Sehenswürdigkeiten

Die Oberbaumbrücke: Geschichte, Wissenswertes und Besucherinfos

Die Oberbaumbrücke ist nicht einfach irgendeine Brücke in Berlin. Sie wurde zerstört und wieder aufgebaut, bietet mit ihrem wunderschönen Kreuzgang Schutz vor Regen und Wind und konnte lange Zeit ihre Bestimmung nicht erfüllen: Menschen über den Fluss bringen. Jetzt aber ist sie das wichtigste Verbindungsstück zwischen Kreuzberg und Friedrichshain und Symbol einer wieder zusammengewachsenen Stadt.

Symbol einer wieder zusammengewachsenen Stadt: die Oberbaumbrücke.
Symbol einer wieder zusammengewachsenen Stadt: die Oberbaumbrücke. Foto: Imago/Westend61

Die Oberbaumbrücke ist mehr als irgendeine Spreequerung

Geschichte Die Urahnin der Oberbaumbrücke ist eine Spreequerung aus Holz, der die heutige Brücke ihren Namen verdankt. Nachts verschloss man die Brücke mit einem schweren, mit Nägeln versetzten Stamm, dem Baum. Tagsüber trieb man an der Spreequerung Zölle ein. Das war Anfang des 18. Jahrhunderts. Fast 200 Jahre später, 1896 nämlich, stellten Bauarbeiter die heutige Brücke nach den Entwürfen der Firma Siemens & Halske — dem Vorgänger des heutigen Siemens Konzerns — fertig.

Eine solide Brücke im neugotischen Stil war entstanden. Die Türme, die den mittleren Brückenbogen flankieren, sollen an die Geschichte der Brücke als Zollstelle auf dem Wasser erinnern. Bis zu den herausragenden Wehrgängen mit den runden Fenstern sind sie identisch, darüber aber unterscheiden sie sich: Der eine ist rund, der andere achteckig, der eine trägt den Berliner Bären auf der Spitze, der andere den Brandenburgischen Adler.

Entlang der Türme fuhr oben ab 1902 die erste U-Bahn-Linie Berlins, die heutige U1. Unterhalb davon befindet sich für die Fußgänger*innen ein Kreuzgang, der den Gängen in mittelalterlichen Klöstern nachempfunden ist. Die Architektur des Gangs verfehlt ihre Wirkung nicht: Ein bedächtiges Gefühl macht sich oft breit, wenn man hier die Spree überquert und nach oben blickt oder durch die bogenförmigen Fenster auf den Fluss und auf die Stadt schaut.

Der Kreuzgang der Oberbaumbrücke bietet Schutz vor Wind und Regen und versetzt einen manchmal in eine bedächtige Stimmung.
Der Kreuzgang der Oberbaumbrücke bietet Schutz vor Wind und Regen und versetzt einen manchmal in eine bedächtige Stimmung. Foto: imago images/Jochen Tack

Nein, die Oberbaumbrücke ist keine gewöhnliche Brücke. Sie spiegelt die Stadt in all ihren Facetten wieder: Sie ist Unterschlupf für obdachlose und arme Menschen, die Berlin ebenso prägen wie alle anderen und im Kreuzgang ihr Lager aufschlagen. Wenn gerade keine Pandemie ist, taumeln am Wochenende und am Montagmorgen vormittags die Feierwütigen über sie hinweg und durch sie hindurch, einfach so, von Ost nach West und von West nach Ost. Denn das ist die Brücke auch: eine Verbindung zwischen Ost und West und Symbol der ehemals geteilten Stadt, die wieder zusammengewachsen ist.

Doch bevor die Brücke ihren Nutzen mit dem Bau der Mauer und den Wirren des Kalten Krieges fast komplett verlor, fügten ihr die Nazis den wohl größten Schaden zu, den sie bis heute erleben sollte. Um die Rote Armee daran zu hindern, die Spree zu überqueren, sprengten sie das Mittelstück der Brücke. Nach dem Krieg wurde die Brücke schnell repariert, einige Kriegsschäden waren aber noch bis 1992 erkennbar.

