Tiere

Greifvögel in Berlin und Brandenburg: Da flattert einiges

Berlin mag’s wild und Wild mag Berlin: In Hauptstadt und Umland segeln so einige Greifvögel auf der Suche nach Beute durch die Lüfte. In den Parks, Wäldern, aber auch Zentren können wir Mäusebussarde, Turmfalken, Sperber und, mit viel Glück, sogar Seeadler entdecken. Hobbyornithologe müsst ihr dafür nicht sein, ein wenig Vorwissen kann aber nicht schaden. Immerhin haben die Tiere häufig feste Reviere, in denen sie jagen, brüten, schlafen. Wir stellen euch Greifvögel in und um Berlin vor und verraten, wo ihr sie möglicherweise finden könnt.


Mäusebussard

Flieg kleiner Greifvogel, flieg! Mäusebussard im Zoologischen Garten in Berlin. Foto: Imago/Olaf Wagner

Dank seiner Anpassungsfähigkeit ist der Mäusebussard einer der Greifvögel, die auch in der Großstadt überleben können. Dass sie sich jedoch zunehmend Richtung Hochhausschluchten zurückziehen mussten, ist dem Menschen geschuldet. Normalerweise segeln sie über weitläufige Felder auf der Suche nach Mäusen. Pestizide in der Agrarlandschaft sowie Rodung vieler Waldgebiete ließen ihren Lebensraum schrumpfen. Entsprechend lebt etwa in Berlin eine Vielzahl an Mäusebussarden.

Rund 80 Paare sollen es laut einer Zählung des Naturschutzbundes sein (Stand: 2015). Derzeit läuft eine weitere Erhebung, um die Zahlen ein wenig aufzufrischen. Da die Tiere vielerorts unterwegs sind, etwa auf Friedhöfen, in Parks und Wäldern, gelegentlich auch Innenhöfen, ein schwieriges Unterfangen. Im Zoologischen Garten oder auf dem Tempelhofer Feld sind zum Beispiel welche unterwegs, für Neugierige. Ihr erkennt sie an den schwarzen Handschwingenspitzen, also den äußeren Ränder ihrer Flügel. Ihr Ruf ist übrigens ein sonores „Hiähh“.

  • Zoologischer Garten Hardenbergplatz 8, Mitte

Seeadler

Seeadler sind meist da, wo es nass ist – auch in und um Berlin lassen sich die Greifvögel entdecken. Foto: Imago/imagebroker

Wäre der Text ein Quartett, hätten wir mit dem Seeadler einen Trumpf. 2,4 Meter Flügelspannweite machen ihn zum größten Greifvogel Nordeuropas. Da der Name Programm ist, findet sich der Greifvogel meist an nährstoffreichen Gewässern, zum Beispiel Küsten, Seen, Flüssen. Seine Größe mag ihn vielleicht zu einem guten Jäger machen, ist in Städten aber verhängnisvoll. Gelegentlich kollidieren ein paar Tiere mit Oberleitungen, Eisenbahnen und Windrädern. Da viele Landwirt:innen auf Insektizide setzen, die wiederum den Seeadlern schaden, suchen sie neue Zufluchtsorte, manchmal landen sie dabei in Großstädten. Sicherer sind sie in Naturparks, etwa im Biosphärenreservat Spreewald. Bei einem Besuch könntet ihr ihnen begegnen.

  • Biosphärenreservat Spreewald Lübenau/Spreewald, Brandenburg

Turmfalke

Ein kleiner putziger Turmfalke in Dahlem. Foto: Imago/Pacific Press Agency

Gegenüber dem Seeadler ist der Turmfalke ein Zwerg. 75 Zentimeter Spannweite und nur 35 Zentimeter groß, ein kleiner Schnabel, winzige Knopfaugen. Wenn nicht groß, dann eben süß. In Berlin soll es rund 200 Paar geben, die vorwiegend in Dachstühlen, Kirchtürmen und Scheunen nisten. So klein sie auch sind, eine Besonderheit lässt sie auffallen: der Rüttelflug, bei dem sie dank besonderem Flügelschlag auf der Stelle bleiben. Dadurch wirkt es, als würden sie schweben. Ihr findet sie besonders häufig in dichtbesiedelten Stadtteilen, da wo das Leben pulsiert und die Gebäude sich gen Himmel strecken. Wichtig: Da es schwer zu sagen ist, wo genau die Tiere ihre Nester haben, müsst ihr in den urbanen Regionen ein wenig suchen.


