Drama 

„Der verlorene Sohn“ im Kino

Hässliche Homoheillager

UNERASED FILM

Gerade wird ein Thema mit filmischer Aufmerksamkeit bedacht, das in Deutschland minder bekannt, aber nicht minder wichtig ist: Reparativtherapien, die davon ausgehen, dass ein homo­sexueller Mensch repariert ­werden müsse, also mittels Hypnose, Stromschlägen und anderem Brainwash­ing ein normierter Mensch werden soll. Die Hauptanbieter dieser umpolenden Korrekturlager sind christ­liche Freikirchen. Auf der ­Berlinale war „Tremors“ zu sehen, über einen Mann, den die Familie ins christliche Homoheillager zwingt. Kürzlich lief auf Festivals „The Mis­education of Cameron Post“ über ein Mädchen in Reparativtherapie. Dort wurde ein eher satirischer Zugang gewählt.

„Der verlorene Sohn“ nun bedient sich mit Zeitlupen, Streichern und Rückblenden der konventionellen Stilmittel des Hollywood-Dramas, basierend auf einem auto­bio­gra­fischen Report. Der 2017 Oscar-nominierte Lucas Hedges mimt Sohn Jared, gerade am College, der psychorepariert werden soll, in der Mimik so überzeugend, dass es weh tut. Nicole Kidman brilliert als Mutter, die man für eine Dolly-Parton-Karikatur halten ­könnte, die aber gerade noch versteht, was mit ihrem Sohn geschieht.

In Nebenrollen: das Cannes-gekrönte Wunder­kind Xavier Dolan und der schwule Chartspopstar Troye Sivan. Für ein entsprechend weites Publikum ist der Film gemacht. Das ist nicht zu seinem Nachteil. Homoheillager sind real existierende Orte, aber man kann sie zudem als Allegorie auf eine auch jenseits der Lager homofeindliche Gesellschaft sehen.

Der verlorene Sohn USA 2018, 115 Min., R: Joel Edgerton, D: Lucas Hedges, Nicole Kidman, Russell Crowe, Start: 21.2

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