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Dokuarts beschäftigt sich mit Kunst und Kultur in Dokumentarfilmen

„Die Pflanze ist ein Mittel, um Emotionen zu vermitteln“, sagt der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf und definiert sich damit selbst als Künstler. Denn was ist Kunst anderes als der Ausdruck von etwas, das man mit Worten nicht wirklich erklären kann? Der Film „Five Seasons: The Gardens of Piet Oudolf“ von Thomas Piper über den Star-Designer, der statt mit farbigen Blumen lieber mit Gräsern arbeitet und dem der gesamte Zyklus des Wachsen und Vergehens in seinen Gärten wichtig ist, gehört zu den 25 Dokumentarfilmen, mit denen das Festival Dokuarts in seiner mittlerweile zwölften Auflage einmal mehr der Frage nachgeht, wie man künstlerisches Schaffen im Film vermitteln kann.

Kunst ist der Ausdruck von etwas, das man mit Worten nicht erklären kann – Szene aus „Five Seasons: The Gardens of Piet Oudolf“. Foto: Thomas Piper

Die Vorstellung vom Leben als Zyklus, hier geformt von der buddhistischen Vorstellung eines Kreislaufs ohne Anfang und Ende, prägt auch das Schaffen der japanischen Regisseurin Naomi Kawase, ebenso wie ihre Verwurzelung in dem ländlichen Raum, in dem sie aufgewachsen ist. Der Film „Variations Kawase“ von Yves Montmayeur, in dem die Filmemacherin ausführlich ihre künstlerischen Ideen darlegt, ist eines von mehreren Porträts bedeutender Filmschaffender im Programm.

Eher konventionell verfolgt Peter Bogdanovich in „The Great Buster: A Celebration“ das Leben des Komikers Buster Keaton. Bogdanovich unterbricht die Chronologie von Keatons Schaffen nur, um dessen produktivste Jahre mit zehn überwiegend brillanten Langfilmen in der Zeit von 1923 bis 1928 als Höhepunkt an den Schluss seiner Hommage zu setzen. Für Keaton-Kenner bietet der Film wenig Neues, doch er arbeitet solide heraus, warum der Komiker auch ein so genialer Regisseur war: Er verstand es, seine Gags für die und mit der Kamera zu entwickeln.

Genies & Sounds

Ein formal ungewöhnliches Porträt des Universalgenies Orson Welles stellt der Brite Mark Cousins mit seinem Film „The Eyes of Orson Welles“ vor. Von Zeichnungen und Gemälden des Regisseurs, Schauspielers und Magiers ausgehend, entwirft Cousins eine Art offenen Brief an Welles, der nicht mit letzten Gewissheiten aufwartet, sondern immer wieder die Frage stellt, wie der 1985 verstorbene Filmemacher wohl die heutige Welt sehen würde.

Als Innovator, der Methoden zur Schaffung von Soundscapes aus seinen Radio-Hörspielen in sein Meisterwerk „Citizen Kane“ überführte, findet Orson Welles auch einen Platz in „Making Waves: The Art of Cinematic Sound“. Regisseurin Midge Costin, selbst Inhaberin eines Lehrstuhls für Sounddesign, erzählt in ihrem Film die Geschichte des Tons im Kino: vom Stummfilm, der nie wirklich stumm war, bis zu den elaborierten Soundeffekten von heute. Der Schwerpunkt des Films liegt dabei auf den 70er-Jahren, als Sounddesigner wie Walter Murch und Ben Burtt in den Filmen von Francis Ford Coppola und George Lucas die größten Innovationen im Rahmen des kommerziellen US-Kinos vornahmen. Walter Murch erzählt, wie ihn dabei die Musique concrète, John Cage oder die Filme der Nouvelle Vague beeinflussten.

Kein Film über Künstler, sondern selbst Kunst ist hingegen der britische Film „Arcadia“: Mit Material aus dem Archiv des British Film Institute (BFI) entwirft Regisseur Paul Wright eine Art Kompendium des britischen Landlebens: Arbeit, Feierrituale, Jagd. Wobei bereits der Anfang mit seinem „Once upon a time…“ die Idylle ins Land der Märchen verweist: Schrittweise wird der Film immer dunkler, erzählt von Lärm, Dreck, Industrialisierung und Legebatterien. Wright ist zur Eröffnung des Festivals am 10. Oktober anwesend, er wird seine Konzeption dann im Gespräch mit tip-Redakteur Bert Rebhandl erörtern. Lars Penning

Dokuarts 12 Do 10. – So 27.10., Zeughauskino, www.dokuarts.com

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