Sehenswürdigkeiten

Gendarmenmarkt: Darum ist Berlins schönster Platz so besonders

Der Gendarmenmarkt, für viele der schönste Platz Berlins. Das ist auch seiner Lage geschuldet. Französischer und Deutscher Dom bilden einen mondänen Rahmen, der durch das Konzerthaus glatt zum Architekturporno wird. Der Ästhetikfaktor macht den Gendarmenmarkt zur überteuerten edlen Wohnanschrift und zu einem beliebten Niederlassungsort für private und öffentliche Institutionen, etwa der Berlin-Brandenburgische Akademie für Wissenschaften. Wie er überhaupt entstanden ist und was ihn noch ausmacht, erfahrt ihr hier.

Für viele Menschen ist der Gendarmenmarkt in Mitte der schönste Platz Berlins, vor allem wegen der Gebäude. Foto: Imago/robertharding

Gendarmenmarkt: Erbe aus der Zeit, als die Hugenotten nach Berlin kamen

Um den Gendarmenmarkt siedelten sich Ende des 17. Jahrhunderts viele Hugenotten an, französische Glaubensflüchtlinge, die von den Hohenzollern nach Berlin gelockt wurden. Sie fanden hier eine neue Heimat und prägten die Stadt bis heute. Friedrich I. erlaubte sowohl den Protestant:innen als auch den Hugenotten, auf dem Gendarmenmarkt ihre Gotteshäuser zu bauen. Auf dem Marktplatz entstanden so gleich zwei Kirchen.

Während der Herrschaft Friedrich II. erhielt der Gendarmenmarkt dann die Gestalt, die er bis heute hat. Auf den Dächern der beiden Kirchen ließ der preußische König zwischen 1780 und 1785 zwei Kuppeln errichten. So entstanden schließlich sowohl der Französische als auch der Deutsche Dom. Die Verschönerung des Gendarmenmarktes erfüllte repräsentative Zwecke, die beiden Kuppeln sollten religiöse Toleranz im Sinne der Aufklärung symbolisieren.

Ein Stahlstich aus dem 19. Jahrhundert zeigt den Gendarmenmarkt um 1850. Foto: Imago/imagebroker

Die Bezeichnung Dom für die beiden Bauwerke kann allerdings missverstanden werden. Die in den Himmel ragenden Kuppeln besaßen nie eine kirchliche Funktion, ihre Bezeichnung leitet sich schlicht von dem französischen Wort „dôme“ ab, was so viel wie Kuppel bedeutet. Ein Dom im eigentlichen Sinne ist der Berliner Dom, der ebenfalls einen Besuch wert ist.

Im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm III. erbaute der Architekt Karl Friedrich Schinkel das Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt. Das Ensemble des Theaterintendanten Carl von Brühl spielte 1821 zur Einweihung des Theaters Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“. Mit der Fertigstellung des Schauspielhauses, das seit 1984 als Konzerthaus genutzt wird, erhielt der Gendarmenmarkt endgültig seine bis heute erhaltene Gestalt.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde auf dem Gendarmenmarkt Musik und Theater gespielt, seit 1984 dient das Gebäude zwischen den Domen als Konzerthaus. Foto: Imago/Panthermedia

Wie viele andere Orte in Berlin wurde auch der Gendarmenmarkt und seine Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Mehrere Bombenangriffe in den Jahren 1943, 1944 und 1945 zerstörten die Kuppeln des Deutschen und des Französischen Doms. Der Deutsche Dom konnte erst in den 1990er-Jahren wiedererrichtet werden, sein französisches Gegenüber erhielt bereits 1981 eine rekonstruierte Kuppel.

Das Hugenottenmuseum im Französischen Dom beschäftigt sich mit der Geschichte der Hugenotten in Berlin und Brandenburg. Wie der Französische Dom beherbergt auch sein baugleiches Pendant ein Museum. Dort wird auf fünf Etagen die Entwicklung des liberalen parlamentarischen Systems in Deutschland beleuchtet – Betreiber ist der Deutsche Bundestag. Viele Berliner:innen können noch heute nicht sagen, welche der Kirchen welcher Konfession gewidmet ist.

Gendarmenmarkt: Luxuriöse Speisen und Naschen mit Tradition

Am Gendarmenmarkt in Berlin hat die Schokoladenmanufaktur Rausch ihren Hauptsitz. Foto: Lena Ganssmann

Am Gendarmenmarkt sind viele Institutionen ansässig, wie zum Beispiel die Hochschule für Musik Hanns Eisler oder die Schokoladenmanufaktur Rausch, die zu den traditionsreichen Berliner Manufakturen zählt. Auffällig ist auch die Dichte an bayerischen Wirtshäusern – vom Augustiner bis zu Erdinger. Treffpunkte der Schönen und Reichen sind das Borchardt, das Lutter & Wegner und die Brasserie am Gendarmenmarkt. Wer dort nächtigen will, hat die Wahl zwischen verschiedenen Luxushäusern: dem Sofitel, dem Hilton, dem Titanic oder dem Hotel de Rome am naheliegenden Bebelplatz.

Jährliches Highlights: Das „Classic Open Air“ und der Weihnachtsmarkt

Jährlich findet auf dem Gendarmenmarkt das „Classic Open Air“ statt. Dabei ist „classic“ eben nicht gleichbedeutend mit „klassisch“. Das Festival setzt sich zu großen Teilen aus Crossover-Veranstaltungen zusammen, was vor allem die Auftakt- und Abschlusskonzerte zeigen. Jedes Jahr im Sommer kann man sich unter anderem auf verschiedene Konzerte mit Songs aus Popkultur, Oper und Klassik freuen. Mehr Infos hier.

Umschlossen vom Französischen und Deutschen Dom sowie dem Konzerthaus findet man inmitten dieser traumhaften Kulisse einen der beliebtesten Weihnachtsmärkte Berlins. Für ein kleines Eintrittsgeld kann man dem weihnachtlichen Bühnenprogramm lauschen und vielfältige Handwerkskunst begutachten und erwerben. Von Schnitzereien bis Keramik ist alles dabei. Wer möchte, kann sich in den beheizten Zelten von Sterneköchen kulinarisch verwöhnen lassen.

Der Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt gehört zu den schönsten in Berlin. Foto: Imago/Westend61

Plauener Spitze und Nussknacker, Räuchermännchen und Schwibbögen, Pyramiden, Leuchtsterne oder Kuckucksuhren bekommt man das ganze Jahr über bei Familie Bahmann. Die betreibt gleich zwei kleine Läden mit sächsischen Kultprodukten: den „Erzgebirgischen Weihnachtsmarkt“ im Nikolaiviertel und das „Sachsenhaus“ am Gendarmenmarkt. Mehr Infos gibt es hier.

  • Gendarmenmarkt Mitte, weitere Infos hier
  • Konzerthaus Berlin Gendarmenmarkt, Programm hier
  • Parlamentshistorische Ausstellung des Deutschen Bundestages Gendarmenmarkt 1, Deutscher Dom, Di.-So. 10–18 Uhr (Mai-September bis 19 Uhr), für Gruppen (mehr als 10 Personen) ist eine Anmeldung ist notwendig, alle Infos hier
  • Hugenottenmuseum Gendarmenmarkt 5, Französischer Dom, Di.-So. 12-17 Uhr, ab 2,50 €, weitere Infos hier

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