Fotografie

On the Road: Das Frühwerk des Fotografen Robert Frank bei C/O Berlin

Das C/O Berlin zeigt das Frühwerk des Fotografen Robert Frank und damit die Entwicklung seiner Bildsprache hin zu „The Americans“, dem Fotobuch-Klassiker überhaupt

© Robert Frank . Courtesy Pace/MacGill Gallery, New York
01 New York, 1948 © Robert Frank . Courtesy Sammlung Fotostiftung Schweiz,
Winterthur

Die Amerikaner mochten seine Fotos einfach nicht, gedruckt wollte sie schon gar keiner sehen. Was Robert Frank, der junge Schweizer fotografierte, entsprach partout nicht dem nationalen Selbstbild: leere öde Tankstellen, einsame Menschen am nächtlichen Stadtrand, verwaiste Friseursalons, verschwommene Landschaften mit zerknüllen US-Flaggen. Meilenweit entfernt waren diese Fotos von der Vorstellung des „American dream“. Dazu kam jene Kompromisslosigkeit, mit der der ausgebildete Fotograf auf Konventionen pfiff. Statt auf Objektivität setzte er auf Bauchgefühl und subjektive Blicke – das war der Fotografie bis dahin fremd. Heute ist sein Band „The Americans“ ein Meilenstein der Fotogeschichte, Generationen von Fotografen hat der lässig-melancholische Roadmovie mit der Kamera geprägt. 1947 war Frank in die Vereinigten Staaten gekommen, als es ihm in der Schweiz zu eng wurde.

Eigentlich sollte Robert Franks „Unseen“ bei C/O Berlin eine Jubiläumsschau sein, doch jetzt ist es eine Gedenkausstellung geworden. Am 10. September kam die Nachricht vom Tod des 94-Jährigen. In Berlin schließt sich nun ein Kreis: Vor 60 Jahren, 1959, erschienen „Die Amerikaner“ in den USA, ein Jahr zuvor in Paris, weil das Buch in den Staaten kein Verlag veröffentlichen wollte. 1985 wurde der Fotoband erstmals in Berlin gezeigt, genau an dem Ort, wo die Bilder jetzt wieder zu sehen sind: im Amerika Haus, wo Frank damals mit dem Erich-Salomon-Preis ausgezeichnet wurde. Es war seine erste Schau in Deutschland.

Das Schöne an dieser Ausstellung ist, dass sie Franks wenig bekanntes, teilweise unveröffentlichtes Frühwerk zeigt –mit der  Entwicklung seiner rauen Bildsprache, bevor er internationale Anerkennung durch die Veröffentlichung der „Amerikaner“ bekam, die natürlich das Herzstück im ersten Stock sind. In Vitrinen sind Kontaktbögen ausgelegt, die zeigen, wie Frank zu seiner Auswahl kam.

In seinen frühen Aufnahmen aus der Schweiz, England, Spanien, Frankreich, Italien und Südamerika ist bereits all das angelegt, was seine Bilder später berühmt machten: das Grobkörnige, die Unschärfe, die schrägen Perspektiven und die angeschnittenen Motive. Und ja, das ewige Zwielicht, das seine „Welt“ nie richtig hell werden ließ. Doch halt, einmal zieht es Frank in eine wunderbare Helligkeit hinein. In einem Park in Paris fotografiert er 1949 – aus der Vogelperspektive – ein Liebespaar auf einer Bank sitzend, ein Regenschirm über ihren Köpfen schafft Distanz. Die typischen Pariser Parkstühle drum herum wirken wie feine, weiche Zeichnungen. In dieser Zeit entstehen ganz untypisch viele Blumen – und Stuhl-Motive. Frank konnte eben auch anders – diese Fotos widmet er seiner späteren Frau.

Dass „The Americans“ überhaupt entstanden, ist einem Peggy-Guggenheim-Stipendium 1954 zu verdanken. Mrs. Guggenheim spendierte ihm noch dazu einen Ford, mit dem Frank kreuz und quer durch die Staaten fuhr. Auf mehreren Hundert Filmen entstanden um die 20.000 Aufnahmen. Aus dieser Fülle wählte Robert Frank 1956/57 rund 1.000 Probeaufnahmen aus. Am Ende blieben 83 Motive für das Buch. Gabriala Walde

C/O Berlin  Amerika Haus, Hardenbergstr. 22–24, Charlottenburg, tgl. 11–20 Uhr, Eintritt 10/ erm. 6 €, bis 18 J. frei, bis 30.11.

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