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Erzbistum Berlin

Katholische Kirche und Corona: Keine Gottesdienste zu Ostern – und doch voller Hoffnung

Zu Ostern stellt die Corona-Krise auch die evangelische und katholische Kirche vor große Herausforderungen, denn alle Veranstaltungen, Konzerte und natürlich die Messen werden abgesagt. Wir sprachen mit dem Theologen Stefan Förner vom Erzbistum Berlin über die generelle Absage von Gottesdiensten, eine Welle der Solidarität und die Erfahrung, dass das Leben über den Tod siegt.

Corona und Ostern: Der Theologe Stefan Förner ist seit 2003 Pressesprecher des Erzbistums Berlin spricht über die Pandemie und die Feierlichkeiten.
Wegen Corona werden zu Ostern keine Messen und Konzerte in Kirchen stattfinden. Der Theologe Stefan Förner ist seit 2003 Pressesprecher des Erzbistums Berlin, er ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder. Foto: Erzbistum Berlin

tip Herr Förner, wie verhält sich die katholische Kirche grundsätzlich und speziell in Berlin zu der Corona-Pandemie?

Stefan Förner Wir übernehmen Verantwortung, Verantwortung für ältere Menschen, für unsere Einrichtungen, Kitas und Schulen. Deswegen haben wir auch alle Veranstaltungen, auch die Gottesdienste, abgesagt. Wir können in der aktuellen Situation nicht zu Gottesdiensten einladen, weil dies die Ausbreitung des Virus befördern würde.

Auch an Ostern: Zu Gebet und Ruhe bleiben trotz Corona viele katholische Kirchen geöffnet

tip Aber die Kirchen bleiben geöffnet, welche Reaktionen kommen aus der Berliner Glaubensgemeinschaft?

Stefan Förner Unsere Kirchen bleiben nach Möglichkeit zu Gebet und Ruhe geöffnet. Dass die Gottesdienste abgesagt wurden, ist mit Blick auf die Kar- und Ostertage für viele sehr schmerzlich, es überwiegt aber das Verständnis.

Die St. Christophorus Kirche im Berliner Bezirk Neukölln bleibt wegen Corona leer. Auch zu Ostern sind alles Gottesdienste abgesagt.
In Zeiten von Corona bleiben die Kirchen in Berlin leer, wie die Neuköllner St. Christophorus Kirche. Foto: Imago / Rolf Kremming

tip Welche besonderen Herausforderungen kommen in dem Zusammenhang auf Sie zu?

Stefan Förner Online und über soziale Medien erreichen wir viele Menschen, Gottesdienstübertragungen im Fernsehen werden beliebter. Besonders treiben mich die „Offliner“ um, deswegen hat Erzbischof Koch einen Brief an alle Katholiken im Erzbistum Berlin geschrieben, um auch die nicht allein zu lassen.

Der Mittelpunkt des Glaubens „ist im Moment leer“

tip Das Osterfest steht vor der Tür. Was bedeutet die Situation im Hinblick auf die Feierlichkeiten?

Stefan Förner Kirche ist Gemeinschaft und Versammlung, keiner kann alleine glauben. Im Mittelpunkt unseres Glaubens steht eine Mahlfeier, und dieser Mittelpunkt ist im Moment leer. Das ist nur schwer zu ertragen aber unumgänglich.

tip Was empfehlen Sie angesichts der Situation den Berliner Katholiken aber auch Menschen, die nicht katholisch sind?

Stefan Förner Wir wollen uns nicht mit uns selbst beschäftigen. Wir fragen nicht, ob mein Nächster/mein Nachbar katholisch ist. Sondern ob er Hilfe braucht. Das zeigt auch unsere Caritas, die zur Mission Mitmensch aufruft. Ich erlebe eine große Solidarität, die viele Grenzen überschreitet, auch eine Sehnsucht, die uns alle – und zwar beinahe weltweit – verbindet. Ich lade ein, dass wir gemeinsam Karfreitag und Ostern feiern. Wo Christen die zentralen Geheimnisse ihres Glaubens feiern, sind doch die Erfahrung von Trauer und Hoffnung, von Schmerz und Heilung etwas, was uns verbindet. So wie die Erfahrung, dass das Leben über den Tod siegt, sich auch im Frühjahr zeigt, das auch in diesem Jahr nach dem Winter kommt.

tip Eine letzte Frage: Wie glauben Sie, werden wir aus der Krise herauskommen, als Berliner, als Gesellschaft?

Stefan Förner Es ist noch ein wenig voreilig, wenn man jetzt schon von der „Chance in der Krise“ spricht. Aber was jetzt schon deutlich wird: man hört weniger „Aber darauf habe ich doch einen Rechtsanspruch!“ und häufiger: „Ich übernehme Verantwortung“, im Kleinen wie im Großen. Und das wird nachhaltig wirken, hoffe ich.

  • Die Liste der geöffneten Kirchen findet sich auf der Homepage des Erzbistums.

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