Bahnhöfe

Bahnhof Friedrichstraße: Vom Centralbahnhof zum Grenzübergang

Der Bahnhof Friedrichstraße liegt ziemlich zentral in Berlin. Von hieraus ist es nicht weit zu Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel dem Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude. Viele Touristen nutzen den Bahnhof als Startpunkt für ihre Sightseeingtour in der Landeshauptstadt. Es gibt ihn seit 1882 – und zu Zeiten der Berliner Mauer war er ein Bahnhof voller Trennungen und Tränen.

Der Bahnhof Friedrichstraße bei Nacht. Foto: Imago/Westend61

Hohe Hallen und tiefe Tunnel

Geschichte Der Architekt Johannes Vollmer hat 1878 mit dem Bau des Bahnhofs zwischen Spree und Friedrichstraße begonnen. Der gesamte Bahnhof stand auf gemauerten Bögen. Es gab zwei Bahnsteige, die jeweils zwei Richtungsgleise hatten. Die Bahnsteighalle wurde damals bogenförmig konstruiert. Johannes Vollmer verantwortete gleichzeitig auch den Bau des Bahnhofs Hackescher Markt. Am 7. Februar 1882 wurde der Bahnhof für die Vorortbahn, die später zur S-Bahn wird, eröffnet. Ein paar Monate später, im Mai, löffnet er auch für die Fernbahn. Damals trug er den Namen Centralbahnhof Friedrichstraße.

Hallenkonstruktion des Centralbahnhofs Friedrichstraße. Foto: Imago/imagebroker

Da der Verkehr schnell anwuchs, wurde der Bahnhof ab 1914 unter Betrieb mit der Zeit abgerissen und in erweiterter Form erneut gebaut. Dafür entwarf Carl Theodor Brodführer die Pläne für die stählerne, seitlich verglaste Doppelhalle. In dieser Zeit wurde auch der erste U-Bahnhof für die Station gebaut. Die U-Bahn Linie C wurde 1923 fertiggestellt. Heute fährt die Linie U6 diese Strecke. Seit 1928 ist es nicht mehr eine Vorortbahn, sondern die Berliner S-Bahn.

Nord-Süd-Tunnel In den 1930er-Jahren begann der Bau für den Nord-Süd-Tunnel. Er führte unter den Bahnsteighallen hindurch. Passend zu den Olympischen Spielen 1936 wurde der unterirdische Teil des S-Bahnhofs eröffnet. Er war das Bindungsstück auf der Strecke zwischen dem Bahnhof Gesundbrunnen und dem S-Bahnhof Unter den Linden. Ab 1939 fuhren auch die südlichen Vorortstrecken durch den Tunnel.

Während der Schlacht um Berlin musste der Verkehr eingestellt werden. Durch die Sprengung der Tunneldecke von der SS unter dem Landwehrkanal wurde der Nord-Süd-Tunnel sechs Tage vor Kriegsende überflutet. Das Wasser lief soweit in das unterirdische System, dass über 19 Kilometer der eigentlichen 63,3 Kilometer mit Wasser voll waren.

Wartende Fahrgäste an der U-Bahnstation Friedrichstraße. Foto: Imago/Christian Kielmann

Fun Fact Eins der Ferngleise der Berliner Stadtbahn wurde im Sommer 1945 auf russische Breitspur umgestellt. Das jedoch nur für eine kurze Zeit. Der Regierungschef der Sowjetunion, Josef Stalin, reiste zum Beispiel über diese Spur zur Potsdamer Konferenz an.

Erst im Juni 1946 konnte der Nord-Süd-Tunnel wieder in Betrieb genommen werden. Anders als die anderen U-Bahn-Tunnel, die bereits ein Jahr zuvor wieder verwendet werden konnten – da die Verbindungstunnel im Bahnhof Friedrichstraße geschlossen wurden. 2002 wurde der Nord-Süd-Tunnel das letzte Mal saniert. Dabei wurde unter anderem das letzte Zeichen der DDR, die grau-grüne Wandverkleidung, entfernt.

Vom Grenzübergang zur Anlaufstelle für Touristen

Direkt nachdem die Mauer 1961 errichtet wurde, hat man den Bahnhof in mehrere Bereiche geteilt, die strikt voneinander getrennt waren. Im Untergeschoss befand sich eine S- und eine U-Bahn, die von bzw. nach West-Berlin führte. Diese Station war ausschließlich für West-Berliner. Sie war die einzige Station, die damals nicht als „Geisterbahnhof“, also ohne Halt, durchfahren wurde.

