Sehenswürdigkeiten

Olympiastadion Berlin: Fußball, Geschichte und Größenwahn

Das Olympiastadion in Berlin ist mit seinen gigantischen Dimensionen ziemlich beeindruckend. Seit dem großen Umbau 2004 sind das alle Ränge umfassende Dach mit durchgängiger Flutlichtbeleuchtung (der sogenannte „Feuerring“) und die blaue Tartanbahn die Markenzeichen des Stadions. Sport-Highlights und weitere Großveranstaltungen im Olympiastadion ziehen jährlich rund 300.000 Besucher:innen nach Berlin. Die wichtigsten Fakten bekommt ihr hier.

Blick aufs Olympiastadion vom Coubertinplatz aus – benannt nach Pierre de Coubertin, der das berühmte Ring-Logo gestaltet hat. Foto: Imago/Steinbrenner

Das Olympiastadion erzählt deutsche Sport- und Architekturgeschichte

Geschichte Mit der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 1916 nach Berlin entstand auf dem Gelände der drei Jahre zuvor errichteten Grunewald-Rennbahn das Deutsche Stadion – und das innerhalb von nur 200 Tagen. Über den Vorgängerbau des Olympiastadions erfahrt ihr mehr in unserem Artikel über legendäre Stadien. Aufgrund des andauernden Ersten Weltkriegs fanden die Sommerspiele allerdings nicht statt, und Deutschland blieb von den Olympischen Spielen im Jahr 1920 und 1924 ausgeschlossen.

Das Internationale Olympische Komitee vergab dann die XI. Olympischen Sommerspiele im Jahr 1936 erneut an Berlin. Nach anfänglichen Überlegungen zum Umbau des Stadions ordnete Adolf Hitler den kompletten Neubau eines Großstadions an gleicher Stelle an. Den Auftrag erhielt Werner March, Sohn des Architekten vom Deutschen Stadion, Otto March. Das monumentale Bauwerk ist ein Beispiel für verbliebene Architektur der NS-Zeit in Berlin.

Volle Zuschauerränge im Olympiastadion bei einem Fußballspiel der Olympischen Spiele im August 1936. Foto: Bundesarchiv/CC BY-SA 3.0 DE/A. Frankl

Viel Umbau und ein bisschen Aufbau

Im Zweiten Weltkrieg nutzten die Nazis Teile der Katakomben des Gebäudes für den Luftschutz und den Betrieb einer Produktionsanlage für Zünder. Von der Zerstörung blieb das Olympiastadion weitgehend verschont, obwohl das umliegende Gelände von Bombenkratern übersät war. 1947 wurde der durch massive Brandeinwirkung beschädigte Glockenturm vollständig gesprengt und 15 Jahre später neu aufgebaut. In den Jahren 2000-2004 wurde das Stadion umfangreich umgebaut und modernisiert, wobei 70 Prozent der historischen Bausubstanz erhalten werden konnte.

Das Olympiastadion nach dem Umbau: überdachte Ränge und blaue Tartanbahn. Foto: Imago/Steinbrenner

Nachdem bereits 1974 eine Teilüberdachung erfolgte, wurde nun ein alle Ränge umfassendes Dach mit durchgängigem Flutlicht angebracht – dieser sogenannte „Feuerring“ wurde zum Kennzeichen des Olympiastadions. Zudem wurde, trotz Kritik von Seiten des Denkmalschutzes, eine blaue Tartanbahn in den Vereinsfarben von Hertha BSC aufgetragen. Alle Um- und Einbauten wurden so gestaltet, dass der Zustand aus dem Jahr 2000 theoretisch wiederhergestellt werden könnte. 

Kirche mit Blattgold-Wänden im Erdgeschoss des Olympiastadions

Fun Fact Im Erdgeschoss des Olympiastadions befindet sich eine christliche Kapelle, deren Wände vollflächig mit Blattgold versehen wurden. Sie befindet sich direkt zwischen der Players Lounge und dem Spielertunnel. Seit der Saison 2006/2007 ist sie zu jedem Heimspiel von Hertha BSC geöffnet und kann auch für die etwas andere Hochzeit oder Taufe angefragt werden. Mit Bibelversen in 18 verschiedenen Sprachen bietet sie Besucher:innen aus aller Welt ein Stück Heimat. Das Glockengeläut, das man in der Kapelle hört, kommt vom Band, die Aufnahmen stammen aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Wer das Wesen von Fußball verstehen will, sollte die vergoldete Kapelle im Olympiastadion besuchen, die zu jedem Heimspiel von Hertha BSC öffnet. Foto: Imago/epd

