Sehenswürdigkeiten

Der Berliner Dom: Eine Kirche mit bewegter Geschichte

So nah und doch so fern – nur 270 Domstufen trennen die Gäste von einem weiten Blick über die historische Mitte Berlins. Durch den Rundblick, der die begehbare Kuppel des Berliner Doms ermöglicht, lassen sich viele Sehenswürdigkeiten wie das Rote Rathaus, der Fernsehturm, die Museumsinsel und die Synagoge aus einer anderen Perspektive betrachten. Noch dazu ist der Dom ein Wahrzeichen, dessen Geschichte eng mit der Stadtgeschichte Berlins verwoben ist.

Der Dom gehört zum Mittelpunkt des historischen Berlins und ist bei Besucher:innen der Stadt sehr beliebt – besonders beim jährlichen Festival of Lights. Foto: Imago/Revierfoto

Der Berliner Dom: Mehrfacher Umzug und Neubau

Geschichte Die Geschichte des Berliner Doms beginnt 1465 mit der Erhebung der St.-Erasmus-Kapelle im alten Berliner Schloss zum Kollegiatstift. Auch wenn in der Kapelle nie ein Bischof residierte, wurde das Gotteshaus bald „Domkirche“ genannt. 1536 versetzte Kurfürst Joachim das Domstift südlich des Schlosses in die ehemalige Dominikanerkirche. Darunter wurde eine Gruft als Grabstätte für die Mitglieder des Herrschaftshauses errichtet. Die katholische Leitung des Doms erfuhr dadurch eine bedeutende Aufwertung.

Drei Jahre darauf folgte die Reformation, die der Kurfürst damals auch in der Mark Brandenburg durchsetzte. 1608 wurde der Dom endgültig in eine Pfarrkirche umgewandelt, es entwickelte sich in der Folge eine reformierte Kirchengemeinde.

Friedrich II. ließ 1747 die baufällige Kirche abreißen und durch die Pläne des durch den holländischen Architekten Johann Boumann einen Barocken Dom am Lustgraben erbauen, der am 6. September 1750 eingeweiht wurde. Die Särge aus der Herrschaftsgruft überführte man in den Neubau. Anlässlich des 300. Jubiläums von Luthers Thesenanschlag erhielt Karl Friedrich Schinkel den Auftrag den Boumannschen Dom umzugestalten. Er verwandelte den Barockbau in einen klassizistischen Dom.

Der Berliner Dom befindet sich auf der Museuminsel, direkt an der Spree. Im Vordergrund das neue Humboldt-Forum. Foto: Imago/Zoonar

Im 19. Jahrhunderts gab es mehrere Pläne für einen Neubau des Doms, die nicht umgesetzt wurden. Während der Industrialisierung entwickelte sich Berlin zur Metropole und wurde 1871 zur Hauptstadt des neu gegründeten Deutschen Reichs. Der schlichte Schinkel-Dom galt deshalb nicht mehr als repräsentativ, sodass der Architekt Carl Julius endlich den Auftrag für einen erneuten Domneubau erhielt.

Rund zwanzig Jahre später – 1893 – erfolgte der Abriss der bestehenden Bausubstanz, um Platz für den historistischen Neubau zu schaffen, der am 27. Februar 1905 geweiht wurde. Den Auftrag erhielt der Architekt Carl Julius allerdings schon in den 1870er-Jahren. Dass der Dom erst mehr als 20 Jahre fertiggestellt wurde, hatte unter anderem damit zu tun, dass das preußische Parlament statt der angedachten 20 Millionen Reichsmark nur zehn Millionen Reichsmark für den Bau freigab. Dadurch musste Julius seinen ursprünglichen Bauplan mehrfach anpassen.

Der Berliner Dom als Ruine des Zweiten Weltkriegs

Der Dom verwandelte sich in der Nacht des 24. Mai 1944 in eine Ruine. Eine Bombe traf die Kuppellaterne und setzte dadurch die komplette Dachkonstruktion in Brand. Die Kuppel stürzte in sich zusammen und zerschlug den Kirchenboden, wodurch viele der Särge in der Hohenzollerngruft zerstört wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entfernte die Domgemeinde einige Särge aus der Gruft, um einen Gottesdienst im zerstörten Dom möglich zu machen.

Heute zählt der Gruft zu einer der bedeutendsten Grabstätte Europas. 94 Mitglieder des Hauses Hohenzollern fanden vom Ende des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts ihre letzte Ruhe. Die Särge wurden wieder restauriert und können seit 1999 besichtigt werden, derzeit ist die Gruft jedoch wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.

Der Wiederaufbau des Doms war langwierig: Einerseits war das Material und Geld im zerstörten Nachkriegsberlin knapp, weshalb die Kirchenleitung und der Berliner Magistrat die Kuppel erst 1953 notdürftig verschließen konnte. Andererseits stand in der DDR ein Abriss des Doms zur Debatte. Direkt neben dem Dom errichtete die DDR-Führung den Palast der Republik, eines der berühmtesten Gebäude Berlins, die nicht mehr existieren. Erst in den 1970er-Jahren verständigte sich die DDR-Führung mit der Evangelischen Kirche auf einen Wiederaufbau. Die Außengestalt des Doms wurde 1983 fertiggestellt, 1993 fand zur endgültigen Einweihung des Doms ein feierlicher Gottesdienst statt.

