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Die Eisbahn im Berghain

Alle reden von der Eisbahn im Berghain. Wir waren da

Fotos sind wie im richtigen Berghain nicht erlaubt – das ist wohl auch besser so.
Foto: Leaner Milbrecht

Als Kommunikationskunstwerk ist es gelungen. Die gesamte Berliner Zeitungslandschaft berichtete über den wiederentdeckten Trend Eislaufen – sogar das Berghain mache jetzt eine Bahn auf. Im Rahmen der Club Transmediale, Festival für elektronische und experimentelle Musik, öffnete das Berghain heute eine Halle dafür.

Vor dem Kunstwerk stehen zwei Türsteher. Stoisch sitzen sie in der Kälte vor dem separaten Eingang der Halle, winken die Leute ausnahmslos rein. Obgleich leichter zu überwinden, ist die Tür schwerer zu finden: gefühlt fünf Mal muss man abbiegen, bis man an der Rückseite des originalen Berghains endlich fündig wird. Das blaue Licht weist geheimnisvoll den Weg.
Die Bässe wummern, der Industriecharme und die zuckenden Lichter kommen einem bekannt vor, doch dazwischen steht jemand mit Sporttasche, schräg dahinter ein Vater mit zwei Kindern. Ist das nun Berghain, Sport, Kunstinstallation oder Familienausflug? Die Eislauffläche besteht aus Kunststoff-Platten, die wie ein Puzzle zusammengefügt sind. Plastikeis ist wie Fisten ohne Gleitgel. Die Fläche ist zudem erschreckend klein, doch wenn man sich die hilflos staksenden Leute ansieht, die sich lachend aneinander festhalten, wird klar: Keiner kommt hier wirklich her, um eiszulaufen.

Es ist ein Kunstwerk. Eine Performance. In urbaner Marketingguerilla. Der DJ steht in seinem schwarzen Zelt, blaue Lichter zucken über Decke und Betonpfeiler. Auf den Bänken sitzen Leute und quatschen, es gibt sogar eine Bar. Das Ganze taugt damit auf jeden Fall als Trost-Veranstaltung für diejenigen, die auch nach mehrmaligen Versuchen an der „härtesten Tür der Welt“ abgewiesen wurden.   Leander Milbrecht

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