Wespenbussard

Wespenbussarde gehören zu den wenigen Greifvögeln, die den verdatterten Taubenblick beherrschen – ihr trefft ihn auch in und um Berlin. Foto: Imago/Dominik Kindermann

Stechende Vögel sind Wespenbussarde nicht. Ihr Name rührt von ihrer Hauptnahrungsquelle, der Gemeinen und der Deutschen Wespe. Für Phobiker:innen nehmen sie also die Heldenrolle ein. Um Nester aufzuknacken beziehungsweise auszuheben, haben sie zu Grabwerkzeugen optimierte Füße. Ansonsten sehen sie etwa wie braunschwarze Tauben aus, was an einem steifen Kopfgefieder und dem verschrobenen bis zu totem Blick liegt, so fies das auch klingt. Der Greifvogel ist vorwiegend in größeren Laub- und Mischwäldern anzutreffen. Meist richten sie sich an den Waldrändern ein. Ihr findet sie unter anderem im Naturpark Nuthe-Nieplitz.

  • Naturpark Nutze-Nieplitz Nuthe-Urstromtal, Brandenburg

Habicht

Greifvogel mit resting bitch face: Der Habicht schaut meist mies gelaunt. Foto: Imago/Kai Horstmann

Eigentlich jagen Habichte in einer deckungsgleichen Umgebung. Sie bewegen sich elegant zwischen den Bäumen hin und her, sind farblich kaum von ihnen zu unterscheiden. Das gilt jedenfalls für optimale Bedingungen. Leider trifft das auf die Großstadt kaum zu. Die Greifvögel haben je nach Geschlecht eine Spannweite von mehr als einem Meter und das in der Regel graubraune Gefieder bricht vielerorts mit den Umgebungsfarben. Sie werden zum defekten Chamäleon. Bereits in den 1950ern verfolgten Hühner- und Taubenzüchter Habichte, da sie sich an ihren Tieren vergriffen. Sie suchten also Zuflucht in den Städten, darunter Berlin, wo ungefähr 90 Brutpaare angesiedelt sind. In nahezu allen Parkanlagen könnt ihr sie treffen. Tja, vom Hühnerdieb zum coolen, unangepassten Städter. Leider ist letzteres nicht wirklich optimal.


Wanderfalken

In Städten nutzen Wanderfalken unter anderem Kirchtürme als Hochsitz, in Berlin leben die Greifvögel zum Beispiel am Roten Rathaus. Foto: Imago/R.Kistowski/wunderbare-Erde

1971 erklärten die Menschen ihn zum Vogel des Jahres. An sich schön, wären sie nicht auch fast für sein Aussterben verantwortlich gewesen, zumindest in Deutschland. Schuld war das Insektizid DTT, das unter anderem dazu führt, dass Greifvögel Eier mit dünneren Schalen legten. Grund waren hormonähnliche Wirkungen. 1977 wurde es in Deutschland verboten. Seitdem erholen sich ihre Bestände. Bereits seit 35 Jahren leben in Berlin-Mitte ein paar von ihnen, etwa im Roten Rathaus. Dort sind in diesem Jahr Küken geschlüpft. Die Chancen stehen also gut, sie dort zu sehen. Wenn eure Augen mit der Spitzengeschwindigkeit von rund 300 Kilometer pro Stunde mithalten können. Ihr erkennt sie an einer dunkelgrauen Ober- und einer schwarzgestreiften cremeweißen Unterseite.

  • Rotes Rathaus Rathausstraße 15, Mitte

Schwarzmilan

Dem Schwarzmilan geht es noch gut. Foto: Imago/imagebroker

Anders als viele andere Greifvögel ist der Schwarzmilan nicht bedroht. Er gehört zu den verbreitetsten Vertretern seiner Art. Schätzungsweise leben weit mehr als 100.000 von ihnen in Europa, seinem wesentlichen Brutgebiet. Ihr findet ihn in Waldgebieten mit Seen und Flüssen oder kleineren Feuchtgebieten. Ihr könnt ihn also bei einer unserer vorgestellten zwölf Waldtouren durch Berlin finden. Da er für Laien aussieht wie viele andere Greifvögel, reichen offene Augen jedoch nicht aus. Ihren Schrei „Pii ii i“ könnt ihr wiederum erkennen. Klingt ein ein wie eine Laserpistole mit Errektionsproblem.


Rohrweihe

Die Rohrweihe zieht es schon mal aufs Wasser. Foto: Imago/Blickwinkel

Rohrweihen sind in weiten Teilen Mitteleuropas heimisch und brüten in der Regel in Gewässernähe im Schilf, am Boden oder auch in Getreide- und Rapsfeldern. Sie brauchen zum Jagen möglichst offene Flächen, weshalb urbane Reviere für sie nicht passen. Deshalb finden sie sich eher in Brandenburg, gelegentlich aber auch im Speckgürtel Berlins.

