Nahverkehr

Die Linie 100: Sightseeing-Tour im gelben BVG-Bus

Mit der Linie 100 kann man in kurzer Zeit eine ganze Menge Berliner Sehenswürdigkeiten anschauen – und muss dafür nicht einmal tief in den Geldbeutel greifen. Die 100er-Busse bieten eine beliebte und unkomplizierte Stadtrundfahrt, die Route führt zwischen Bahnhof Zoologischer Garten und Alexanderplatz an zahlreichen Wahrzeichen vorbei. Und das Beste: Das Angebot kostet nicht mehr als andere BVG-Tickets, die Linie 100 ist trotz Touri-Fokus eine ganz normale Busverbindung. Was ihr wissen müsst zu Kosten, Haltestellen und zur Strecke, lest ihr hier.

Die Buslinie 100 auf dem Weg zum Zoo: Zum normalen BVG-Tarif wird hier Sightseeing geboten. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Buslinie 100: Verbindung zwischen Ost- und West-Berlin

Anders als die meisten anderen ÖPNV-Strecken ist die Linie 100 nicht darauf ausgelegt, besonders schnell, effizient oder praktisch von A nach B zu kommen. Die Strecke zwischen Alexanderplatz und Zoo fährt man mit S- oder U-Bahn in wesentlich kürzerer Zeit.

Nein, die Linie 100 ist vor allem für diejenigen gedacht, die Berlin besuchen und erkunden wollen. Nicht umsonst ist sie die beliebteste Buslinie für Tourist:innen. Auch für die Berliner Verkehrsbetriebe ist die Linie 100 etwas ganz Besonderes, denn als sie 1990 ins Leben gerufen wurde, war sie die erste Ost-West-Busverbindung nach der Wiedervereinigung.

Ein Doppeldeckerbus der Linie 100 stoppt an der Haltestelle Lustgarten, 1999. Foto: Imago/Herb Hardt

Berlin erleben, Station für Station

Wer sich einen der besten Plätze im 100er-Bus sichern will, steigt am besten schon an der Hertzallee ein. Von dort aus geht es vorbei an der Haltestelle Zoologischer Garten, dem eigentlichen Startpunkt der Tour, und zum Breitscheidplatz. Hier steht die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. 1851–1854 im neoromanischen Stil erbaut, wurde sie im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Die Turmruine und der moderne Neubau der Kirche sind eines der bekanntesten Wahrzeichen Berlins und ein Mahnmal für Frieden.

Wer vor allem zum Shoppen in die Hauptstadt gekommen ist, kann die Fahrt an dieser Stelle direkt beenden, denn hier ist man bereits im Paradies. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Europa-Center, das etwas unkonventionellere Bikini Berlin und auch das wohl bekannteste Kaufhaus der Stadt: das KaDeWe mit Luxus-Sortiment und Feinschmecker-Etage. Im gelben Bus geht die Fahrt weiter, vorbei am Elefantentor, dem Südeingang des Berliner Zoos, zum südlichen Rand des Großen Tiergartens.

Ein Bus der Linie 100 vor den Nordischen Botschaften. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Ein Bus der Linie 100 vor den Nordischen Botschaften. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Hier befinden sich die Nordischen Botschaften. Verbunden durch ein grünes Kupferband bilden die Botschaften der Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden ein eindrucksvolles architektonisches Ensemble. Einen Zwischenstopp wert ist das zugehörige Felleshus, das öffentliche Gemeinschaftshaus mit Kantine, Kaffeehaus und sehenswerten Ausstellungen.

Neue Route der Linie 100, für den Denkmalschutz

Über die Hofjägerallee geht es weiter zum Großen Stern. Im Zentrum dieses Kreisverkehrs befindet sich die monumentale Siegessäule mit der geflügelten Siegesgöttin, die von Berliner:innen auch liebevoll als „Goldelse“ bezeichnet wird. Auszusteigen lohnt sich hier vor allem für die Aussichtsplattform des Wahrzeichens, mit einem tollen Blick über Berlin. Nächster Halt vom großen Gelben ist das Schloss Bellevue, Regierungssitz des amtierenden Bundespräsidenten. Bereits 1785 wurde das makellos weiße Bauwerk von Prinz Ferdinand von Preußen in Auftrag gegeben.

Nächster Stopp: Reichstagsgebäude. Die 100er-Busse fahren durchs politische Zentrum Berlins. Foto: Imago/STPP

Wenige Minuten Später fährt die Linie 100 vorbei am Haus der Kulturen der Welt, bekannt als „Schwangere Auster“, passiert den Platz der Republik und gelangt anschließend zum Reichstagsgebäude. Schon von Weitem erkennt man den Neorenaissance-Bau mit der markanten Glaskuppel – hier wird Politik gemacht, und auch bei Touris ist das Parlamentsgebäude einer der wichtigsten Anlaufpunkte.

