Wilmersdorf repräsentiert das alte West-Berlin wie kaum ein anderer Bezirk. Zugegebenermaßen kann der doch sehr bürgerliche Stadtteil auch mal etwas piefig wirken. Die Wilmersdorfer Witwen sind legendär, in den Bars treiben sich die Theater-Senioren rum. Das mag schon teilweise stimmen. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat Wilmersdorf aber auch wunderbare Sehenswürdigkeiten zu bieten. Von historischen Plätzen zu prunkvollen Gotteshäusern, gepflegten Parks, ausgefallenen Museen und traditionellen Kneipen hat der Stadtteil viel zu bieten. Hier sind besondere Orte, für die ihr unbedingt mal Wilmersdorf besuchen solltet.
Das Schoeler-Schlösschen ist das älteste erhaltene Gebäude in Wilmersdorf. Hinter dem niedlichen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert liegt der Schoelerpark. Dieser ist von Wohnblöcken aus den 1930er Jahren umgeben. Seinen Namen erhielt das ursprünglich einstöckige Landhaus von dem Augenarzt Heinrich Schoeler, der hier von 1893 bis zu seinem Tod 1918 wohnte. 1935 wurde es um ein Stockwerk erweitert und von der Hitlerjugend und als Heimatmuseum genutzt. Nachdem das Gebäude für knapp 60 Jahre, von 1946 bis 2003, eine Kindertagesstätte beherbergt hatte, stand es letztendlich leer.
2003 brannte es dort so heftig, dass eine weitere Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes zunächst unmöglich erschien. 2011 wurden dann doch noch 100.000 Euro investiert, um eine Bibliothek im Schoeler Schlösschen zu errichten. Nach Fertigstellung des Kultursalons war das Gebäude nur wenige Monate für Besucher:innen zugänglich. Derzeit arbeitet das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf an einem konkreten Nutzungsplan. Bis 2023 soll das hübsche Gebäude fertig saniert sein und vielfältig genutzt werden.
In Wilmersdorf befindet sich die älteste bestehende Moschee Deutschlands. Das muslimische Gotteshaus wurde zwischen 1924 und 1927 erbaut. Umgangssprachlich wird das architektonisch imposante Gebäude auch Berliner Moschee genannt. Ihre beiden abgesetzten Minarette sind 32 Meter, ihre Kuppel ist 26 Meter hoch.
Die Moschee hat eine wechselhafte Geschichte. Obwohl die Machthaber die Moschee in der Zeit des Nationalsozialismus für Propagandaauftritte der SS, etwa die ihres antisemitischen Ehrengasts Großmufti von Jerusalem, missbrauchten und die muslimische Gemeinde so gewissermaßen instrumentalisierte, gelang es der Gemeinde insgeheim, ihrem langjährigen, jüdischen Geschäftsführer Hugo Marcus zur Flucht ins Exil zu verhelfen. Er floh in die Schweiz. Auch der ägyptische Arzt Mohamed Helmy und der Vorsitzende des Islamischen Zentral-Instituts, Kamal el-Din Galal, retteten eine jüdische Familie. Dafür benutzten sie heimlich entwendete Papiere des Großmufti von Jerusalem.
Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Moschee stark beschädigt, 1945 geriet die Armee unter das Feuer der Sowjetunion. Im August des gleichen Jahres fanden sich 200 Gläubige zu einem ersten Gottesdienst in den noch erhaltenen Räumen des Gemeindehauses zusammen. Mit Spenden aus aller Welt, hauptsächlich aus den USA, und Hilfe der Alliierten, baute man die Moschee wieder auf. Im Juni 1952 wurde sie mit einer Festpredigt des damaligen Berliner Imams, Mohammed Aman Hobohm, wieder ihrer Bestimmung übergeben. Mehr über Glaubensorte und heilige Häuser in Berlin erfahrt ihr hier.
Als St. Ludwig von 1895 bis 1997 von dem Architekten August Menken erbaut wurde, gab es ringsum noch weite Flächen unbebautes Ackerland. Auf dem Ludwig-Kirch-Platz vor der Kirche steht ein kleiner Springbrunnen. Die Kirche im Stil der norddeutschen Backsteinlogik ist dem ehemaligen, französischen König Ludwig IX. geweiht. Von 1986 bis 2020 wurde sie von den Franziskanern betreut. Hier sind weitere sehenswerte Kirchen in Berlin.