Der Kriegsschutt weggeräumt, die Kuppel provisorisch geschlossen: In den 60er-Jahren war die Zukunft des Doms noch ungewiss. Foto: Imago/Gerhard Leber

Besonderheiten für Besucher:innen Ein Spektakel für die Ohren wird von dem Staats- und Domchor Berlin geboten. Der renommierte Knabenchor gilt als die älteste musikalische Einrichtung Berlins. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg stellte 1465 in der „Dhumkerke“ fünf „Singerknaben“ ein. Heute wird der Berliner Dom als Konzertsaal von verschiedenen Ensembles genutzt. Hier findet ihr die Termine des Staats- und Domchors. Alle anderen Konzerttermine findet man im Terminkalender des Doms.

Hoch hinaus: Einen Fahrstuhl für die Kaiserliche Hoheit im Berliner Dom

Fun Fact Neben dem Altarraum ist das kaiserliche Treppenhaus der wohl bemerkenswerteste Teil des Berliner Doms. Die Monarchen hatten durch den prachtvoll geschmückten Treppenaufgang einen direkten Zugang zur Tauf- und Traukirche und in das Obergeschoss zur Kaiserloge. Eine amerikanische Firma baute der Kaiserin Auguste Viktoria, der Gemahlin des preußischen Kaisers Wilhelm II., einen elektrischen Fahrstuhl ein, für einen schnelleren Aufgang.

Kaiserliche Treppenaufgang im Berliner Dom.
Die Kaisertreppe im Berliner Dom ist prunkvoll und üppig gestaltet. Foto: Imago/ Manja Elsässer

Berühmter Fan: Auch Britney Spears steht auf den Berliner Dom

Übrigens hat der Dom einen berühmten Fan: US-Popstar Britney Spears war vor dem bis dato letzten Berlin-Konzert 2018 an dem Bauwerk unterwegs. Sie postete ihre selbst geknipsten Fotos kurz darauf bei Instagram: „Ich hinter der Kamera in Deutschland“, schrieb sie dazu. Dass es wirklich ihre eigenen Bilder waren, belegten wiederum Paparazzi-Fotos, die Britney beim Fotografieren zeigten. Irgendwie Meta.

Wichtige Infos für den Besuch des Berliner Doms

Öffnungszeiten Montag bis Freitag können Besucher von 10 bis 17 Uhr den Dom besichtigen. Samstags ist der Dom von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Am Sonntag öffnen die Türen des Berliner Doms wegen der Gottesdienste erst um 12 Uhr. Geöffnet bleibt der Dom dann bis 16 Uhr. Zu beachten ist, dass der letzte Einlass immer eine Stunde vor Schließung des Doms ist.

Die Predigtkirche, die Tauf- und Traukapelle sowie der Kuppelumgang sind nun ab sofort wieder für eine Besichtigung geöffnet. Eine Barzahlung vor Ort ist derzeit nicht möglich. Tickets erwirbt man daher online.

Preise Der Berliner Dom gehört zu den wenigen Kirchen, die Eintritt kosten. Das liegt daran, dass die Domgemeinde 97 Prozent ihres Etats selbst erwirtschaftet. Kinder unter 18 Jahren kommen kostenfrei in den Dom. Erwachsene zahlen neun Euro und der Ermäßigungspreis beträgt sieben Euro.

Führungen Im Eintrittspreis ist eine 20-minütige Führung durch den Dom enthalten. Die Führungen finden im Stundentakt statt. Weiterhin gibt es die Möglichkeit zu exklusiven Gruppenführen, sowie zu einer Orgelführung. Auch für Blinde und Sehbehinderte gibt es ein Angebot. Mehr Infos und Preise hier.

Anfahrt Der Berliner Dom steht am Lustgarten in Mitte. Damit liegt er auf der Museumsinsel. Die Buslinien 100 und 300 (Haltestelle Museumsinsel) halten wenige Meter vom Berliner Dom entfernt. Erfolgt die Anfahrt mit der U-Bahn, ist die Haltestelle ebenfalls die Museumsinsel (U5). Die S-Bahnstation Hackeschen Markt (S3,S5,S7,S9) liegt ebenfalls in fußläufiger Nähe..

In der Nähe Nur wenige Gehminuten vom Berliner Dom ist das Nikolaiviertel. Zu Fuß erreicht man vom Berliner Dom auch die Hackeschen Höfe, den Alexanderplatz und den Berliner Fernsehturm.

  • Berliner Dom Mitte, Am Lustgarten, Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-16 Uhr, So 12-16 Uhr, Tel. 030/20269136, weitere Infos online

Berlin entdecken – aber richtig

Berlin ist eine extrem vielseitige Stadt – hier alles rund um die Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Auf jeden Fall gehören diese Sehenswürdigkeiten zum Besuch dazu. Unser Freizeit-Guide für Berlin bietet euch online viele Tipps für Ausflüge jeder Art. Falls ihr euch für andere wichtige (und umstrittene) Bauwerke interessiert, werdet ihr in unserem umfassenden Architektur-Guide sicher in jedem Fall fündig.

Tausende Male vorbei gelaufen und dennoch ist die genaue Geschichte des Reichstags nicht so im Kopf verankert wie das Gebäude im Stadtbild? Viele Wissenslücken über Berlin und Bauhaus können hier aufgearbeitet werden.

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