Vom Reichstagsgebäude aus sind es nur wenige Gehminuten bis zum Brandenburger Tor. Noch bis zur Sanierung Anfang der 2000er-Jahre durften Autos und auch die Busse durch das Wahrzeichen fahren. Seit 2002 ist das Passieren nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad gestattet, weswegen die Linie 100 heute statt über den Pariser Platz einen kurzen Schlenker über Dorotheen- und Wilhelmstraße macht. Schließlich biegt sie ab auf die berühmteste Allee Berlins – Unter den Linden. Die Infrastruktur hier ist für einen Wermutstopfen verantwortlich: Ein Tunnel unter dem Boulevard sorgt für statische Probleme, die einst so berühmten Doppeldeckerbusse dürfen deshalb dort zeitweise nicht fahren. Bei der Sightseeing-Tour muss man also auf den Panoramablick verzichten.

Seit 2002 dürfen nur noch Fußgänger und Fahrradfahrer das Brandenburger Tor passieren. Foto: Imago/Michael Kneffel

Low-Budget-Sightseeing mit der Linie 100

Einmal auf der Allee Unter den Linden angekommen, reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die nächste. Spätestens ab diesem Punkt kann man von einer echten Sightseeing-Tour sprechen. Natürlich verzichtet man bei einer Fahrt mit der Linie 100 auf die informativen Durchsagen, kostenmäßig ist diese Tour trotzdem unschlagbar.

Hoch auf dem gelben Wagen geht es vorbei an der Russischen Botschaft, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Staatsoper. Schließlich überquert man den Kupfergraben über die Schlossbrücke und befindet sich auf der Museumsinsel, Haltestelle Lustgarten. Von hier aus blickt man direkt auf den prachtvollen Berliner Dom und den klassizistischen Schinkel-Bau, in dem sich das Alte Museum befindet.

Die Linie 100 hält am Lustgarten vor dem Berliner Dom, 2002. Foto: Imago/Raimund Müller

Aussteigen lohnt sich, denn nach einem kurzen Spaziergang durch den auch unter Berliner:innen sehr beliebten Lustgarten gelangt man zur Spitze der Museumsinsel, an der sich die Alte Nationalgalerie, das Neue Museum sowie das Bode – und das Pergamonmuseum befinden. Wer den angewärmten Platz im Oberdeck nicht aufgeben möchte und sitzen bleibt, überquert als nächstes die Spree. Auf der Karl-Liebknecht-Straße passiert der 100er das Marx-Engels-Forum, welches in den Jahren 1974/1975 im Auftrag der DDR-Regierung entstand.

Linie 100: Ankuft am Alexanderplatz

Die letzten beiden Haltestellen der Linie 100 befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz. Neben dem Fernsehturm als wohl bekanntestes Wahrzeichen der Stadt stehen hier auch noch eine ganze Reihe weiterer Attraktionen. So beispielsweise die St. Marienkirche, erbaut im 13. Jahrhundert im gotischen Stil. Im Hintergrund des prachtvollen Neptunbrunnens, steht, in auffällig roter Klinkerfassade, der Sitz des Regierenden Bürgermeisters: das Rote Rathaus. Spätestens an der Haltestelle Alexanderplatz/Memhardstraße ist die Bustour mit der Linie 100 vorbei. Von hier aus ist es nur noch ein Katzenspung zum Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alex. Hier befindet sich auch die Weltzeituhr, ein beliebter Treffpunkt für Berlin-Besucher:innen. Wer nach der etwa 30-minütigen Fahrt noch nicht genug hat, kann hier direkt in den Bus mit der Nummer 200 steigen.

Wichtige Infos zur Fahrt mit der Linie 100

Wer die Strecke der Linie 100 einfach bis zur Endhaltestelle abfahren möchte, kommt mit einem Einzelfahrausweis für 3 Euro problemlos ans Ziel. Für alle, die die Linie 100 als günstige Hop-on-Hop-off-Möglichkeit nutzen möchten, lohnt sich die Tages- oder 24-Stunden-Karte im Tarifbereich Berlin AB. Für 8,80 Euro fährt man damit im angegebenen Zeitraum so viel und oft man will.

Den genauen Linienverlauf sowie die zeitliche Taktung der Buslinie 100 gibt es hier. Den Streckenverlauf der Linie 100 sowie Alternativen mit dem ÖPNV seht ihr auf dieser Karte.


Mehr erleben in Berlin

Eine weitere Option ist die Linie 200. Und auch die Linie 300 bringt euch zu Sehenswürdigkeiten. Seit dem frühen 20. Jahrhundert fahren Busse durch Berlin. Hier geht’s zur Foto-Zeitreise im Nahverkehr: Berlin, der Bus und der Wandel der Zeit. Viel Lob und Liebe gibt’s vor allem für Berlins Doppeldeckerbusse: Hoch auf dem gelben Wagen. Entdeckt mit uns den Untergrund: Die Berliner U-Bahnlinien erklären wir euch hier. Sie ist das größte Karussell der Stadt: Die Ringbahn mit den Linien S41/S42. Berlin kann man auch auf dem Seeweg erkunden: Berliner Fähren von Wannsee-Flotte bis Ruderboot – alle Linien, alle Infos. Alles über den Berliner Nahverkehr lest ihr hier. Und alles über Sehenswürdigkeiten beim Berlin-Besuch hier.

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