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Haus der Wannseekonferenz: Infos zum Besuch der Gedenkstätte

Die Vernichtung der europäischen Juden hatte bereits begonnen, auf der Wannseekonferenz wurde diese systematisiert. 1942 trafen sich unter Leitung von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich insgesamt 15 Nazi-Funktionäre in einer mondänen Villa am Wannsee, um die Massenvernichtung zu koordinieren – die schließlich zum Tod von schätzungsweise sechs Millionen Juden führte. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa von Spanien bis in die westliche Sowjetunion.

Die Villa, in der die Wannseekonferenz tagte, überdauerte den Krieg: Heute beherbergt sie eine Gedenk- und Bildungsstätte, die vielfach von Schulklassen besucht wird. Aber auch für Individualbesucher und Touristen lohnt sich ein Besuch, um die Dauer-, Sonder- und Gartenausstellungen zu besichtigen, das Bildungsangebot wahrzunehmen oder die Bibliothek zu nutzen – und natürlich, um an die Opfer der Shoa zu erinnern.

Haus der Wannseekonferenz: Blick auf die mondäne Villa, die heute der Sitz einer Gedenk- und Bildungsstätte ist. Foto: Imago/Ritter

Dimensionen eines Verbrechens verstehen im Haus der Wannseekonferenz

Geschichte Am 20. Januar 1942 kamen 15 Vertreter der nationalsozialistischen Regierung und verschiedener SS-Behörden zusammen, um den bereits begonnen Holocaust weiter zu strukturieren, den auf der Nürnberger Konferenz definierten Judenbegriff zu überprüfen und die Deportation der Juden in den Osten zu systematisieren. Das alles geschah unter Ägide von Reinhard Heydrich, der 1941 von Hermann Göring mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt wurde. Hierfür galt es, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden zu organisieren und auch diejenigen Institutionen zu instruieren, denen bislang der Entschluss der Massenvernichtung der europäischen Juden verheimlicht wurde.

Infolge der Wannseekonferenz kam es zu weiteren Detailabsprachen – und zur Intensivierung der Judenverfolgung. Erhalten blieb eine einzige der als geheim eingestuften Kopien des Besprechungsprotokolls. Dieses zeithistorische Zeugnis sei als „Tatwaffe“ anzusehen, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich des 80. Jahrestages der Wannseekonferenz im Januar 2022. Der Politiker appellierte anlässlich dieses Jahrestages an das zivilgesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein. Dieser Appell kann auch als Aufruf verstanden werden, sich heute noch intensiv mit mit diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Das Ziel der Bildungs- und Gedenkstätte ist es ohnehin seit Langem, möglichst viele Gesellschaftsgruppen anzusprechen. Deshalb gibt es auch eine Vielzahl inklusiver Angebote. So kann die Website etwa in leichter Sprache abgerufen werden.

Die Dauerausstellung im Haus der Wannseekonferenz ist breit gefächert und untersucht die Dimensionen des singulären Verbrechens. Foto: Imago/Ritter

Besuch Über neun Räume erstreckt sich die Dauerausstellung „Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden“, die die verschiedenen Eskalationsstufen der Verfolgung nachzeichnet und dabei die Besucher mit ihren unterschiedlichen Wissensständen abholt. Entsprechend umfang- und facettenreich ist die Schau konzipiert. Sie reicht von der Frage, was eigentlich Antisemitismus ist, bis hin zum eigentlichen Prozess der Deportation der Juden.

Neben der Dauer- gibt es auch wechselnde Sonderausstellungen sowie saisonale Gartenausstellungen. Und seit dem Ausbruch der Coronapandemie zudem auch ein verstärkt ausgebautes Onlineangebot. Die Ausstellungen können allein oder im Rahmen von Führungen besucht werden. Es gibt zudem Seminare und Projekte.

Haus der Wannseekonferenz: Mehr Onlineangebote seit Ausbruch der Corona-Pandemie

Virtuell kann man sich aktuell auf die Spuren der ersten Generation von Holocaustforschern begeben, den Deportationsort im französischen Gurs kennenzulernen, wohin die südwestdeutschen Juden verschickt wurden, und auch „stumme Zeugnisse“ entdecken, die in Bildern und Dokumenten vom Überfall auf Polen berichten. Zur Bildungs- und Gedenkstätte gehört auch die Joseph-Wolf-Bibliothek mit einem umfangreichen Bestand mit mehr als 75.000 verschiedenen Medien, darunter sind Bücher, Zeitschriften, Filmen und Hördokumente.

Am Ort kann und soll auch an die Opfer des Holocaust erinnert werden. Vor allem Schulklassen besuchen das Haus der Wannseekonferenz, aber auch Individualbesucher und Touristen können die Ausstellungen entdecken. Foto: Imago/Ritter

Wichtige Infos für den Besuch des Hauses der Wannseekonferenz

Öffnungszeiten Ausstellung, Bibliothek und Garten des Hauses der Wannseekonferenz sind regulär geöffnet – und das an sieben Tagen in der Wochen, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Die Bibliothek schließt bereits um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen und Seminare werden nach Absrpache für Gruppen ab zehn Personen angeboten.

Anfahrt Das Haus der Wannseekonferenz erreicht man mit der S-Bahn-Linie 1 oder dem Regionalexpress, beide mit Halt am Bahnhof Wannsee. Von dort kann man entlang des Havelufers zur Bildungs- und Gedenkstätte flanieren. Alternativ nimmt man den Bus 114, der direkt an der Gedenkstätte hält.

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  • Haus der Wannseekonferenz Am Großen Wannsee 56–58, Wannsee, Tel. 030/805 00 10, www.ghwk.de

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