Es gibt viele berühmte Gräber in Berlin. Ein Friedhofsspaziergang in der Stadt kann lehrreich sein, etwas melancholisch und natürlich auch traurig. Denn die Begegnung mit dem Tod ist nicht immer einfach. Aber Gräber von Berühmtheiten sind wichtige touristische Ziele. Wer Wer Paris, Prag oder Wien besucht, geht mit ziemlicher Sicherheit auch auf einen Friedhof, um Franz Kafka, Jim Morrison oder Falco die letzte Ehre zu erweisen. Auch in Berlin kann man Prominenten auf Friedhöfen begegnen.
Wir zeigen euch Gräber von berühmten Menschen, die die Geschichte dieser Stadt geprägt haben und hier beerdigt wurden. Von Willy Brandt über Bertolt Brecht und Marlene Dietrich bis Rio Reiser, Rosa Luxemburg und der Velvet-Underground-Sängerin Nico.
Willy Brandt
Geboren wurde Willy Brandt 1913 in Lübeck, er starb 1992, im gleichen Jahr wie Marlene Dietrich. Beerdigt wurde er im wiedervereinigten Berlin, für das er sich so eingesetzt hatte. Wo er im Westteil ab 1957 Regierender Bürgermeister war und unter anderem den US-Präsidenten John F. Kennedy empfing und an dessen Seite stand, als dieser seine berühmten Worte „Ich bin ein Berliner“ sprach. Als SPD-Bundeskanzler begeisterte Brandt von 1969 bis 1974 die Bundesrepublik. Auf dem Waldfriedhof Zehlendorf finden sich auch die Gräber anderer wichtiger Politiker wie Walter Scheel, Ernst Reuter und Otto Suhr.
- Waldfriedhof Zehlendorf Wasgensteig 30, Zehlendorf
Helene Weigel und Bertolt Brecht
Bertolt Brechts (1898-1956) Karriere begann in Berlin, nach der Machtübernahme durch die Nazis ging der Theatermacher und Schriftsteller ins Exil. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Ost-Berlin zurück und übernahm das Theater am Schiffbauerdamm, das er zum Berliner Ensemble umbaute. Wie Brecht das Theater revolutionierte, lest ihr hier. Neben Brecht liegt seine Ehefrau und bedeutende Schauspielerin Helene Weigel begraben. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte findet man viel Prominenz, unter anderem Heinrich Mann, Wolfgang Herrndorf, Heiner Müller und Christa Wolf.
- Dorotheenstädtischer Friedhof Chausseestr. 126, Mitte
Marlene Dietrich
Marlene Dietrich (1901-1992) wurde in Schöneberg geboren und feierte mit Filmen wie „Der blaue Engel“ große Erfolge in der Weimarer Republik. Wie Brecht ging auch die Dietrich ins Exil. Erst in die USA, wo sie in Hollywood den Durchbruch schaffte und zum Weltstar aufstieg, später lebte die Sängerin und Schauspielerin lange Jahre zurückgezogen in Paris. Nach Deutschland kehrte sie nie zurück, aber beerdigen sollte man sie in Berlin. Über Marlene Dietrichs Leben erfahrt ihr hier mehr.
- Friedhof Stubenrauchstraße Stubenrauchstr. 43–45, Friedenau
Nico
Der Friedhof Grunewald-Forst ist eine Besonderheit unter den Berliner Friedhöfen. Idyllisch mitten im Wald gelegen, erreicht man ihn eigentlich nur auf dem Fußweg. Dort wurden einst Selbstmörder bestattet, daher trägt er auch den Beinamen „Selbstmörderfriedhof“. Die 1938 in Köln geborene Christa Päffgen, die als Nico in die Geschichte einging, wurde hier neben ihrer Mutter Margarete beerdigt. Berühmtheit erlangte sie als Model, Schauspielerin und vor allem als Sängerin der New Yorker Avantgardeband The Velvet Underground. 1988 verstarb Nico nach einem tragischen Unfall auf Ibiza.
- Friedhof Grunewald-Forst Schildhornweg 33, Zehlendorf
Harald Juhnke
Eine Berliner Legende! Als Schauspieler, Sänger und Entertainer prägte der 1929 in Charlottenburg geborene und im Wedding aufgewachsene Juhnke die Unterhaltungsbranche ab der Nachkriegszeit bis zum Ende der 1990er-Jahre. Juhnke hatte zeitlebens mit seiner Alkoholsucht zu kämpfen. Er verewigte sich mit Sprüchen wie „Keine Termine und leicht einen sitzen“, seiner Definition von Glück. Ab dem Jahr 2000 konnte er aufgrund seines Gesundheitszustands nicht mehr arbeiten und verstarb 2005 in einem Pflegeheim. Juhnke wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem beerdigt, wo sich auch die Gräber von Gottfried Benn, Richard von Weizsäcker und Heinz Berggruen befinden.
- Waldfriedhof Dahlem Hüttenweg 47, Dahlem
Theodor Fontane
Kaum ein anderer Schriftsteller („Effie Briest“, „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“) prägte Berlin und Brandenburg so sehr wie Theodor Fontane. Sein Werk erschuf das Sittenbild der Region und konstruierte ein Heimatgefühl für den Nordosten Deutschlands, wie es vorher so nicht existiert hat. Der 1819 in Neuruppin geborene Sohn eines Apothekers starb 1898 in Berlin. Er wirkte auch als einflussreicher Journalist und Kritiker. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Domgemeinde St. Hedwig in Mitte, in der Nähe liegen der Hotelier Lorenz Adlon, der Maler Peter von Cornelius und viele andere bedeutende Berliner Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.