Das Erdgeschoss war der Grenzübergang mit Passkontrolle, Zollkontrolle, Warteräumen, Verhörräumen und auch Arrestzellen. Hier befand sich auch der Ausgang auf die Straße nach Ost-Berlin. Die obere Ebene war ebenfalls aufgeteilt. Zwischen Bahnsteig B und C gab es eine Wand, die die Funktion der Berliner Mauer übernahm. Es gab somit zwei getrennte Bahnhöfe. Für viele Menschen war es damals ein Irrgarten mit vielen Kontrollen. Da sich hier viele traurige Abschiede mit vielen Tränen abspielten, war der Bahnhof auch als „Tränenpalast“ bekannt.

Straßenszene am S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Foto: Imago/Marco Bertram

Schon damals hatte der Bahnhof eine gute Lage mit Hotels, Büros und kulturellen Einrichtungen wie dem Friedrichstadt-Palast und der Staatsoper in der Nähe. Dadurch gab es ein sehr hohes Fahrgastaufkommen, dass sich mit der Zeit immer weiter erhöhte.

Bis 1999 wurde der ganze Bahnhof nach der politischen Wende umfassend saniert und umgebaut – zu dem Bahnhof, den wir heute kennen. Bis zum Jahr 1990 wurden die Gleise am Bahnsteig C wieder für den durchgehenden Verkehr umgebaut. Zuvor standen dort nämlich noch Prellböcke für die Züge. Auch der Nord-Süd-Tunnel wurde bis 1992 saniert.

Die Deutsche Bahn bezahlte rund 220 Millionen Mark für die Sanierung von Empfangshalle, Bahnsteigen, der Bahnsteighalle und der Stadtbahn. Seitdem gibt auf einer Grundfläche vom 5200 Quadratmetern Platz für 50 Geschäfte.

Außenansicht vom Bahnhof Friedrichstraße mit Blick auf die Spree. Foto: Imago/Schöning

Durch die Lage des Bahnhofs bleibt er weiterhin ein wichtiger Knotenpunkt für Touristen. Von hier aus kann man auch gut in Busse oder Straßenbahnen umsteigen und die Stadt weiter erkunden.

In Gedenken an die Kindertransporte

Besonderheit Im Jahr 2008 wurde ein Denkmal auf dem Dorothea-Schlegel-Platz vor dem Bahnhof aufgestellt. Es steht mit dem Titel „Züge ins Leben – Züge in den Tod: 1938 – 1939“ für die 10.000 geretteten jüdischen Kinder, die von diesem Bahnhof nach London reisten. In den Jahren 1938 und 1939 fuhren hier die Kindertransporte ab. Das Denkmal wurde von Frank Meisler geschaffen, der damals zu den Geretteten gehörte. Bei der Einweihung waren noch über 50 weiter Zeitzeugen unter anderem aus Großbritannien, Israel und der Schweiz anwesend.

Denkmal zur Erinnerung an Kindertransporte „Züge in das Leben – Züge in den Tod“ von Frank Meisler. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Einkaufsmöglichkeiten, Anfahrt, Umland: Wichtige Infos für den Besuch

Einkaufsmöglichkeiten Der Bahnhof Friedrichstraße ist ein Einkaufsbahnhof. Das heißt von Kleidung bist Essen kann hier alles gefunden werden. Der Edeka im Erdgeschoss hat sieben Tage die Woche offen – einer der sonntags geöffneten Supermärkte Berlins. Dazu gibt es noch einen Rossmann und auch Nanu-Nana. Weiterhin gibt es diverse Essensmöglichkeiten in Dönerbuden, Bäckern oder aber auch bei McDonald’s und Burger King. The Body Shop und Gerry Weber haben hier zum Beispiel auch eine Filiale. Alle Shops findet ihr auf der Homepage des Bahnhofs.

Menschenleere Einkaufspassage im Bahnhof Friedrichstraße. Foto: Imago/Marius Schwarz

Anfahrt Diese S- und U-Bahnen fahren über den Bahnhof Friedrichstraße: S1, S2, S25, S26, S3, S5, S7, S9, U6. Im Regionalverkehr hält der RE1 halbstündlich und der RE2 und RE7 stündlich. Auch die RB14, RB21 und RB22 fahren den Bahnhof an. Ebenso der Harz-Berlin-Express. Die Anreise mit dem Auto ist nicht zu empfehlen, da die Parksituation eher schwierig ist.

In der Nähe In unmittelbarer Nähe befindet sich die Prachtstraße Unter den Linden. Hier sammeln sich wichtige Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Berliner Dom und viele weitere. Außerdem sind einige Geschäfte zum Shoppen fußläufig gut zu erreichen.


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