Industrial-Rock 

Berlin tut weh: The Soft Moon in der Panorama Bar im Berghain

Von Hedonismus zu Selbsthass: Luis ­Vasquez alias The Soft Moon schlägt sich mit den eigenen Dämonen herum

Foto: Marion Costentin

Berlin holt nicht unbedingt das Beste aus Menschen heraus – diese Erfahrung hat auch Luis Vasquez alias The Soft Moon gemacht. Seit seinem Umzug in die deutsche Hauptstadt im Jahr 2014 habe er viele schlechte Entscheidungen getroffen und tue dies auch weiterhin, erzählte der Kalifornier 2018 in einem Interview zu seinem vierten Album „Criminal“. Die vielen Verführungen und Freiheiten auf der einen, die mangelnde Selbstdisziplin auf der anderen Seite – man kennt das.

Die Konsequenzen schlagen sich auch auf „Criminal“ nieder. Finster klang Vasquez schon immer. Verströmten jedoch frühere Tracks eine unterkühlte Post-Punk-Melancholie nach Art Joy Divisions, bewegt sich der US-Amerikaner kubanischer Abstammung nun näher am aggressiven Industrial-Sound eines jungen Trent Reznor (Nine Inch Nails). Wie bei diesem richtet sich die Wut vor allem gegen die eigene Person: Mit dem „Kriminellen“ im Titel meint Vasquez sich selbst, die Texte kreisen um Selbsthass und Schuldgefühle. „I wish I could be somebody else / Cause it burns“, fleht Vasquez im Opener „Burn“. In „The Pain“ fragt er: „How can you love someone like me?“. Als Erklärungsversuch verweist Vasquez im Interview auf den Einfluss seiner strengen, katholischen Erziehung. Mit einer solchen im Gepäck kann das Leben im hiesigen Sündenbabel natürlich schnell ungemütlich werden. Ist Berlin zu stark, bist du zu schwach.

Panorama Bar im BerghainAm Wriezener Bahnhof, Friedrichshain, Mi 17.7., 19.30 Uhr, VVK 24 € zzgl. Gebühren

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