- Domgemeinde St. Hedwig in Mitte Liesenstr. 8, Mitte
Rio Reiser
„Der Mariannenplatz war blau, so viele Bullen waren da…“ Rio Reiser war die Stimme der Hausbesetzer, der linken Szene, der Kreuzberger Querulanten und Haschrebellen. Mit seiner Band den Ton Steine Scherben und später als Solokünstler wurde er zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Texter und Sänger überhaupt. Sein Werk beeinflusst Musiker bis heute. Der gebürtige Berliner (*1950) starb 1996 in Fresenhagen in Nordfriesland. Wenige Tage nach seinem Tod spielten Weggefährten und Bewunderer ein berührendes Konzert im alten Tempodrom. Seine Ruhestätte hatte Reiser zuerst in Fresenhagen. 2011 hat man das Grab umgebettet, seit dem befindet es sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg, wo auch die Gebrüder Grimm ihre Ruhestätte haben. Der Geschichte von Ton Steine Scherben und Rio Reiser gehen wir hier nach.
- Alter St.-Matthäus-Kirchhof Großgörschenstr. 12-14, Schöneberg
Stefan Heym
Ärger mit den Nazis bekam der 1913 geborene Sohn eines Chemnitzer Kaufmanns wegen eines Textes bereits 1931. Als Jude bedroht, ging Stefan Heym 1935 ins Exil, kam 1944 als Soldat der US Army zurück nach Europa und kämpfte als GI gegen die Wehrmacht. Infolge der antiintellektuellen Stimmung während der McCarthy-Ära verließ er 1952 schließlich die USA und lebte ab 1953 in der DDR wo er zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit wurde. Zu seinen wichtigsten Werken gehören „5 Tage im Juni“, „Ahasver“ und „Der König David Bericht“. 1994 wurde Heym in den Bundestag gewählt und hielt als Alterspräsident dort die Eröffnungsrede. Er starb 2001 in Israel, sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.
- Jüdischer Friedhof Herbert-Baum-Str. 45, Weißensee
Charlotte von Mahlsdorf
Geboren 1928 in Berlin-Mahlsdorf packte Lothar Berfelde schon früh die Sammelleidenschaft, vor allem für Möbel aus der Gründerzeit. Berfelde fühlt sich als Frau, übernimmt 1960 das ruinöse Gutshaus Mahlsdorf und baut es zum Gründerzeitmuseum aus. Die stets liebenswürdige Charlotte von Mahlsdorf sammelt fast zwei Dutzend komplette Zimmereinrichtungen, mit besonderem Schwerpunkt auf mechanischen Musikmaschinen – vieles davon ist heute noch im Gründerzeitmuseum zu sehen. Zugleich avanciert Charlotte zur Ikone der Genderbewegung, Rosa von Praunheim setzt ihr 1992 mit dem Porträt „Ich bin meine eigene Frau“ ein filmisches Denkmal. Bestattet wurde die Gutsherrin 2002 standesgemäß auf dem Waldkirchhof Mahlsdorf.
- Waldkirchhof Mahlsdorf Rahnsdorfer Str. 30, Mahlsdorf
Hildegard Knef
In dieser Stadt kenn‘ ich mich aus,
In dieser Stadt war ich mal zuhaus.
Natürlich singt Hildegard Knef hier über Berlin. Hier lebte sie seit frühster Kindheit, machte Karriere beim Film, am Theater, als Sängerin, Showstar und später auch als Autorin. Ihre Platten verkauften sich millionenfach, sie gewann den Bambi, Echo und die Goldene Kamera und mit ihrem autobiografisch geprägten Werk „Der geschenkte Gaul“ landete sie einen Bestseller. Nur Marlene Dietrich überragt die Knef, wenn es um den Status der Berliner Diva schlechthin geht. Wobei sie auch eine Hassliebe mit der Stadt verband. Hildegard Knef lebte und arbeitete lange in den USA, aber auch in England und Frankreich. Sie starb 2002 in Berlin und erhielt ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.
- Waldfriedhof Zehlendorf Wasgensteig 30, Zehlendorf
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Die zentralistische Architektur der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Friedhof Friedrichsfelde hat etwas Bedrückendes und Erhebendes zugleich. 1951 ließ das SED-Regime das Mahnmal mit dem markanten Satz „Die Toten mahnen uns“ als Manifestation der sozialistischen Idee errichten. Hier liegen neben den Begründern der KPD, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, auch DDR-Granden wie Otto Grotewohl, Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck. Auf wichtige Stationen im Leben von Rosa Luxemburg gehen wir hier ein.
- Zentralfriedhof Friechrichsfelde Gudrunstraße 20, Lichtenberg
Felix Mendelssohn Bartholdy
Die Friedhöfe zwischen der Zossener Straße und dem Mehringdamm haben eine ganz besondere Stimmung. Ihre letzte Ruhe fanden hier Dichter der Romantik, darunter E.T.A. Hoffmann und Adelbert von Chamisso, sowie der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy. Geboren wurde dieser in Hamburg, gestorben ist er in Leipzig, in Berlin hat er aber immer wieder gewirkt und hier wurde er auf dem Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde, umgeben von Familienangehörigen, beerdigt.
- Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde Eingang über die Baruther Straße, Kreuzberg
Sie sind Orte der inneren Einkehr: Diese schönen Friedhöfe in Berlin solltet ihr besuchen. Mehr über die Vergangenheit lernen: Besucht unsere Rubrik zur Berliner Geschichte. Wir bringen euch Berliner Sprüche, die man kennen sollte, bei. Neu hier? An diese Dinge müssen sich Zugezogene in Berlin erstmal gewöhnen. Seht euch um: Hier findet ihr alles Wichtige zu Berliner Sehenswürdigkeiten.