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Interview

„Eine Nummer mit 62 Moskitos sorgt für großartige Stimmung“

Eine Friedrichstadt-Palast-Revue mit 280 Kindern muss gekonnt sein – José Luna hat für die neue Young Show „Labyrinth der Bücher“ die Kostüme entworfen

Von Robin Hood bis Robinson Crusoe: Helden im „Labyrinth der Bücher“, Foto: Kathleen Springer

Herr Luna, was erwartet den Zuschauer, die Zuschauerin in der Kinder-Revue „Im Labyrinth der Bücher“ im Friedrichstadt-Palast?

In dem Stück geht es um eine Auseinandersetzung der neuen Generation von Kindern, die in eine digitalen Welt hineingeboren wurden und nach und nach immer weniger Kontakt mit analogen Medien wie Büchern haben. Eine der Hauptfiguren hat einen Refugee- Hintergrund und wird zunächst von den anderen Kindern als andersartig wahrgenommen. Aber diese Außenseiterfigur bringt uns die Beziehung zum alten, analogen Medium des Buchs zurück, sie zeigt uns das Glück des Lesens, die schönen Momente, wenn man sich in der Lektüre verliert. Die Kinder begeben sich auf eine Phantasiereise und stoßen dabei auf die großen Klassiker der Weltliteratur, von Robin Hood bis Robinson Crusoe.

Sie sind der Kostümbildner der Show. Ist es ein Traum oder ein Alptraum, die Kostüme für eine riesige Kinder-Revue zu entwerfen?

Auf jeden Fall ist es ein schöner Traum, in dem ich viel von meiner Phantasie beisteuern kann – und muss. Die Aufgabe ist nicht immer leicht, eine perfekte Show ist technisch und in der Ausstattung eines der komplexesten und anspruchsvollsten Bühnengenres. Sie funktioniert nur im Takt der Musik und in den Bewegungen der Darsteller. Man glaubt, die Show ist nur eine schillernde Oberfläche mit viel Glamour, aber für eine gute Show braucht man viel Professionalität, jede Menge Technik, gute Einfälle und extrem viele Arbeitsstunden.

Was ist das Besondere daran, für Kinder zu arbeiten?

Die Theaterarbeit mit Kindern wird etwas unterschätzt, glaube ich. Aber die Kinder von heute sind hoffentlich die Zuschauer von morgen. Außerdem haben Kinder keine Hemmungen, und das macht mich als Designer komplett frei. Ein gelber Baum, ein Mensch so groß wie der Mond, alles ist möglich. Und das ist wunderbar.

Wie viele  Kostüme müssen Sie denn für die Show entwerfen?

Insgesamt sind es 270 Kostüme, die komplett vom Schuh bis zur Perücke hergestellt werden. Es ist das größte Kinderensemble Europas mit 280 Darstellern aus 22 Ländern. Auf der Bühne stehen in jeder Vorstellung 120 Kinder, wir arbeiten immer mit Doppelbesetzungen. Die Logistik ist extrem, man hat teilweise Kostümumzüge von 70 Kindern gleichzeitig.

Wie bitte kommen Sie auf Ideen für fast 300 Kostüme?

Ich liebe die Collage als Ausdrucksform. Die Inspiration kommt dabei aus den verschiedensten Medien. Ich mische Elemente, die aus berühmten Kunstinstallationen, aus dem Kino, von Popkonzerten oder aus der klassischen Literatur stammen können. Was sich dabei ergibt, ist spannend.

Eiserne Regel aller Schauspieler: Gegen Kinder oder Tiere auf der Bühne hast Du keine Chance. Sind die Kinder und Jugendlichen in der Show charmante Rampensäue?

Bei unserer Show stehen ausschließlich Kinder auf der Bühne, kein einziger Erwachsener. Sie sind alles, Schauspieler, Sänger, Tänzer und die Tiere. Eine Nummer mit  62 Moskitos sorgt auf jeden Fall für eine großartige Stimmung.

Hochkultursnobs gehen eher selten in den Friedrichstadt-Palast. Weshalb arbeiten Sie gerne da?

Seit fast zehn Jahren arbeitet der Friedrichstadt-Palast mit großen Designern aus der Modewelt. Der Anspruch an ein qualitativ hochwertiges Resultat ist sehr hoch. Es ist die absolute Haute Couture der Showwelt. Ich bin sehr glücklich, aus den großartigen Ressourcen des Friedrichstadt-Palastes schöpfen zu können und mit all den vielen, unglaublich perfekten Handwerkern und Könnern in den Werkstätten vor und hinter der Bühne. Hier wird für die Phantasie gearbeitet. Und Phantasie braucht jeder Mensch.

Die Königin im „Labyrinth der Bücher“, Foto: Kathleen Springer

Friedrichstadt-Palast
So 17.11., 11.30 Uhr + 15.30 Uhr, Di 19.11.–
Fr 22.11., 16 Uhr,
19,80–104,90 €

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