STADTTEILE
Wedding
Von den Arbeiterbezirken wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder Kreuzberg, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts um Mitte gebildet haben, hat der Wedding wohl noch am ehesten seinen Charakter behalten. Entweder man liebt den Wedding oder man meidet ihn. Seit einigen Jahren wird der Teil Berlins immer attraktiver für junge Leute. Der Wedding kommt? Nein, der Wedding ist da! Ihr müsst nur wissen, wo. Alle wichtigen Themen und Adressen des Stadtteils, findet ihr hier.
Die Geschichte des Wedding
Der Wedding wurde bereits in Urkunden aus dem 13. Jahrhundert als verlassene Siedlung erwähnt. Bis ins 18. Jahrhundert war der Stadtteil kaum besiedelt. Im 14. Jahrhundert betrieben die Menschen aus Berlin hier Ackerbau, später wuchsen hier viele Kiefern und Eichen. Der Bereich wurde dann als „Berliner Stadtheide“ bezeichnet.
Im 17. Jahrhundert entstand rund um den Nettelbeckplatz ein Gutshof, der dem brandenburgischem Kurfürsten überschrieben wurde. Erst 1861 wurde der Wedding zu Berlin eingemeindet und von da an stieg die Einwohnerzahl.1920 wurde der Bezirk Wedding gegründet. Dieser bestand bis ins Jahr 2000. Nach der Verwaltungsreform wurde der Wedding, ebenso Gesundbrunnen, dem Bezirk Mitte zugesprochen.
Nach dem zweiten Weltkrieg und bis zur Wiedervereinigung befand sich der Bezirk Wedding zusammen mit Reinickendorf im französischen Sektor und in West-Berlin. Wir haben zwölf Dinge herausgesucht, die man kennt, wenn man in den 80er Jahren in West-Berlin gelebt hat.
Seit den 1970er Jahren siedelten sich in dem traditionellen Arbeiterviertel viele (vor allem türkische) Gastarbeiter und andere Einwanderer an. Hier war preiswerter Wohnraum vorhanden, wodurch der Bezirk seinen multikulturellen Charakter erhielt.
Wie in vielen Stadtteilen Berlins gibt es auch hier viele Altbauten aus der Gründerzeit sowie Wohnsiedlungen des neuen Wohnens aus den 1920er- und 1950er-Jahren. Kein anderer Bezirk hat so viele Siedlungen dieser Art wie der Wedding. Bestimmend für die Wohnsiedlungen aus den 20er- und 50er-Jahren ist das Afrikanische Viertel, in welchem viele Grünflachen neben den Häusern zu finden sind. Dabei ist der Name des Afrikanischen Viertels ein umstritten, bezüglich der kolonialen Vergangenheit. Neben den Altbauten und Wohnsiedlungen findet man seit den 70er und 80er Jahren Neubauten aus dem sozialen Wohnungsbau im Stadtteil.
Und warum eigentlich „der Wedding“?
Der Wedding gehört zu den wenigen Ortsnamen in Deutschland, die mit einem Artikel benutzt werden. Auch hier scheiden sich die Gemüter in Berlin ob es nun „der Wedding“, „im Wedding“ oder „aufm Wedding“ heißt. Für die meisten ist es wohl wirklich der Wedding. Auch geschichtlich plausibel, denn der Wedding entstand auf dem Gutshof des Ritters Rudolf de Weddinghe. „Im“ und „aufm“ sind hier auch korrekt, nur eben nicht „in“.
Infrastruktur des Wedding
Der Wedding gehört zum Bezirk Mitte und ist sehr gut angebunden. Am Bahnhof Wedding fährt die Ringbahn (S41 und S42). Auch verkehren hier die U-Bahnen U6 von Tegel nach Alt-Mariendorf und die U9, die pfeilschnell durch das Herz des Westens führt. Zudem fahren hier viele Busse und zwei Tramlinien. Ein zentraler Punkt ist der Bahnhof Gesundbrunnen: Vom Mauerblümchen zum Nordkreuz. Mehr zu Bus und Bahnen findet ihr in unserer Rubrik „Nahverkehr“.
Die wichtigste Straße im Stadtteil ist die Seestraße. Diese geht westlich vom Wedding in die Autobahn 100. In Nord-Süd-Richtung durchquert die Müllerstraße den Wedding und führt in die Innenstadt. Fast an der gesamten östlichen Grenze zu Gesundbrunnen verläuft die Bundesstraße 96 und im Nordwesten befindet sich die Autobahn 111.
