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Bahnhof Alexanderplatz: Tourimagnet, Schandfleck, Metropolbahnhof

Der Bahnhof Alexanderplatz in Mitte ist einer der Ausgangspunkt für Touristen schlechthin. 2019 stiegen hier täglich mehr als 152.000 Reisende ein und aus. Hier kommen sowohl S- und U-Bahn als auch Straßenbahn und Bus zusammen, die Bewohner*innen und Gäste in jeden Winkel Berlins bringen können. Wir erzählen, wie sich der Bahnhof Alexanderplatz vom Festungsgraben zu einem der bedeutendsten Berliner Bahnhöfe wandelte.

Hinter dem Bahnhof Alexanderplatz erhebt sich der 368 Meter hohe Fernsehturm. Foto: Imago/Thomas Trutschel
Hinter dem Bahnhof Alexanderplatz erhebt sich der 368 Meter hohe Fernsehturm. Foto: Imago/Thomas Trutschel

Die Entstehung des Bahnhofs Alexanderplatz

Geschichte Aufgebaut auf einem zugeschütteten Königsgraben, einem ehemaligen Festungsgraben Alt-Berlins, entstand nach ersten Entwürfen des Architekten Johann Eduard Jacobsthal zwischen 1881 und 1882 das Bahnhofsgebäude. Die ersten Züge der Berliner Stadtbahn hielten bereits im Februar 1882 am Bahnhof Alexanderplatz, Fernzüge hielten drei Monate später.

Durch den Ersten Weltkrieg wurde der Bahnhof in den 1920er Jahren baufällig. Der Bahnhof Alexanderplatz wurde nach Entwürfen von Friedrich Hülsenkampf erneuert, wobei die Deutsche Reichsbahn insbesondere Wert auf eine verbesserte Beleuchtung der Bahnsteige legte.

Von Dampflokomotiven zu Stadtschnellbahnen – der Bahnhof Alexanderplatz wird modernisiert

Im Juni 1928 stellte sich Berlin und somit auch der Bahnhof Alexanderplatz auf die S-Bahn ein. Teilweise fuhren noch Dampflokomotiven, sie wurden jedoch nach und nach durch elektrische Triebwagen ersetzt. In den darauffolgenden Jahren bis 1932 fanden größere Umbauarbeiten an den Schalterhallen und den Warteräumen statt. Zeitgleich wurde das Kellergeschoss ausgestattet und ein Übergang zur Untergrundbahn angelegt.

Vor dem Bahnhof erstreckt sich der weitläufige Alexanderplatz (ca. 1935). Foto: Imago/arkivi
Vor dem Bahnhof erstreckt sich der weitläufige Alexanderplatz (ca. 1935). Foto: Imago/arkivi

Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau und politische Wende

Im November 1943 beschädigten Bomben der Alliierten Berlin und das Bahnhofsgebäude schwer, ab April 1945 – der Schlacht um Berlin – ruhte der S-Bahn-Verkehr am Bahnhof. Bereits sieben Monate später, im November 1945, konnte der Verkehr wieder aufgenommen werden und auch der Wiederaufbau des Bahnhofskomplexes begann.

Die Sanierung endete erst 1951, dann begann elf Jahre später bereits die nächste Umgestaltung. Erst beseitigte die Stadt den oberirdischen Kreisverkehr am Alexanderplatz, dann passte sie den Bahnhof dem „sozialistischen Stadtbild“ an. Dazu gehörte sowohl die Verglasung der Seitenwände sowie eine Granit-Verblendung des Unterbaus. Für die Rekonstruktion erhielten der Architekt Günter Andrich und der Statiker Horst Paul Günter Matzko einen internationalen Architekturpreis. In der Unterführung, die die S- mit der U-Bahn verbindet, wurde eine Fußgängerpassage eingebaut, die nach der politischen Wende durch zahlreiche Geschäfte ergänzt wurde.

Während der Berliner Teilung lag der Bahnhof Alexanderplatz in Ost-Berlin (ca. 1970) Foto: Imago/Marco Bertram
Während der Berliner Teilung lag der Bahnhof Alexanderplatz in Ost-Berlin (ca. 1970) Foto: Imago/Marco Bertram

Der Geisterbahnhof der Linie U8

U-Bahn Mit seinen drei U-Bahnlinien (U2, U5 und U8) gehört der Bahnhof Alexanderplatz zu den größten U-Bahnhöfen der Berliner U-Bahn. Zwischen 1910 und 1913 entstand der Bahnsteig für die erste U-Bahnlinie: die U2. Sie verbindet den Nordosten (Pankow) mit dem Westen (Ruhleben) Berlins. Es folgte der Baubeginn der heutigen Linie U8, die aufgrund von Insolvenz der AEG nicht fertiggestellt werden konnte. Die Stadt Berlin übernahm das Projekt und eröffnete den neuen Bahnhof im April 1930. Die U8 verbindet den Norden (Wittenau) mit dem Süden (Hermannstraße) Berlins. Der Bau der Linie U5 begann in den Jahren 1926 und 1927. Der Bahnhof wurde 11,25 Meter unter der Oberfläche quer zu den beiden bestehenden Bahnhöfen angelegt. Genauso wie die U8 eröffnete auch die U5 im Jahr 1930. Sie verbindet den Osten (Hönow) mit der Mitte (Hauptbahnhof) Berlins.