Das von Erich Mendelsohn 1928 erbaute Kino am Lehniner Platz wurde 1981 zu einem Theater umgebaut und von dem Ensemble der ehemaligen Schaubühne am Halleschen Ufer bezogen. In den Jahren darauf folgte ein regelmäßiger Wechsel der Leitung, da es öfters zu Streitereien um die Fördergelder kam. Seit 2012 unterliegt die Leitung nun Friedrich Barner, der schon seit 1991 ein Mitglied der Direktion ist.
Heute können die Zuschauer:innen in der Schaubühne Theater aus den unterschiedlichsten Sprach- und Kulturräumen und Inszenierungen des weltweiten Theaterschaffens bestaunen. Die Schaubühne gehört nicht nur zu den besten Theatern in Wilmersdorf sondern zur Berliner Elite.
Der Volkspark Wilmersdorf ist ein idyllischer Erholungspark für Anwohner:innen und Besucher:innen aus der ganzen Stadt. Wer es etwas ruhiger und unter Umständen etwas sauberer mag, kann für das nächste Picknick in den Volkspark Wilmersdorf anstatt in den Volkspark Friedrichshain fahren. An der Grenze zu Schöneberg, wo es auch viel zu entdecken gibt, geht er in den prächtigen Rudolf-Wilde-Park über.
Entstanden sind beide Parks vor rund 100 Jahren. Heute ist der Volkspark Wilmersdorf mit seinen breit angelegten Gehwegen ein Paradies für Outdoor-Sportler:innen. Die Parkanlage verfügt über einige Spiel- und Sportlagen. Dort, wo früher einmal das Seebad Wilmersdorf war, ist heute der Basketballplatz. Auch für Spaziergänge eignet sich der Park. Dabei entdeckt eine Vielzahl kleinerer und größerer Statuen, etwa den Brunnen mit goldenem Hirsch und eine Speerwerfer-Skulptur. Im Volkspark Wilmersdorf befindet sich zudem der Fennsee.
Der Fennsee ist ein idyllischer Ort für Spaziergänge und Ausflüge ins Grüne. Rundum ist der See von einem Uferweg umschlossen, an vielen Stellen sind Bänke zum Verweilen aufgestellt. Der 650 Meter lange See erstreckt sich von der Stadtautobahn bis zur Blisse-, Uhland- und Mecklenburgischen Straße.
Zwischen Bundesallee und Mecklenburgischer Straße befand sich bis ins frühe 20. Jahrhundert einmal der Wilmersdorfer See. Dort gab es auch das Seebad Wilmersdorf und den „Tanzpalast Schramm” samt riesigem Biergarten. Begründer und Inhaber der Anlage war der Großgastronom Otto Schramm. Ab 1915 wurde das Seebad samt Tanzbar zugeschüttet und zu einem Teil des Volksparks Wilmersdorf umgestaltet.
In der ältesten Cocktailbar Berlins erlebt ihr West-Berliner Flair und hochklassige Cocktailkultur. Seit 1976 treffen sich hier Normalsterbliche und Prominente in gemütlicher Atmosphäre – mehr als 30 Gäste passen nämlich kaum rein. Die meisten Drinks sind auf Rum- und Gin-Basis, eher klassisch als ausgefallen. Dafür findet ihr den passenden Drink nicht in der Karte, sondern im Gespräch mit Barkeeper Georg Scholl.
In fast jeder Straße in den verschiedenen Vierteln des Bezirks sind Stolpersteine zu finden. Sie erinnern an die vertriebenen und ermordeten jüdischen Menschen. Neben Charlottenburg lebten in Wilmersdorf bis 1933 die meisten jüdischen Menschen in Berlin. Erfinder der zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten ist Gunter Demnig. “Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist”, sagt der in Berlin geborene Künstler. In Wilmersdorf liegen rund 3500 Stolpersteine.
In der Galerie Edition Block in der Prager Straße findet man unterschiedliche Ausstellungen von Künstler:innen aus aller Welt. Seien es Druckgrafiken von türkischen Kunstschaffenden oder Erzeugnisse klassischer Techniken wie Holzschnitt, Radierung, Steinlithographie und Siebdruck aus Australien – hier schlagen Kunst-Herzen schneller.
Im Preußenpark gibt es eine großflächige Liegewiese, die heute umgangssprachlich als Thaiwiese bekannt ist. Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelte sich die Wiese zu einem beliebten Treffpunkt für Personen südostasiatischer Herkunft, die hier bei schönem Wetter Freunde und Bekannte treffen und selbst zubereitete Speisen verkaufen. Tourist:innen aus aller Welt besuchen den Streetfood-Markt, der sogar in Reiseführern Erwähnung findet. Auf dem Markt gibt es neben thailändischen Köstlichkeiten auch Streetfood aus anderen Ländern wie China, Laos und Vietnam.