Durch den Wedding verlaufen auch viele Fahrradrouten, zum Beispiel der Fahrradweg Berlin-Kopenhagen.
Wedding, deine Kieze
Den „einen“ Wedding gibt es gar nicht: die Straßen und Kieze sind hier genauso vielfältig wie die Bewohner:innen. Im Groben besteht der Wedding aus dem Afrikanischen Viertel im Westen (angrenzend an den Volkspark Rehberge), dem Englischen Viertel im Norden, Sprengelkiez und Brüsseler Kiez befinden sich im Süden (ebenso der Schiffahrts-Kanal) und im Osten aus dem Leopold- und Antonkiez.
Nördlich des S-Bahn-Rings wird eher gewohnt. Es ist ruhig und nicht ganz so bunt wie Inneren des Weddings, nur die Müllerstraße ist unterhaltsam. Hier befindet sich hier der BVG-Betriebsbahnhof und auch das Afrikanische Viertel. Östlich des Volksparks Rehberge, findet man exotische Straßennamen. Die Straßennamen repräsentieren, nicht ganz umstritten, die deutsche Kolonialgeschichte. Wir haben zwölf Tipps für das Afrikanische Viertel zusammengestellt. Außerdem befindet sich im Norden der Zentrale Festplatz. Doch richtig zentral und festlich ist er nicht.
Im Inneren des S-Bahn-Rings ist der Wedding lebhaft, bunt und vielseitig. Im Sprengelkiez und im Antonkiez findet man viele hippe Bars und Bio-Cafés. Am Leopoldplatz gibt es am Wochenende einen Flohmarkt. Auch der Schillerpark ist sehr beliebt bei jungen Menschen und Familien. Im Wedding gibt es zwar nicht ganz so viele Kneipen, Cafés, Bars und Restaurants wie in anderen Bezirken der Stadt, dennoch siedeln sich hier immer mehr Lokalitäten an, die den Kiez attraktiver machen.
Besondere Relevanz für den Stadtteil hat die Siedlung Schillerpark im Englischen Viertel. Sie gehört gemeinsam mit fünf anderen Siedlungen in Berlin zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Wedding ist grün!
Vor allem in Richtung Norden ist der Wedding sehr grün und bietet viel Platz für Freizeitaktivitäten. Der Schillerpark war der erste Volkspark Berlins. Hier gibt es gleich drei Seen. Der Volkspark Rehberge entstand in den 1920er Jahren. Neben Liegewiesen befinden sich auch Tiergehege, Spielplätze, eine Rodelbahn, mit 20 Metern Höhenunterschied, Sportplätze und eine Freilichtbühne in dem Park. Zwischen der Seestraße und Transvaalstraße befindet sich der etwas kleinere Goethepark. Achtung! Auch im Ortsteil Charlottenburg gibt es einen Goethepark. Ein ganz besonders schöner Park ist auch der Volkspark Humboldthain: Waldspaziergang und Flakturm-Tour.
Berlin macht sich gerne nackig, das geht auch am Plötzensee. Am Westufer des Plötzensees befindet sich seit den 1920er-Jahren das Strandbad. An sommerlichen Spitzentagen besuchen es bis zu 10.000 Menschen. Im Freibad Plötzensee gibt es übrigens keinen Badespaß für Nazis. Früher wurde der Park auch wegen seiner markanten Fontänen Weddinger Alster genannt: Im Nordhafenpark hat man einen tollen Blick aufs Wasser.
Die Parkanlage ist Schnittpunkt zwischen Moabit, Mitte und Wedding. Zwischen Sprengelstraße und Kiautschoustraße, auf dem ehemaligen Geländer der Flugzeugfirma Rohrbach Metallflugzeugbau, befindet sich der Sprengelpark. Der heutige Park hat eine lange Geschichte als Industriegelände hinter sich, welches ab den 1980er Jahren fast komplett abgerissen wurde.
Ist der Wedding gefährlich?
Trotz der schönen Idylle: Die Kriminalitätsrate im Wedding ist gegenüber anderen Stadtteilen in Berlin vergleichsweise hoch, vor allem im Weddinger Zentrum. Dennoch sinkt die Kriminalitätsrate seit 2016. Hier sind kaum Touristen unterwegs. So mögen Taschendiebe beispielsweise den Alexanderplatz, den Ku´damm oder das Regierungsviertel lieber.