Brasil

Caetano Veloso spielt im Tempodrom

Nach 25 Jahren spielt mit Caetano Veloso eine Ikone der brasilianischen Popmusik erstmals wieder in Berlin

Foto: Ney Coelho

Nein, es ist keine Überraschung, dass Caetano Veloso sich deutlich gegen Brasiliens rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro positioniert. Schließlich gehörte der Musiker in den 60er-Jahren zu den Begründern der kulturpolitischen Bewegung Tropicália in Reak­tion auf die repressive Politik der Militärdiktatur und war deshalb zeitweilig ins Exil nach London ge­zwun­gen. Während Bolsonaro dem Militärregime bei jeder Gelegenheit huldigt, zählt Veloso zu den 300 Künstlern, Intellektuellen und Wissenschaftlern, die das Manifest „Demokratie, ja“ unterzeichneten, das vor Bolsonaro als „Gefahr für das zivilisatorische Erbe Brasiliens“ warnte. Kultur und Bildung sind nun auch die ersten Bereiche, denen der neue Rechtsaußen-Präsident in großem Stil die Zuschüsse entzieht, um stattdessen „patrio­tische“ Projekte zu fördern.

Velosos letztes Berliner Konzert fand 1994 im alten Tempodrom statt – einen Tag nachdem Brasi­lien Fußball-Weltmeister geworden war. Man kann sich denken, wie groß die Partylaune war. Doch Veloso hielt den Ball flach und spielte mit seinem alten Weggefährten Gilberto Gil ein großes, aber ruhiges Akustikgitarrenset, das die gespannte Erwartung bis zum Schluss hielt – und dann war wirklich ­Party! Erst 25 Jahre später gibt der heute 77-jährige Sänger und Komponist, auf dessen Konto unzählige Hits und heutige Klassiker der Música Popular Brasileira gehen, wieder ein akustisches Konzert im (nun neuen) Tempodrom. Diesmal kommt er mit seinen Söhnen Moreno, Zeca und Tom, allesamt ebenfalls Musiker. Und womöglich singt er auch „Proibido o Carnaval“ (Verbotener Karneval), seinen neuen Protestsong gegen Bolsonaro. Es wird bestimmt ein Fest.

Tempodrom Möckernstr. 10, Kreuzberg, Di 25.6., 20 Uhr, VVK 61–78 € zzgl. Gebühren

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