Bis Ende Juli 2021 waren die Zubereitung und der Verkauf der Speisen eigentlich nicht zulässig, weil der Markt nie richtig genehmigt wurde. Die offizielle Version war deshalb, dass thailändische Familien picknicken und Besucher:innen freundlicherweise etwas abbekommen. So wurde der Verkauf vom Berliner Senat für lange Zeit nur geduldet. Seit 2021 wird ein mit dem Bezirk abgestimmtes Konzept umgesetzt. So findet der Markt nun offiziell an Sonntagen mit guten Wetterbedingungen statt.
Momentan wird der Thaipark für rund drei Millionen Euro erneuert und durch unter anderem kleine Verkaufshäuschen sowie die Erneuuerung der Parkanlage für den Verkauf von Streetfood ausgelegt. Die bunten Schirme sorgen für eine strandartige Stimmung, die durch die warmherzige Art der Verkäufer:innen und gut gelaunte sowie gut gesättigte Besucher:innen unterstrichen wird.
Die „Bar jeder Vernunft“ ist eine Theaterbühne mit Biergarten in Wilmersdorf. In dem historischen Spiegelzelt können Besucher:innen Theater, Kabarett, Chanson und Konzerte genießen. Das Theater ist eine echte Institution im Kiez mit vielen Stammgästen. Eine häufig begrüßte Dame auf der Bühne ist Unterhaltungskünstlerin, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Désirée Nick.
Das Eiscafé Monheim gilt als die älteste Eisdiele Berlins. 1928 eröffnete Erna Monheim ihr Café unweit vom Volkspark Wilmersdorf. Hier gibt es Sorten wie Krokant, gerötete Mandel und Omas Apfelstrudel. Die Eisdiele legt großen Wert auf Tradition und vertraut auf die alten Familienrezepten der Gründerin. Auch diese Berliner Eisdielen lassen uns dahinschmelzen.
1927 wurde die Künstlerkolonie von den Interessenvertretungen der Künstler:innen und Schriftsteller:innen in Wilmersdorf errichtet. So entstand sie am Breitenbachplatz als soziales Projekt für Kulturschaffende. Bis heute fördert der gemeinnützige Verein Veranstaltungen, Programme und Projekte rund um Kunst und Kultur. Dabei legen seine Mitglieder besonderen Wert darauf, die Geschichte der historischen Künstlerkolonie lebendig zu halten.
René Koch ist Starvisagist, Schönheitsexperte und Autor. Seine Liebe gehört Wilmersdorf. Nach seiner Ausbildung als Visagist bei dem Kosmetikkonzern Charles Of The Ritz, arbeitete er dort sowie für Yves Saint Laurent 20 Jahre lang als Chefvisagist. 1990 eröffnete er seinen eigenen Kosmetiksalon in Wilmersdorf. In einem Interview mit der Berliner Woche äußert er sich 2020 zu seinem 75. Geburtstag über das Älterwerden: „Was heißt schon mit Anstand älter werden?“ Er bleibe lieber „mit Anstand jung“, erklärt Koch.
Zum 125. Jubiläum des Lippenstift eröffnete er 2008 eine Ausstellung in der Galerie Lafayette, in der er über Jahre hinweg gesammelte Exponate, darunter Lippenstifte von Hildegard Knef und Eva Perón aus Argentinien, ausstellte. Es folgten eine Ausstellungstournee durch verschiedene Großstädte und 2009 das Lippenstiftmuseum im Bayerischen Viertel in Wilmersdorf. Dort kann man einer Führung lauschen und Exponate betrachten, Kussabdrücke von berühmten Diven wie Bonnie Tyler und Ute Lemper ansehen und Plakate und sowie Rezepturen vom Barock bis ins 19. Jahrhundert bestaunen. Diese außergewöhnlichen Museen in Berlin sollte man sich auch nicht entgehen lassen.
Unweit des Hohenzollerndamm in Wilmersdorf befindet sich die Christi-Auferstehungs-Kathedrale. Die russisch-orthodoxe Kathedrale wurde zwischen 1936 und 1938 als Ersatz für einen Vorgängerbau in der selben Straße errichtet. Die Architektur im russisch-byzantinischen Stil mit Dachkuppel, runder Laterne und auffällig blauer Zwiebelhaube und ihren kleinen Zwiebeltürmchen ist ein toller, ungewohnter Anblick.