Für alle Vogelliebhaber und Disney-Prinzessinnen: Rohrweihen jagen Singvögel, machen andere Greifvögel übrigens auch. Sollten die kleinen lieben Vögelchen mal nicht durch eure Fensterbögen flattern und euch zwitschernd Kleider überstülpen wie in Dornröschen, könnte das einen Grund haben – sie sind tot. Im Winter bleibt das, zumindest in Europa, aus. Den verbringt der Zugvogel im Mittelmeerraum und in Westafrika. Ihr findet Rohrweihen während ihrer Saison unter anderem im Naturpark Dahme-Heideseen.

  • Naturpark Dahme-Heideseen Heidesee, Brandenburg

Baumfalke

Der Baumfalke nistet gerne in Wäldern. Foto: Imago/Shotshop

Auch der Baumfalke hat eine Leidenschaft für Singvögel, darunter Schwalben und Finken. Als geschickter Flieger ist er in der Lage, sie elegant aus der Luft zu schnappen. Ihr erkennt ihn übrigens an seiner schwarzen Kopfkappe und den dunklen Kinnstreifen. Er besiedelt vorwiegend Wälder und Moorlandschaften und jagt gerne auf offenen Gelände. Ein hübscher Greifvogel mit einfachen Bedürfnissen. Der Naturschutzbund setzt sich derzeit dafür ein, die bedrohte Art mittels Nistkörbchen zu schützen, unter anderem im Naturschutzgebiet Löcknitztal.

  • Naturschutzgebiet Löcknitztal Grünheide, Brandenburg

Fischadler

Immer wieder schön, wenn man Bilder quasi hören kann: Ein Fischadler mit Nachwuchs. Foto: Imago/blickwinkel

Ursprünglich in Mitteleuropa verbreitet, wurde der Fischadler in den vergangenen Jahrzehnten nahezu ausgerottet. Allmählich erholen sich die Bestände wieder, obgleich das auch eine Menge Zeit braucht. Gerade im Nordosten Brandenburgs sind sie besonders verbreitet, vor allem in der Lausitz. Warum er bedroht war, lässt sich daran erklären, dass der Mensch ihn als Nahrungskonkurrenten wahrnahm. Er mag Fisch, Menschen mögen Fisch, Vogel muss sterben. Klar.

Heute liegt es auch daran, dass sein Lebensraum, hauptsächlich in Nähe von fischreichen Gewässern, schrumpft. So geringe Ansprüche er an seine Umgebung haben mag, auf Wasserverunreinigungen und Störungen während der Brutzeit reagiert er empfindlich. Nach Bundesnaturschutzgesetz ist er heute (zum Glück) geschützt. Ihr könnt ihn unter anderem im Naturpark Barnim finden.

  • Naturpark Barnim Breitscheidstraße 8, Wandlitz, Brandenburg

Schreiadler

Der mürrische Schreiadler. Foto: Imago/Blickwinkel

So traurig es auch ist, der deutsche Schreiadlerbestand ist vom Aussterben bedroht. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bilden die letzten Bastionen des Greifvogels. Gut ist hingegen, dass der Weltbestand derzeit nicht bedroht ist. Im Gegensatz zum Fischadler ist der Schreiadler wählerisch bezüglich seines Lebensraums. Er braucht abwechslungsreiche, wenig von Straßen zerschnittene Landschaften, bestenfalls mit feuchten, altholzreichen Wäldern und Feuchtwiesen. Bezüglich seiner Nahrung ist er hingegen weniger festgelegt. Er frisst kleine Wirbeltiere, aber auch Aas. Ihr findet ihn ebenfalls im Naturpark Barnim.

  • Naturpark Barnim Breitscheidstraße 8, Wandlitz, Brandenburg

Sperber

Tierfotografie ist schon beeindruckend. Wo sonst kann man einen Sperber so schön in Bewegung erleben? Foto: Imago/Shotshop

Neben dem Mäusebussard ist der Sperber der häufigste Greifvogel Europas. Damit bekommt die Liste zum Ende noch etwas Positives, eine nicht vom Aussterben bedrohte Art. Er gilt auch als „kleinerer“ Habicht, was von Aussehen und Lebensweise herrührt. Um seinen Artgenossen jedoch nicht in die Quere zu kommen, spezialisierte sich der Sperber vor allem auf kleinere Vögel als Nahrungsquelle.

Die schnappt er sich indem er sich bei Überraschungsangriffen auf sie stürzt und sie aus der Luft greift. Mitunter ergeben sich dadurch Flugmanöver, die den Puls der Beobachter:innen in die Höhe treiben sollen. Leider gibt es keine genauen Aufenthaltsorte, allerdings findet sich der Sperber im Winter in Nähe von Siedlungen. Gerade im Speckgürtel habt ihr gute Chancen, einen in Aktion zu sehen. Das gilt jedoch nur für ältere Tiere. Jungtiere zieht es zum Überwintern nach Frankreich und Spanien.


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