Ein Hotspot für Großveranstaltungen

Mit Konzertveranstaltungen am 31. Juli und 1. August 2004 wurde das Olympiastadion offiziell neu eingeweiht. Zwei Jahre später war es Spielort der Fußball-Weltmeisterschaft, so beispielsweise für das Viertelfinalspiel Deutschland-Argentinien und das Finale zwischen Frankreich und Italien. Auch die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 wurden hier ausgetragen. Derzeitiger Hauptnutzer des Olympiastadions ist der Hertha BSC, dessen Heimspiele seit der Gründung der Fußball-Bundesliga im Jahr 1963 hier stattfinden. Seit 1985 ist das Stadion auch Austragungsort für das jährliche Finale des DFB-Pokals. Zu den jährlichen Leichtathletik-Highlights gehört das ISTAF.

Für die internationalen Spiele in der Conference League und der Champions League wich auch der 1. FC Union Berlin in das deutlich größere Stadion aus. Im Jahr 2024 werden zur Fußball-EM sechs Spiele im Olympiastadion ausgetragen – darunter auch das große Finale. Falls sich Deutschland bewirbt, könnten 2036 hier die Olympischen Spiele ausgetragen werden – ein „Jubiläum“, das durchaus umstritten ist.

Das Olympiastadion ist neben vielen Fußballspielen auch Austragungsort von weiteren Großveranstaltungen. Foto: Imago/Shutterstock

Gelegentlich wird das Olympiastadion mit seinen 74.475 Sitzplätze auch für Großveranstaltungen ohne sportlichen Charakter genutzt. Papst Benedikt XVI. vollzog hier beispielsweise eine heilige Messe, und Berlins größtes Festival, das Lollapalooza, findet hier jährlich statt. Mehrmals im Jahr dient das Stadion auch als Konzertlocation. Gespielt haben hier schon Größen wie Phil Collins, Depeche Mode und Metallica sowie Jay-Z und Beyoncé mit ihrer „On The Run II“-Tour – ein beeindruckendes Bild unter dem Dach des Stadions.

Wichtige Infos für den Besuch im Olympiastadion

Öffnungszeiten Besuchen kann man das Olympiastadion von April bis Oktober täglich von 9–19 Uhr und von November bis März 10–16 Uhr. Tickets für eine Besichtigung gibt es vor Ort im Besucherzentrum auf dem Olympischen Platz Nr. 3. Wer lieber mit ein paar Extrainfos auf die Spuren der Berliner Sport- und Architekturgeschichte wandeln möchte, kann auch Tickets für verschiedene Führungen durch das Stadion und das umliegende Gelände erwerben. Diese sollten allerdings lieber schon vorab online gebucht werden. Finden Veranstaltungen statt, ändern sich die Angebote entsprechend.

Anfahrt Man erreicht das Olympiastadion am besten mit dem öffentlichen Verkehrmitteln. Zum U-Bahnhof Olympiastadion gelangt man mit der U-Bahn-Linie U2, von da aus sind es nur noch 500 Meter Fußweg. Die nur 300 Meter entfernte Haltestelle S-Bahnhof Olympiastadion erreicht man mit der Linie S3 und S9. Für die Anfahrt mit dem Auto gibt es Parkplätze am Olympiastadion und in der Flatowallee, hier muss man allerdings etwas mehr Zeit für den anschließenden Fußweg einplanen.

In der Nähe Auf dem Gelände des Olympiaparks befindet sich neben dem Stadion auch der bekannte Olympia-Glockenturm. Die Aussichtsplattform auf der Spitze ist ein beliebtes Touristenziel mit einem beeindruckenden Blick über die Stadt: Im Westen seht ihr Spandau, in die andere Richtung kann man bis zum Alexanderplatz und Fernsehturm schauen, an klaren Tagen sind sogar Potsdam und die Müggelberge in Sicht.

Die Stahlglocke, die einst mit der Stadioneröffnung in den Glockenturm gehoben wurde, existiert noch heute. Foto: Imago/Pakusch

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