Der Bahnsteig der U8 am Bahnhof Alexanderplatz wurde nach der vollständigen Teilung Berlins vom restlichen Bahnhof getrennt. Insgesamt sechs Bahnhöfe – dazu zählte auch der Alexanderplatz – galten zwischen 1961 und 1989 als Geisterbahnhof. Zur Verschleierung der Existenz wurden die Zugänge zum Bahnsteig zugemauert.

Fährt seit 1989 wieder vollständig durch: Die Linie U8. Foto: Imago/Olaf Wagner
Fährt seit 1989 wieder vollständig durch: Die Linie U8. Foto: Imago/Olaf Wagner

Der Bahnhof Alexanderplatz heute

Der Alexanderplatz ist durch seine sehr gute Anbindung an den Berliner Nahverkehr ein beliebter Treffpunkt für Berliner*innen und Berlin Besucher. Seit Jahren ist er bei vielen als hässlich und gefährlich gebrandmarkt. Trotz der 2017 eingerichteten Polizei-Außenstelle, die Tag und Nacht geöffnet hat, stiegen die gemeldeten Sexualdelikte, Körperverletzungen und Ladendiebstähle im vergangenen Jahr.  

Kurioses Während der Teilung Berlins führte ein Weg zum Umsteigen zwischen den Linien U2 und U5 direkt über den Bahnsteig der in Ost-Berlin liegenden Linie U8. Der Bahnsteig wurde auf beiden Seiten zugemauert, sodass ein direkter Weg, der sich nicht von den anderen unterschied, entstand. Lediglich die Geräusche der vorbeifahrenden Züge hinter den Mauern verrieten, dass sich dort noch ein Teil des Bahnhofs befand.

Sowohl der S- als auch der U-Bahnhof Alexanderplatz ist, gemeinsam mit dem Brunnen der Völkerfreundschaft, der Weltzeituhr, dem Berolinahaus und dem Alexanderhaus, ein offizielles Kulturdenkmal in Mitte.

Ob Besucher*in oder Berlin*in: Für jeden bedeutet der Alexanderplatz etwas anderes. Foto: Imago/Marius Schwarz
Ob Besucher*in oder Berlin*in: Für jeden bedeutet der Alexanderplatz etwas anderes. Foto: Imago/Marius Schwarz

Einkaufen am Bahnhof Alexanderplatz

Einkaufen Der Bahnhof Alexanderplatz gilt auch als Einkaufsbahnhof. Bäckereien, Apotheken, Drogerien sowie Imbiss-Buden und Fastfood-Ketten finden hier auf den verschiedenen Ebenen Platz. In der Nähe steht das Einkaufszentrum Alexa mit einer Verkaufsfläche von 43.000 Quadratmetern. In der direkten Umgebung des Bahnhofes befinden sich Drogerieläden, Super- und Biomärkte sowie weitere Läden zum Shoppen und das Kino CUBIX am Alexanderplatz.

Unweit des Bahnhofs Alexanderplatz ragt das Einkaufscenter Alexa in die Höhe. Foto: Imago Images/Jürgen Ritter
Unweit des Bahnhofs Alexanderplatz ragt das Einkaufscenter Alexa in die Höhe. Foto: Imago Images/Jürgen Ritter

Bahnhof Alexanderplatz: Wichtige Infos für den Besuch

Anfahrt Folgende Anschlüsse an den Nahverkehr stehen am Bahnhof Alexanderplatz zur Verfügung: S- und U-Bahn: S3, S5, S7, S9, U2, U5, U8 Bus: 100, 200, 248, 300 sowie die Nachtbuslinien N2, N5, N8, N40, N42 und N65. Straßenbahn: M2, M4, M5 und M6. Wer mit dem eigenen PKW kommt, kann in der Tiefgarage Q-Park am Alexanderplatz in der Alexanderstraße 2 (1h/2,20€) oder im Parkhaus Alexa APCOA in der Grunerstraße 20 (1h/1,30€) einen Platz finden.

In der Nähe Wem das Sortiment im Einkaufsbahnhof nicht genug ist, der gelangt fußläufig zum Einkaufszentrum Alexa. Auch weitere Berlin-Highlights, wie das Nikolaiviertel und das Rote Rathaus, können innerhalb von zehn Minuten erreicht werden. Wer einen kleinen Spaziergang machen möchte, der findet unweit des Bahnhofs auf der Museumsinsel den Berliner Dom.


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