Benutzbar war sie trotz der Reparaturen lange nicht. Zuerst sperrten die DDR-Behörden die Brücke für Autos und Straßenbahnen, 1955 auch für Motorräder und Fahrräder. Fußgänger*innen allerdings bewegten sich über die Brücke noch bis zum Bau der Mauer rege von Ost nach West. Auf der Kreuzberger Seite konnten Ost-Berliner*innen in Wechselstuben Geld tauschen und Dinge wie Kaugummis und Nylonstrümpfe kaufen. Ab dem 13. August 1961 war dann Schluss mit dem Grenzverkehr und die Brücke verlor für fast 30 Jahre ihre Bestimmung. Außer, wenn freigekaufte politische Gefangene aus der DDR ausreisen durften, überquerten manchmal noch Menschen die Brücke.

Die beiden Türme der Brücke sind fast identisch — aber nur fast. Foto: imago images/Sabine Gudath

70 Millionen D-Mark kostete die Instandsetzung der Brücke nach der Wiedervereinigung. Für die Reparatur des Mittelteils mit den beiden Türmen lobte die Stadt einen Architektenwettbewerb aus. Der berühmte Baumeister Santiago Calatrava gewann.

Good to know Die Oberbaumbrücke stand immer wieder im Mittelpunkt von Protesten gegen den Autoverkehr. Zuerst 1995, als die erste U-Bahn wieder über die Brücke rollte, wehrten sich Berliner*innen und Umweltverbände gegen motorisierten Individualverkehr über die Brücke und kämpften für Straßenbahnen auf der Oberbaumbrücke. Tatsächlich wurden in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Gleise auf der Brücke verlegt. In Benutzung sind sie bis heute nicht.

Fast 30 Jahre später, im Oktober 2019, besetzten Aktivist*innen von Extinction Rebellion die Brücke, lösten ein Verkehrschaos aus und machten klar: Sie wollen keinen Autoverkehr über die Oberbaumbrücke. Am besten sollten private PKW gleich aus dem Stadtraum innerhalb des S-Bahn-Rings verschwinden. Eine Forderung, die viele der grünen Bürger*innen aus Friedrichshain-Kreuzberg unterstützen dürften.

Seit 1995 fährt die U-Bahn wieder über die Brücke. Foto: imago images/Westend61

Wichtige Infos für den Besuch der Oberbaumbrücke

Öffnungszeiten Die Oberbaumbrücke ist Tag und Nacht für alle zugänglich — schließlich ist sie Verbindungsstück zwischen Kreuzberg und Friedrichshain

Anfahrt Die Oberbaumbrücke erreicht man am besten zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: mit den S-Bahnen der Linien S3, S5, S7, S9, S75 (Station Warschauer Straße), mit den U-Bahnen der Linien U1 und U3 (Stationen Warschauer Straße und Schlesisches Tor) den Trams der Linien M8 und M10 (Station Warschauer Straße) oder mit den Bussen der Linien 165 und 265 (Station Schlesisches Tor). Nachts halten am Schlesischen Tor auch die Busse N1, N60 und N65. Wer mit dem PKW kommt, sollte sich auf eine schwierige Parkplatzsituation zu beiden Seiten des Flusses einstellen.

Tipp Oft unterhalten Straßenmusikant*innen die Passant*innen auf der Oberbaumbrücke. Ab und zu sind echte Talente dabei.

In der Nähe Nur ein kleines Stück flussaufwärts, nördlich von der nächsten Brücke über die Spree, der Elsenbrücke, befindet sich der Molecule Man. Der ist zwar löchrig, aber alles andere als Käse. Und auf Friedrichshainer Seite, nur wenige Meter von der Oberbaumbrücke entfernt, befindet sich die East Side Gallery: die Sehenswürdigkeit, die auf 1.300 Meter die Mauerjahre auffängt und abbildet. Zwei der interessantesten und hipsten Stadtteile Berlins umgeben die Oberbaumbrücke. Hier sind unsere 12 Tipps für Friedrichshain und unsere 12 Tipps für Kreuzberg: umstritten, begeht, gefeiert.


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