Sehenswürdigkeiten

Holocaust-Mahnmal: Die Stelen der Erinnerung

Das Holocaust-Mahnmal in Mitte erinnert an die während des Nationalsozialismus ermordeten Juden in Europa. Zusätzlich dokumentiert der unter dem Steinfeld gelegene „Ort der Information“ eindrucksvoll die grausame Verfolgung und Vernichtung der Juden. Das Holocaust-Mahnmal gehört zu einem umfassenden Berlin-Besuch dazu.

Die Architektur des Holocaust-Mahnmals in Mitte erschafft eine besondere Kulisse. Foto: Imago/Shotshop

Denkmal und Ort der Information 2005 eröffnet – nach langen Bestrebungen

Geschichte Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, wie das Holocaust-Mahnmal in Berlin in der Nähe des Brandenburger Tors offiziell heißt, wurde 2005 vor mehr als tausend Gästen eröffnet, unter ihnen der damalige Bundespräsident Horst Köhler und der Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bis dahin war es aber ein weiter Weg. Bereits seit 1988 gab es Bestrebungen, ein zentrales Mahnmal für die während des Nationalsozialismus ermordeten Juden in Berlin zu errichten.

Nachdem bei einem vom Land Berlin und der Bundesrepublik ausgeschriebenen Wettbewerb aber kein eindeutiger Sieger gekürt wurden konnte, begann eine jahrelange Debatte um die Frage nach dem gelungensten Konzept. Bei dem Wettbewerb wurden ganze 528 mögliche Konzepte eingereicht. Erst in einer Bundestagssitzung im Sommer 1999 kam es zu einer Entscheidung: Der Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman erhielt den Zuschlag. Berlin ist seitdem um ein Architektur-Highlight reicher.

Das Holocaust-Denkmal: Ein Mahnmal mit über 2000 Steinen

Etwa zwei Drittel der Stelen haben Risse. Einige müssen sogar mit Stahlbändern gesichert werden. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das Holocaust-Mahnmal bestand ursprünglich aus 2711 unterschiedlich hohen Betonstelen, die sich auf eine Fläche von 19.000 Quadratmeter verteilen. Das Feld ist von allen Seiten durchgehbar und erinnert wegen der vielen Wege zwischen den Steinen an ein Labyrinth.

Inzwischen hat sie die Zahl der Stelen verringert. Eine Stele wurde inzwischen zur Untersuchung der reichlich vorhandenen Baumängel untersucht und dabei in seine Einzelteile zerlegt. Dementsprechend besteht das generell baufällige Denkmal seitdem nur noch aus 2700 Stelen, die von innen hohl sind. Viele weisen mittlerweile Risse im Beton auf. Einige der Seine werden deshalb sogar von Stahlbändern gesichert. Ein Sicherheitsrisiko stellen die Buchstellen jedoch nicht dar, denn die Stelen werden halbjährlich auf ihren Zustand untersucht.

Diskussion: Selfies am Mahnmal – ist das eigentlich in Ordnung?

Dem Architekten Eisenman war schon zur Eröffnung klar, dass das Denkmal nicht nur zur stillen Erinnerung genutzt werden würde. So sei es auch gar nicht gedacht. Dass Kinder dort Fangen spielen oder Familien dort Picknicken sei für ihn völlig in Ordnung. „Es ist kein heiliger Ort“ sagte er dem „Spiegel“ ganz im Sinne Gerhard Schröders, der zuvor schon hatte verlauten lasse, das Denkmal solle ein Ort werden, den man gerne besucht. Allerdings gibt es auch Stimmen die ein solches Verhalten ablehnen.

Für den Aktionskünstler Shahak Shapira steht fest: Freizügige Selfies aufnehmen, Tinder-Profilbilder erstellen oder Sonnenbaden solltet ihr woanders. In seinem Projekt „Yolocaust“, das er 2017 veröffentlichte, kombinierte er am Mahnmal aufgenommene Selfies mit den schockierenden Bildern aus den Vernichtungslagern und löste so eine Debatte um anständiges Verhalten am Mahnmal aus. Im Endeffekt muss jede:r selbst wissen, wie er/sie sich an dem Denkmal für die mehr als sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden verhält. Wie der Architekt Peter Eisenman angemerkt hat, ist das Holocaust-Denkmal eben kein Ort, der nur für stille Trauer gedacht ist. Ein Verhalten, das dem Thema des Gedenkorts allerdings vollkommen widerspricht, ist aber natürlich nicht angemessen.

Ort der Information: Dokumentation der Nazi-Barbarei unter den Stelen

Unter dem Steinfeld liegt außerdem der „Ort der Information“. Die insgesamt 800 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsräume waren zwar im ursprünglichen Entwurf gar nicht vorgesehen, sind heute aber eine wichtige Ergänzung zum Mahnmal. Die abstrakte Erinnerung durch das oberirdische Stelenfeld, wird hier mit konkreten Informationen unterstützt. Die verschiedenen Themenräume dokumentieren die Verfolgung, Vernichtung und Entrechtung der europäischen Juden. Durch persönliche Exponate wie Tagebücher, Abschiedsbriefe und Familienbilder können die Besucher:innen sich Einzelschicksale vor Augen führen und dadurch nochmal einen anderen Zugang zu der Thematik gewinnen.

Der Ort der Information unter dem Holocaust-Mahnmal dokumentiert die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Foto: Imago/Brigani-Art

Wichtige Infos für den Besuch

Öffnungszeiten Das Holocaust-Mahnmal ist ein öffentlicher Platz und daher rund um die Uhr zugänglich. Der darunter liegender Ort der Information ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos hier.

Anfahrt Der S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor liegt genau wie der S- und U-Bahnhof Potsdamer Platz in fußläufiger Nähe. Unweit des Stelenfeldes hält der Bus 300 an der Station Behrenstr./Wilhelmstr.. Die Linie 100 hält am nahegelegenen Reichstag.

In der Nähe In Laufweite des Denkmals befinden sich weitere wichtige Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Reichstag, der Pariser Platz, die Akademie der Künste, die Botschaft der USA und der Tiergarten.

  • Holocaust-Denkmal, Cora-Berliner-Straße 1, Mitte, rund um die Uhr zugänglich
  • Ort der Information, Cora-Berliner-Straße 1, Mitte, Di-So 10-18 Uhr


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