Das Benedict Berlin ist geradezu perfekt für einen Katerschmaus, ein Essen mit der Familie oder einfach nur ein Brunch mit den Liebsten. Hier findet man fluffige Pancakes, Eggs Benedict, French Toast und viele weitere Köstlichkeiten. Von süß bis salzig ist alles mit dabei, frischgepresste Säfte gibt es hier auch. Da können die Nächte problemlos durchgetanzt werden, denn hier wartet auf jeden Fall Rettung!
Im Jahr 1912 legte Erich Hamann den Grundstein für Schokolade aus Berlin. Inzwischen steht Enkel Andreas Hamann in der dritten Generation im Dienst der feinen Bitterschokoladen. Tafelschokoladen etwa mit Chili oder Pfeffer und mehr als 60 Sorten Pralinen, etwa Mokkabohnen mit Bitterschokolade, werden im Ladengeschäft neben der Schokomanufaktur angeboten.
In der Hegenbarth Sammlung können Kunstwerke auf Papier aus dem 20. Jahrhundert bestaunt werden. Josef Hegenbarth lebte 1884 bis 1962 und war deutscher Grafiker, Zeichner, Maler und Illustrator. Die private Kunstsammlung wird von Jutta und Christopher Breu geführt und widmet sich speziell Zeichnungen und Grafiken, die in wechselnden Ausstellungen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Kunstsammlung vermittelt spannende Einblicke in Hegenbarths zeichnerisches Schaffen. Wer sich für Kunstausstellungen interessiert, findet hier die besten Tipps für Kunst- und Kultur-Fans.
Wer auf der Suche nach Kunstschätzen ist, sollte dem Flohmarkt am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf einen Besuch abstatten. Händler:innen und Privatpersonen, Künstler:innen und Kunsthändler breiten hier ihre Ware aus. Doch nicht nur für Kunstfanatiker ist hier was zu finden, auch Second-Hand-Mode hängt an vielen Kleiderstangen, Haushaltsgeräte und Trödel gibt es in großen Mengen. Im gemütlichen Parkcafé neben an kann man sich eine kleine Stärkung gönnen und seine erworbenen Schätze begutachten. Genauso kann man auch gleich noch zum nächsten Flohmarkt weiterziehen, davon gibt es ja in Berlin wirklich viele.
Flohmarkt am Fehrbelliner Platz Fehrbelliner Platz 1, Wilmersdorf, U-Bhf. Fehrbelliner Platz, Sa, So 10-16 Uhr, www.fehrbi.info
Tolle Buchhandlung in Berlin: Bookinista befindet sich am Fasanenplatz, mit schöner Altbau-Fassade und liebevoll kuratiertem Sortiment. Im Mittelpunkt steht vor allem englisch-, französisch- und deutschsprachige Belletristik. Und Bookinista ist Kiezbuchladen und Café in einem. Während man hier stöbert, kann man einen perfekt geschäumten, aromatischen Hafer-Cappuccino und etwas Gebackenes genießen.
Der Preußenpark ist mit 5,5 Hektar Fläche eine der kleineren Parkanlagen in Berlin, aber immer gut für einen Spaziergang im Grünen oder Zusammenkünfte unter freiem Himmel. Ist man einmal dort, kann man gleich bei der Thaiwiese vorbeischauen und sich mit Snacks und Getränken To-go eindecken. Im Preußenpark, der sich zwischen der Brandenburgischen und der Württembergischen Straße bis zur Pommerschen Straße erstreckt, gibt es mehrere Statuen zu entdecken. Angelegt wurde er 1904 nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Richard Thieme. Damals umfasste die Parkfläche nur den nordwestlichen Teil der heutigen Freizeit- und Erholungsfläche.
Seit 1980 ist Witwe Bolte ein sicherer Anlaufpunkt für Freunde der gepflegten Kneipenkultur. Neben kühlem Bier kommt hier Hausmannskost auf den Tisch – Kassenschlager ist der halbe Hahn im Brot. Bier und Brot in Wilmersdorf – so stellt man sich das Leben in dem bürgerlichen Stadtteil vor.
Auch das benachbarte Charlottenburg hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Am besten entdeckt ihr den Stadtteil auf diesen schönen Spaziergängen. Auch zwei normale Buslinien sind für die Stadtrundfahrt perfekt: der 100er– und der 200er-Bus. Was ihr beim Besuch auf jeden Fall abhaken sollt: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins. Ihr bleibt lieber in Wilmersdorf? Dann besucht doch mal diese schönen Bars.
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