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Wanderung entlang der Ringbahn: Teil 4 – Südkreuz bis Ostkreuz

Zum Abschluss der großen Tour rund um die Ringbahn geht es von Tempelhof durch Neukölln nach Treptow und Friedrichshain. Vorbei am Tempelhofer Feld, vielen Autowerkstätten und immer an den S-Bahn-Gleisen entlang.

In Treptow entsteht eine neue Autobahn, im Hintergrund ist die Ringbahn unterwegs. Foto: Jacek Slaski
In Treptow entsteht eine neue Autobahn, im Hintergrund ist die Ringbahn unterwegs. Foto: Jacek Slaski

Es geht vorbei am Stammsitz des Berliner Feinkostunternehmens Pfennigs Feinkost

Am Südkreuz am besten von der S 41/42 den Ausgang General-Pape-Straße nehmen, und dort gilt es gleich, eine wichtige Entscheidung zu treffen: innerhalb oder außerhalb des S-Bahn-Rings laufen? Entweder geht es also über den Ballonfahrerweg, Sachsendamm und Ringbahnstraße bis zur Oberlandstraße in Tempelhof. Eine zeitweilig öde Strecke mit Autobahn, Gewerbe, Lagerhallen und anonymen Bürogebäuden, aber auch einer ungewöhnlichen Stimmung und hier und da einer Entdeckung. Etwa der expressionistischen Architektur der Polizeiwache gleich am Anfang der Ringbahnstraße oder etwas weiter an der Hausnummer 22-30 der alte Stammsitz des Berliner Feinkostunternehmens Pfennigs Feinkost – das „Pfennighaus“.

Wer aber den Weg innerhalb des Rings wählt, kommt über den Werner-Voß-Damm und die Hoeppnerstraße durch die eher beschauliche Fliegersiedlung mit ihren hübschen Einfamilienhäusern und grünen Vorgärten bis zum Tempelhofer Feld. Dort geht es im Halbbogen am rechten Rand der gewaltigen Brache und am Skatepark und der Blaue Stunde Bar rüber bis zur Oderstraße. Ob von hier oder von der industriell geprägten Oberlandstraße, läuft die Strecke hier zusammen und führt weiter durch die Siegfriedstraße. Gepflegtes Neuköllner Chaos direkt an den Gleisen.

Weiter geradeaus am S-Bahnhof Hermannstraße vorbei, wer Lust hat, kann in der Siegfriedstraße 18 im Hipster-Café Leuchtstoff Pause machen, bei frisch geröstetem Kaffee und köstlichen Gebäck. An der Neuköllner Feuerwache macht der Weg einen Schlenker, dort stößt man auf den Kirsten-Heisig-Platz. Benannt nach der Neuköllner Jugendrichterin, die mit viel Engagement gegen jugendliche Straftäter vorging und 2010 tot im Tegeler Forst gefunden wurde. Auch wenn die Berliner Staatsanwaltschaft von deinem Suizid ausgeht, sind die Umstände von Heisigs Tod bis heute umstritten.

Der Kirsten-Heisig-Platz in Neukölln. Foto: Jacek Slaski
Der Kirsten-Heisig-Platz in Neukölln. Foto: Jacek Slaski

Über die Emser Straße geht es weiter am S-Bahnhof Neukölln vorbei und in die Saalestraße bis zum Siegfried-Aufhäuser-Platz direkt am S-Bahnhof Sonnenallee. Der Platz ist ein halbrundes Kleinod, das man so auch in Grunewald vermuten könnte. Hier herrscht eine merkwürdige Atmosphäre aus mondäner Bürgerlichkeit, Hipster-Schick und deftigem Lokalkolorit – Neuköllner Mischung eben. Von der Terrasse des Cafés Geschwister Nothaft lässt sich die Szenerie besonders gut beobachten.

Der vierte Teil der Ringbahnwanderung ist noch einmal eine Herausforderung, unter drei Stunden schafft man die gut 15 Kilometer lange Strecke eher nicht. Ob nun in einer oder zwei Etappen, muss man nun durch die Ederstraße zum Kiehlufer. Entlang der Strecke liegen immer wieder Werkstätten, Autohäuser, überfüllte Parkplätze und Garagenhöfe: In Neukölln wird die Autokultur noch großgeschrieben, und die schmalen Bürgersteige, die sich an den braun, gelb und grau verfliesten Fassaden langziehen, bieten teilweise wenig Platz für die Passanten. Auch direkt an den Gleisen gehört der Seitenstreifen ausschließlich dem ruhenden Autoverkehr. Ein offizieller Ringbahnwanderweg wäre schön, derzeit ist so ein Projekt hier noch schwer vorstellbar. Doch wer weiß?

Auf der anderen Seite des Neuköllner Schifffahrtskanals kreuzt man den Berliner Mauerweg

Auf der anderen Seite des Neuköllner Schifffahrtskanals kreuzt man den Berliner Mauerweg. Seit der Etappe am Rande des Prenzlauer Bergs führt die Ringbahnwanderung erstmals wieder durch den Ostteil der Stadt. Das kurze Stück in Treptow ist aber eher unspektakulär, außer der Tatsache, dass es an der Großbaustelle der A100-Erweiterung liegt, die vorerst am Treptower Park enden soll. Über die Teupitzer-, Treptower-, Kiefholz und Elsenstraße geht es am S-Bahnhof Treptower Park vorbei und auf der Elsenbrücke über der Spree.

Das letzte Mal kreuzte die Ringbahnwanderung den großen Berliner Fluss unweit vom Schloss Charlottenburg am Tegeler Weg. So schließt sich hier ein erster Kreis, und nach wenigen hundert Metern über den Markgrafendamm mit seinen Technoclubs Renate und About Blank schließt sich ein weiterer: Ostkreuz, Friedrichshain. Nach insgesamt gut 50 Kilometern stets an der Grenze zwischen Innenstadt und urbaner Peripherie endet die Ringbahnwanderung. Dort, wo sie begonnen hat.

  • Die Wanderung vom Südkreuz zum Ostkreuz entlang der Ringbahn hat eine Länge von etwa 15 Kilometern. Man sollte sich dafür mindestens drei Stunden Zeit nehmen.
  • Mehrere empfehlenswerte Cafés und Bars liegen an der Strecke, darunter Leuchtstoff, Siegfriedstraße 18, Neukölln (Mo-Fr 7.30-18 Uhr, Sa+So 9-18 Uhr) und das Geschwister Nothaft Café, Schwarzastraße 9, Neukölln (Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa+So 9-18 Uhr).

Ringbahnwanderung


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