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Das Sowjetische Ehrenmal Treptow: Geschichte und Besucherinfos

Fast versteckt liegt es inmitten des Treptower Parks, einzig zwei imposante Torbögen weisen jeweils auf die riesige Anlage zwischen den Bäumen hin: das Sowjetische Ehrenmal. Die Gedenkstätte wurde nach dem zweiten Weltkrieg in Gedenken an die gefallenen Rotarmisten errichtet.

Neben jährlichen Kranzniederlegungen samt großer Prozessionen ist die Anlage auch sonst von großer Beliebtheit: Einerseits sind hier eindrucksvoll Leid und Opfer der Sowjetunion im Kampf gegen den Nationalsozialismus versinnbildlicht. Andererseits eignen sich die Stille und Weitläufigkeit der Anlage bestens dazu, seine Gedanken ziehen zu lassen.

So viel Pomp, so viel Weite: Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park Foto: Imago Images/Jürgen Ritter

Das Sowjetische Ehrenmal in Treptow: Gedenkstätte und Soldatenfriedhof

Geschichte Nach dem zweiten Weltkrieg wollte die sowjetische Direktion Gedenkstätten zu Ehren der 80.000 bei der Eroberung Berlins gefallenen Rotarmisten errichten. Als zentrale Trauerstätte wurde die Fläche im Treptower Park auserkoren, auf der heute das sowjetische Ehrenmal steht.

Binnen drei Jahren, von 1946 bis 1949, wurde das Bauwerk errichtet. Die Gedenkstätte im Treptower Park wurde als zentrales von insgesamt vier sowjetischen Ehrenmalen in Berlin errichtet und umfasst die größte Fläche. Allen Stätten gemeinsam ist die Doppelfunktion, in der sie gleichzeitig auch Soldatenfriedhof sind. Auf der Hauptfläche liegen etwa 7.000 Soldaten gebettet.

Alles richtet sich auf die massive Bronzeskulptur aus, die auf dem Mausoleum thront. Foto: Imago Images/Jürgen Ritter

Seit seiner Eröffnung war das Gelände vor allem Schauplatz von feierlichen Prozessionen. Auch zu Zeiten der DDR kam es bereits zu Anschlägen auf Skulpturen, die Rechtsradikalen zugerechnet werden, vereinzelte Akte von Vandalismus gibt es bis in die jüngste Vergangenheit. Zur Wendezeit war das sowjetische Ehrenmal Schauplatz einer Großdemonstration gegen Neo-Nazis, 250.000 DDR-Bürger*innen nahmen teil.

Erbaut zum Gedenken – und als Bildnis der Macht

Mit der Wende fand hier das Zeremoniell zum Truppenabzug der Roten Armee statt – sowohl sowjetische als auch deutsche Soldaten nahmen daran teil, der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und Boris Jelzin legten gemeinsam Kränze nieder und eröffneten damit die Tradition der bis heute jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltungen.

Aufwändige Mosaikpflasterung säumt die Wegfläche zum zentralen Hügel des Sowjetischen Ehrenmals. Foto: Imago Images/Hans Scheferhaufer

Die Anlage wartet mit dem Pomp der damaligen Großmacht auf: Das Gelände erstreckt sich auf 10 Hektar, darauf sind etwa 40.000 Tonnen Granit verbaut. Zahlreiche Bronze- und Steinskulpturen säumen die Anlage auf mehreren Ebenen. Dazu Brunnen, Granitreliefs, Sarkophage, angelegte Rasenflächen und ein Mausoleum, auf dem das Hauptelement der Anlage thront: ein knapp zwölf Meter hohes Soldatenbildnis aus Bronze, 70 Tonnen schwer. Die Figur hält ein gerettetes Kind, zu ihren Füßen liegt ein zerschmettertes Hakenkreuz.

Das sowjetische Ehrenmal ist voll von aufwändigen Reliefs und Skulpturen.m Foto: imago images/Schöning 

Wissenswertes Der Bau des Areals erfolgte in den Grundzügen des Kalten Krieges. Obwohl der Bausektor brachlag und akuter Wohnungsmangel herrschte, wurde dem Bau der Gedenkstätte als Zeichen des Sieges Vorrang gegeben. Die verbauten Granitbestände waren ursprünglich von den Nationalsozialisten zum Umbau Berlins zur Reichshauptstadt Germania gedacht.

