Kommentar

BVG mit eigener Maskenkontrolle: Endlich Bußgeld für Idioten

Ab Mittwoch will die BVG den Beschluss des Senats konsequent umsetzen – dann soll in den Bahnen von eigenen Teams gecheckt werden, ob die Fahrgäste sich auch an die Maskenpflicht halten. Kann, nein, muss man auch machen, findet Sebastian Scherer. Ein Kommentar zur BVG-Maskenkontrolle.

Der Bus kommt – am Mittwoch startet die BVG eine eigene Maskenkontrolle. Bußgeld inklusive. Foto: Imago Images/Manngold
Der Bus kommt – am Mittwoch startet die BVG eine eigene Maskenkontrolle. Bußgeld inklusive. Foto: Imago Images/Manngold

Wer derzeit in Zügen, Bahnen oder Bussen unterwegs ist, kennt das tragische Schauspiel der Dummheit: Während sich erfreulicherweise die Mehrheit immer noch an die Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln hält, ist es doch ein beachtlicher Teil, der überfordert ist. Da gibt es zwei Gruppen: die Komplettversager*innen. Und die Halbbversager*innen.

Während sich erstere ganz und gar verweigern und nicht mal die gute Absicht des Infektionsschutzes vortäuschen wollen, sind sich die anderen offenbar nicht bewusst, was sie sich dort über die Visage gezogen haben. Denn: Die allermeisten tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Also: einen Schutz, der Mund und Nase bedecken soll.

Maskenkontrolle in BVG: Die meisten ohne Schutz sind Männer

Nun lässt sich beobachten, wie viele das nicht kapieren. Diese Vielen sind vor allem Männer. Grob geschätzt sind 80 bis 90 Prozent aller, die ihre Maske mal eben so über die Fresse gezogen bekommen und nicht weiter, Männer. Vielleicht hat das was mit toxischer Männlichkeit zu tun oder dem Willen, den Starken zu markieren. Maske? Für Opfer! Nur die Harten kommen in den Garten. Und alle anderen vielleicht ins Krankenhaus, wegen der dummen Unachtsamkeit weniger Leute.

Hauptsache bedeckt: Nicht alle (und bei jenen vorrangig Männer) kriegen das nicht hin mit der Maske in den Öffis. Nun kontrolliert die BVG sebst. Foto: Imago Images/Contini
Hauptsache bedeckt: Nicht alle (und bei jenen vorrangig Männer) kriegen das nicht hin mit der Maske in den Öffis. Nun kontrolliert die BVG sebst. Foto: Imago Images/Contini

Eine der wenigen Dinge, über die sich ernsthafte Wissenschaftler mehrheitlich einig sind, ist, dass ein vernünftiger Mund-Nasen-Schutz die Verbreitung Coronas zumindest gut eindämmen kann. Wenn denn jeder einen trägt.

Gleichzeitig – möglicherweise auch schlicht auf Druck der Wirtschaft, Lobbyismus und freundschaftliche Beziehungen zu Unternehmen ist ja nicht erst seit Amthor en vogue – ist es kaum verwunderlich, dass die Bevölkerung in Teilen auf Durchzug schaltet. Da geht es nicht nur um die Hetz-Kampagnen etwa der Bild gegen den Virulogen-Popstar Christian Drosten. Sondern um den offenbar intern ausgerufenen Wettkampf der Politiker*innen, welches Bundesland zuerst mit den meisten Lockerungen in die Geschichte eingeht. Dass das wissenschaftlich eher für den Arsch als die Annalen ist – egal.

Maske? Der Wettlauf der Politiker*innen ist für den Arsch statt die Annalen

Gerade im Osten preschen einige Ministerpräsidenten vor. Und die Welt prescht mit. Tageszeitungen fragen ihre Leser*innen in Umfragen, ob die Maskenpflichte für Geschäfte fallen solle (weil das ja nun alles Expert*innen sind). Die „Bild“, natürlich, wer sonst, stachelt mit Kommentaren gegen die Menschen auf, die meinen, die Maske ist zumindest ein wichtiges Werkzeug, die Pandemie in Zaum zu halten. Und dann gibt es all diese Verschwörungstheoretiker*innen mit Aluhut, deren Argumentationen dünner sind als der Sauerstoffgehalt der Luft in manchen BVG-Zügen im Hochsommer.

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Das Leben in vollen Zügen genießen. Aber besser mit Maske. Oder doch nicht? Foto: Imago Images/Zeitz

Womit wir wieder beim eingehenden Thema sind. Der BVG und den Masken. Ja, es nervt, ab und an eine Maske zu tragen. Aber im Ernst: Wenn Erwachsene sich mehr dagegen wehren, eine Maske zu tragen, als Kinder gegen Spinat und Brokkoli statt Chicken Nuggets, ist das vor allem Ausdruck einer infantilen Geistes-Tristesse. Und einer satten Gesellschaft, der es im Schnitt so gut geht, dass selbst minimale Einschnitte – aufgrund einer internationalen Pandemie! – als Aushebung des Grundgesetztes gewertet und mit aller Macht bekämpft werden müssen.

Ob es nun Dummheit ist oder der Irrglaube, es besser zu wissen als Wissenschaftler*innen und Forscher*innen – wer es keine 20 Minuten mit Maske aushält, muss bei Bahnfahrten eben etwas höhere Beförderungspreise einplanen. Und ein paar verachtende Blicke.


Die BVG hat auf Druck von Initiativen die Station Mohrenstraße umbenannt. Ein wenig bekannter Service der BVG sind die Fähren – zumindest die eine, die nur ein Ruderboot ist. Wer diese benutzen will, muss auch da an eine Maske denken – Berliner Designer haben einige schöne Modelle gemacht.

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