Bundesländer mit. An der Bushaltestelle Alt-Lübars startet ein rund sieben Kilometer langer Rundweg, der euch über den Eichwerder Steg, durch Schildow in Brandenburg und zurück in den Norden Berlins führt. Es geht vorbei an Pferdehöfen und Pferdekoppeln mit Blick auf das Tegeler Fließtal, eines der schönsten Naturschutzgebiete der Stadt.
Auf dem Eichwerder Steg dann passiert ihr die Sumpflandschaft, die vor rund 100 Jahren durch die Absenkung des Großen Hermsdorfer Sees entstanden ist. Das vielfältige Biotop beheimatet unter anderem die Pflanzen Krebsschere und Sumpfschwertlilie. Auch Ringelnattern, die Gebänderte Prachtlibelle, zahlreiche Lurcharten, Kraniche, Beutelmeise, Teich- und Sumpfrohrsänger fühlen sich hier wohl. Sogar der schöne Eisvogel lässt sich hier gerne beobachten. Durch den Erlenbruch gelangt ihr zur eiszeitlichen Sandlinse Eichwerder, die mit ihrer blütenreichen Sandtrockenrasen tolle Fotomotive und einen perfekten Lebensraum für Insekten bietet. Eine Schautafel informiert über das umschließende Kalkniedermoor und die Naturschutzmaßnahmen, die diesen Ort am Leben halten.
Entlang des ehemaligen Grenzstreifens öffnet sich ein beeindruckendes Panorama aus Feuchtwiesen, flachen Kleingewässern und Gehölzinseln. Im Norden begrenzen sandige Talhänge das Sumpfgebiet. Am Köppchensee seid ihr nach der Rundtour wieder in Berlin. Auf dem alten Torfstich sammeln sich Schwäne, Haubentaucher und Graureiher. Im Angerdorf Lübars erwarten euch denkmalgeschützte Häuser und Einkehrmöglichkeiten.
- Eichwerder Moorwiesen Lübars, Naturpark Barnim, gut zu erreichen von der Bushaltestelle Alt-Lübars
Teufelsseemoor Köpenick
Dieser abwechslungsreiche Wanderweg führt durch das geschützte Teufelsseemoor Köpenick. Rund 15 Kilometer lang schlängelt sich ein Streckenkurs durch das Natura-2000-Gebiet im tiefen Osten der Stadt. Startpunkt ist der S-Bahnhof Berlin-Grünau. Von hier aus geht es erstmal mit der BVG-Fähre 12 über die Dahme in die ansehnliche Villenkolonie Wendenschloss. Nach einem kleinen Anstieg erreicht ihr den Kleinen Müggelberg mit dem berühmten Müggelturm. Schon geht es wieder runter, über eine Treppe gelangt ihr direkt zum Teufelssee, den es zu umrunden gilt. Auf einem rund 300 Meter langem Steg erlebt ihr das Moor, den Wald und die riesige Artenvielfalt, die hier beheimatet ist. Amphibienarten wie Kammmolch, Knoblauchkröte und Moorfrosch leben hier, das Quaken dürfte nicht zu überhören sein. Im pflanzenreichen Wasser laichen Fische wie der Bitterling, im Schilf brüten seltene Vögel, Libellen schwirren durch die Luft. Immer wieder gibt es Rastmöglichkeiten, um die Geräusche und den Anblick wirken zu lassen. Am Rande des Moores haben die Berliner Forsten einen Naturlehrfahrt eingerichtet. Nördlich des Schutzgebietes befindet sich das Lehrkabinett Teufelssee.
Später wird es trockener. Dann geht es nämlich auf einem Kammweg weiter bis zum Aussichtspunkt Kanonenberg, von dem ihr einen herrlichen Blick über das Wasser, die Wälder und die Stadt habt. Schließlich erreicht ihr den Großen Müggelsee, der viele Gelegenheiten zum Schwimmen bietet, oder im Winter immerhin sehr nett anzusehen ist.
Übrigens: Das Teufelsseemoor hat in der Vergangenheit auch ordentlich was verschluckt. Wenn auch kein ganzes Dorf wie sein Fast-Namensvetter in Spandau. Na gut, angeblich. Im Zweiten Weltkrieg ließ man rund 8000 Tonnen Bauschutt, Schlacke und Teer im Moor versinken. Erst 2003 wurde das Schutzgebiet von seinen Altlasten befreit.
- Teufelsseemoor Köpenick Zwischen Müggelsee und Langem See am Nordhang der Müggelberge, Startpunkt der Natura-Wanderung ist der S-Bahnhof Berlin-Grünau
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