herbe genrekost

Thriller in Meck-Pomm: „Kahlschlag“ im Kino

Schon sehr lange sind Martin (Florian Bartholomäi) und Eric (Bernhard Conrad) dicke Freunde hier in der mecklenburgischen Pampa. Eric ist mit Frenni (Maike Johanna Reuter) liiert. Und er hat einen Zwillingsbruder: Der daueraggressive Basti (ebenfalls Bernhard Conrad) eckt ständig in der Dorfgemeinschaft an. Durch eine ganz fiese Tat sorgt er dafür, dass Frenni Eric verlässt – direkt in die Arme von Martin. Drei Jahre später nimmt Eric zu Martin Kontakt auf: Man könne doch am Sonntag früh morgens zum Angeln gehen, ganz wie früher …

Protagonist Martin in „Kahlschlag“.
Foto: UCM.One; 2018 Jürgen Olczyk

Ja, es gibt sie noch, die kleinen deutschen radikalen Filme, die auf die abgetretenen Pfade von Fernsehredakteuren pfeifen, deshalb auf eine Förderung durch TV-Sender verzichten und vorwiegend unabhängig ihre Vision von deutschem Kino mit wenig Geld umsetzen. Tini Tüllmanns „Freddy/Eddy“ war 2016 so eine Perle. In beiden Produktionen glänzt ein Ausnahmemime durch eine Doppelrolle: War es in „Freddy/Eddy“ noch Felix Schäfer, so ist es nun Bernhard Conrad.

„Kahlschlag“ ist durch die ständigen Wechsel der Zeitebenen ein virtuos montierter Thriller um Freundschaft, Liebe, Verrat und Heimatverbundenheit. Wie sehr prägt einen die raue Umgebung, was hält eine Freundschaft aus? Dabei geht Autor und Regisseur Max Gleschinski durchaus mit Schmackes zur Sache und führt seinen Thriller in ein ausgedehntes, spannendes Finale. Und dass die Crew dieser mecklenburgischen Genre-Perle auch politisch richtig tickt, das beweist die Nebenrolle für Jan „Monchi“ Gorkow, Frontmann der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet.

Kahlschlag D 2018, 98 Min., R: Max Gleschinski, D: Bernhard Conrad, Florian Bartholomäi, Maike Johanna Reuter, Jan „Monchi“ Gorkow, Start: 5.3.

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