Jeden Mai ist das Sowjetische Ehrenmal Ort für Prozessionen und Feierlichkeiten zum Kriegsende. Foto: imago images/Camera4

Jeden Mai jährt sich der Sieg über die Nationalsozialisten. Am 08.05. feiern westliche Staaten den Tag der Befreiung, zum Zeitpunkt der Kapitulation war es in der russischen Zeitzone allerdings schon nach Mitternacht. Russland feiert daher am 09.05. den Tag des Sieges. Dazu wird stets eine große Gedenkfeier auf dem Gelände des Ehrenmals ausgerichtet, die mehr als 10.000 Menschen anzieht – unter ihnen viele Veteranen, Russlanddeutsche, auch russische Rocker setzen sich auf der Veranstaltung in Szene. Die feierliche Kranzniederlegung ist ein eindrückliches Spektakel.

Das Ehrenmal liegt eingebettet in den Wald des Treptower Parks, gut zu sehen aus der Luft. Foto: Imago Images/Westend61

Aufgrund seiner zahlreichen Treppenstufen und Granitkanten ist das Areal auch bei Skatern sehr beliebt und international bekannter Spot, der in Videos und Magazinen auftaucht. Das sehen allerdings weder die Polizei noch Mitarbeiter*innen der russischen Botschaft gerne – und vertreiben die Skater*innen regelmäßig. Es gibt ja auch genug legale Skateparks in Berlin. Auch Radfahren und anderer Sport ist auf dem Gelände eher verpönt, es soll den Charakter einer Ruhestätte wahren.

Die massiven roten Granitwände auf der Ostseite stilisieren sowjetische Flaggen.
Foto: imago images/Jürgen Ritter

Informationen für Besucher*innen Das Gelände ist jederzeit betretbar, allerdings bei Nacht nicht beleuchtet – es empfiehlt sich daher ein Besuch bei Tageslicht. Eintritt kostet der Besuch nicht. Es gibt einen rollstuhlgerechten Zugang und Orientierungshilfen für Blinde. Diverse Guides bieten Führungen durch das Areal zur Buchung an, teils als Programmpunkt auf umfangreicheren Führungen zur sowjetischen Geschichte Berlins.

Achtung Aufgrund von Sanierungsmaßnahmen gibt es derzeit Bauarbeiten am Mahnmal. Im Zuge dessen sind immer wieder Teilbereiche gesperrt, das Gelände an sich ist aber zugänglich. Die Arbeiten dauern bis voraussichtlich März 2021 an – derzeit ist deshalb der Zugang vonseiten der Straße Am Treptower Park nebst Parkplatz für Besucherverkehr gesperrt.

Die Torbögen weisen auf das sowjetische Ehrenmal hin, ansonsten verschwindet es im Wald.
Foto: imago images/Jürgen Ritter

Anfahrt Ein wenig Fußweg ist immer notwendig, gleich wie man anreist. Per S-Bahn sind es je etwa 20 Minuten von den Bahnhöfen Treptower Park (Linien S8, S9, S41, S42, S46, S47, S85, Bus 104, 194, N94) und Plänterwald (Linien S8, S9, S46, S47, S85). Per Bus erreicht man das Ehrenmal am schnellsten von den Haltestellen Herkomer Str. und Sowjetisches Ehrenmal (Linien 165, 166, 265, N60, N65). Für die Anreise mit dem Auto gibt es in beiden Fahrtrichtungen der B96a Parkplätze.

In der Nähe Das Denkmal ist mitten im Treptower Park gelegen, der sich gut für einen ausgedehnten Spaziergang eignet – oder einfach nur Entspannung am Ufer oder auf der Insel der Jugend.
Auf der gegenüberliegenden Spreeseite bietet die Halbinsel Stralau Idylle inmitten von Luxusbauten. Die Molecule Man-Statue ist ebenfalls nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Und von dort ists auch nicht mehr weit zur Oberbaumbrücke und der East Side Gallery.

  • Sowjetisches Ehrenmal Treptow, Puschkinallee, Treptow


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